Politisches Vakuum lässt Raum für Chaos und Gewalt. Libyer hoffen, dass bald neue Regierung benannt wird, die die Waffen einsammelt

Tripolis. In Libyen tragen verfeindete Stämme und Milizen ihre Meinungsverschiedenheiten mit Waffen aus, die sie sich 2011 für den Krieg gegen die Truppen von Muammar al-Gaddafi beschafft hatten. In der Stadt Sleitan starben zwölf Menschen, als Angehörige zweier Stämme am Donnerstagabend aufeinander losgingen. Lokale Medien sprachen am Freitag von 40 Verletzten. Das Gefecht hatte begonnen, nachdem ein Angehöriger eines Stammes ein Mitglied des anderen Stammes getötet hatte.

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In der Stadt Tarhuna südöstlich von Tripolis beschlagnahmten Truppen der Übergangsregierung mehr als 100 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sowie 30 Raketenwerfer. Sie gehörten einer Miliz, an deren Loyalität zur Regierung Zweifel aufgekommen seien, hieß es. Angeblich sollen auch die Drahtzieher einer Anschlagserie, die Anfang der Woche in Tripolis zwei Wachleute das Leben gekostet hatte, zu einer Brigade aus Tarhuna gehören.

Keine Informationen gab es zu den Ergebnissen einer Sitzung des Allgemeinen Nationalkongresses zu Sicherheitsfragen. Das Übergangsparlament hatte am Donnerstag hinter verschlossenen Türen getagt. Es soll demnächst einen neuen Regierungschef benennen, der dann ein neues Kabinett bilden soll. In der aktuellen Regierung werden die Ressorts Verteidigung und Inneres von Politikern besetzt, die sich auf die Unterstützung der Revolutionsbrigaden der Städte Sintan und Misrata stützen.

Der amtierende Übergangsregierungschef Abdel Rahim al-Kib ordnete derweil die Zerstörung des von Nato-Angriffen stark beschädigten ehemaligen Sitzes von Gaddafi in Tripolis an. An der Stelle des Komplexes Bab al-Asisija, der in der Nähe des Flughafens liegt, sollten Parks und ein Kulturzentrum entstehen. (dpa)