Verantwortlich für den sexuellen Missbrauch seien die Täter, nicht die Kirche. Schuld hätten immer nur Menschen.

Hamburg/München. Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz lehnt eine Entschuldigung der katholischen Kirche ab. Verantwortlich für den sexuellen Missbrauch seien die Täter, sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann in einem Interview mit „Focus Online“. „Die individuelle Schuld könnte durch eine Entschuldigung der Institution Kirche vernebelt werden“, sagte der Geistliche. Es sei genauso falsch zu sagen, die Kirche sei Schuld, wie es falsch sei, zu sagen, die sexuelle Revolution oder die Reformpädagogik sei Schuld. Schuld hätten immer nur Menschen.

Ackermann sagte auch, es sei sicher ein Fehler gewesen, dass der Augsburger Bischof Walter Mixa Ohrfeigen nicht sofort zugegeben habe. Mixa war unter massiven Druck geraten, weil er in seiner Zeit als Stadtpfarrer im oberbayerischen Schrobenhausen (1975 bis 1996) Heimkinder geschlagen haben soll. Der Bischof hatte dies zunächst geleugnet, dann aber doch „Ohrfeigen“ eingeräumt. Nach wochenlanger Kritik hatte Mixa dann dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Bei der Missbrauchs-Hotline der katholischen Kirche gibt es weniger Anrufe. In der vergangenen Woche wählten „nur noch“ 720 Anrufer die kostenlose Nummer 0800-1201000, sagte ein Sprecher des Bistums Trier am Dienstag. Knapp 230 Gespräche wurden geführt. Die Telefonberatung ist seit Ende März geschaltet, um Opfern von sexuellen Übergriffen in katholischen Einrichtungen eine Anlaufstelle zu bieten. In den ersten fünf Wochen habe es etwa 1800 Gespräche gegeben. Die Hotline soll bis September 2011 geschaltet bleiben.

Unterdessen gestand ein in Südafrika lebender deutscher Priester den sexuellen Missbrauch an einem deutschen Jungen. Das teilte das Bistum Aachen mit. Der Mann erstattete per Fax Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft Krefeld, nachdem die Behörde Ermittlungen aufgenommen hatte. Der Mann steht in Südafrika wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht. Der Geistliche war nach seinem Dienst im Bistum Aachen, zwischen 1994 bis 2007, in die Auslandsseelsorge der Bischofskonferenz gewechselt.

Das Erzbistum Köln beurlaubte mit sofortiger Wirkung einen Priester wegen sexuellen Missbrauchs, der bis zuletzt in einer Gemeinde tätig war. Er sei geständig und erkenne mit großer Scham seine Schuld an. Demnach hatte der Mann in den 70er Jahren einen Jugendlichen missbraucht. Strafrechtlich sei die Tat bereits verjährt, dennoch sei die Staatsanwaltschaft informiert worden.

Seit immer mehr Missbrauchsfälle bekanntgeworden sind, steigt die Zahl der Kirchenaustritte. Allein im Bistum Münster verließen allein im März 1084 Katholiken ihre Kirche, etwa doppelt so viele wie im März 2009. Während die Austritte im Januar und Februar noch moderat waren, seien sie im März „sprunghaft“ gestiegen, teilte die Bischöfliche Pressestelle in Münster mit.