Wahlkommission in Tripolis gibt Endergebnis bekannt. Trotz Wahlsieg ist Mehrheit für Mahmud Dschibri im neuen Parlament noch nicht sicher.

Tripolis. Nun ist es offiziell: Der frühere libysche Ministerpräsident Mahmud Dschibril ist Sieger der ersten freien Wahlen in dem nordafrikanischen Land. Die moderat-islamische Allianz Dschibrils erhält nach Angaben der Wahlkommission in Tripolis 39 der 80 für politische Parteien reservierten Sitze im neuen Parlament.

Dschibril war Gründungsmitglied des Nationalen Übergangsrats und von März bis Oktober 2011 und Vorsitzender dessen Exekutivrats. Seither ist er der Vorsitzende der Allianz Nationaler Kräfte. Dschibril war während des Aufstands als das Gesicht der Revolte gegen Machthaber Muammar Gaddafi bekannt geworden

Wie die Wahlkommission am Dienstag unter Berufung auf das Endergebnis der Abstimmung am 7. Juli weiter mitteilte, kommt der libysche Ableger der islamistischen Moslem-Brüder, die Partei für Gerechtigkeit und Aufbau, auf 17 Abgeordnete. 20 Sitze gingen an unabhängige Kandidaten, deren politische Richtung zunächst nicht klar war. Sie dürften bei der Bildung einer Koalition eine wichtige Rolle spielen. Das Wahlergebnis bedeutet deshalb nicht automatisch eine Mehrheit für Dschibril.

Das Ergebnis kam einer seltenen Niederlage für die Islamisten im Arabischen Frühling gleich, die aus den Parlamentswahlen in Ägypten und Tunesien jeweils als stärkste Kraft hervorgegangen waren. Aufgabe der insgesamt 200 Sitze umfassenden Nationalversammlung ist nun die Bildung einer Regierung, die den Nationalen Übergangsratablöst, der seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al Gaddafi im vergangenen Jahr das Land übergangsweise regierte. Das Parlmament setzt den künftigen Ministerpräsidenten ein, verabschiedet Gesetze und bereitet vollständige Wahlen für den Zeitraum nach der Erarbeitung einer Verfassung im kommenden Jahr vor.

Die Parlamentswahl war die erste freie Abstimmung in Libyen seit einem halben Jahrhundert. Fast 2,9 Millionen Libyer oder 80 Prozent der Wahlberechtigten hatten sich zur Wahl registrieren lassen. Nach Angaben der Wahlkommission gaben 62 Prozent der Wahlberechtigten, rund 1,7 Millionen Menschen, letztlich ihre Stimme ab. Fast 40 Prozent der Wähler waren demnach Frauen. (reuters, ap, abendblatt.de)