Die meisten schießen aus Notwehr. Die Beamten handeln immer besonnener. Trotzdem starben sechs Menschen durch Polizeikugeln.

Berlin. Die Gewalt gegen die beamten steigt. Doch Deutschlands Polizisten bleiben insgesamt gelassen. Beim Griff zur Dienstwaffe ist ein rückläufiger Trend erkennbar. Die Zahl der Fälle, in denen Polizisten Warnschüsse abfeuerten, sank im vergangenen Jahr mit 51 Warnschüssen auf den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren. Das belegen Zahlen für die Innenministerkonferenz (IMK), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

Demnach mussten die Polizisten 2009 in 33 Fällen direkt auf Menschen schießen. Auch das ist im Vergleich zu den Vorjahren wenig – nur 2006 zeigt die Statistik mit 27 Fällen eine noch kleinere Zahl. Die 33 Fälle mit gezielten Schüssen aus dem vergangenen Jahr kosteten sechs Menschen das Leben. Das ist in etwa Durchschnitt in der bis 1998 zurückreichenden Statistik, die mit drei Toten 2003 den niedrigsten und mit 15 Toten 1999 den höchsten Wert zeigt.

Die Zahl der von Polizeikugeln verletzten Menschen fiel diesmal mit 21 Fällen ebenfalls gering aus. Nur in den Jahren 2006 und 2008 hatte es mit 15 Fällen noch weniger Verletzte gegeben. Der Höchstwert stammt aus 1998, als Polizeikugeln 42 Menschen verletzten.

Am häufigsten schossen deutsche Polizisten 2009 wie auch in den Vorjahren aus Notwehr: 27 der 33 Fälle fallen in diese Kategorie. Polizeigewerkschaften und Politik beklagen seit längerer Zeit die deutschlandweit steigende Zahl gewaltsamer Übergriffe auf Polizisten.

Nur in absoluten Ausnahmesituationen dürfen Polizisten auf Menschen schießen. Notwehr ist der häufigste Grund für den Einsatz der Dienstwaffe. Aber nicht nur die Selbstverteidigung erlaubt das Schießen im Ernstfall: Wenn etwa schwere Verbrechen oder die Flucht eines gefährlichen Täters nicht anders zu verhindern sind, dürfen Polizisten unter Umständen ebenfalls schießen. Immer muss die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Falls noch möglich, muss der Gebrauch der Waffe angedroht oder ein Warnschuss abgefeuert werden. (dpa)