Das Verbot von Killerspielen, Kontrolle von Schützenvereinen, schärfere Waffengesetze – Politiker aller Parteien streiten nach der Bluttat von Winnenden über politische Konsequenzen. Generalbundesanwältin Monika Harms sagte dagegen dem Abendblatt, dass Amokläufe kaum zu verhindern seien.

Hamburg. Generalbundesanwältin Monika Harms hat sich skeptisch gezeigt, dass sich Taten wie der Amoklauf von Winnenden verhindern lassen. "Wenn es stimmt, dass viele Amokläufer zuvor höchst unauffällig waren, wird es eine schlüssige Erfolgsformel zur Vermeidung solcher Ereignisse nicht geben können", sagte Harms in einem Interview des Hamburger Abendblatts (Sonnabendausgabe).

"Ich glaube nicht, dass es Versäumnisse gab", fügte die Generalbundesanwältin hinzu. "Bei dem Amoklauf von Winnenden wie auch dem von Erfurt handelt es sich um entsetzliche Tragödien, die in ihrer Sinnlosigkeit alles sprengen, was man menschlich nachvollziehen kann." Eine Gewähr für völlige Sicherheit "kann es ohnehin nicht geben".

Damit widersprach Harms Politikern, die als Konsequenz aus der Bluttat schärfere Gesetze gefordert hatten. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) kündigte im Abendblatt (Freitagsausgabe) an, er wolle eine neue BundesratsiniVerbot von gewaltiative für ein totales Verbot von gewaltverherrlichenden Computerspielen prüfen lassen. "Killerspiele sind schlicht abartig und sollten komplett verboten werden", sagte Schünemann. Verstärkte Kontrollen an Schuleingängen lehnte Schünemann dagegen ab: "Schulen sollten jetzt nicht in Hochsicherheitstrakte umgewandelt werden."

Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Sebastian Edathy (SPD) hatte zuvor gegenüber der Welt den Einsatz von Metalldetektoren an Schulen nicht ausgeschlossen. Baden- Württembergs Kultusminister Helmut Rau (CDU) hielt dagegen, die Schulen sollten nicht mit Metalldetektoren oder Wachmannschaften zu Festungen ausgebaut werden: "Wenn wir die Schule zu einem Hochsicherheitstrakt machen, ist das eine Botschaft, die für die Schule und die Gesellschaft nur schwer zu verkraften ist."

Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech wandte sich gegen ein schärferes Waffenrecht: Dies nütze nichts, wenn wie im aktuellen Fall die Vorschriften nicht eingehalten würden.

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) rief Schützenvereine dazu auf, ihre Mitglieder künftig besser zu kontrollieren. "Die Schießsportvereine müssen ihre Mitglieder noch stärker in die Verantwortung nehmen", sagte Zypries der "Rheinischen Post". Die Aufbewahrungspflichten im Waffengesetz müssten unbedingt eingehalten werden - der 17-jährige Amokläufer Tim K. hatten seinen Vater oft zu Schießübungen im Schützenverein begleitet, die von Tim K. verwendete Tatwaffe lag im Elternschlafzimmer. Ein Verbot, Waffen zu Hause aufzubewahren, lehnt Zypries dagegen ab. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalle sprach sich dagegen im "Tagesspiegel" auch für eine Verschärfung des Waffenrechts aus.