Er war Kampfpilot und wollte wie sein Vater Kaiser des Iran werden. In der Krise seiner Heimat will der junge Reza Pahlewi nun helfen.

Washington/Hamburg. Der Pfauenthron ist der Inbegriff kaiserlicher Prachtentfaltung. Über Jahrhunderte symbolisierte das mit Gold und Edelsteinen reich verzierte Sitzmöbel den Herrschaftsanspruch der iranischen Schahs. Der Pfauenthron steht heute in einem Museum in Teheran. Und der Mann, der sich als sein rechtmäßiger Erbe versteht, muss mit schlichteren Sitzgelegenheiten Vorlieb nehmen. Reza Pahlewi, Sohn des letzten Schahs und früherer Kronprinz, lebt im US-Exil. In den Protesten im Iran sieht er seine Chance gekommen, er träumt von einer Rolle bei einem demokratischen Neubeginn.

Seinen Anspruch auf den Thron hat der Kaisersohn nie aufgegeben. Pahlewi führt einen sehr persönlichen, emotionalen Kampf gegen Irans Herrscher: Als er bei einer Pressekonferenz in Washington von den getöteten Demonstranten spricht, schießen ihm Tränen in die Augen, er schluchzt. Es sei ein „Schrei nach Freiheit und Demokratie“, was derzeit auf Teherans Straßen ertöne. In dem Volkszorn sehen Pahlewi und eine kleine Gruppe monarchistischer Mitstreiter Parallelen zu jenen Massenkundgebungen, die 1979 zum Sturz seines eigenen Vaters führten. „Die fanatischen Tyrannen wissen, dass die Zukunft gegen sie gerichtet ist“, sagt Pahlewi. Seine Mission sieht er darin, die Herrschaft der Mullahs durch eine parlamentarische Demokratie nach seiner Vorstellung abzulösen.

Wäre sein Vater nicht in der Islamischen Revolution vom Pfauenthron vertrieben worden, dann wäre der heute 48 Jahre alte Pahlewi wohl der uneingeschränkte Herrscher eines zweitausendjährigen Reiches. Doch die Monarchie im Iran ist gestürzt, der gelernte Kampfpilot lebt als Kaiser ohne Land in einem Vorort von Washington. Sein Vater starb 1980 auf der Flucht, seine Mutter Farah Diba lebt in Paris, seine Schwester Leila kam 2001 durch eine Überdosis Drogen ums Leben.

Pahlewis Mission ist heikel. Er weiß um das schmerzhafte Vermächtnis seines Vaters. Der letzte Schah war ein von den USA alimentierter Gewaltherrscher, seine Flucht wurde im Iran weithin als Tyrannensturz gefeiert. Mit der klaren Forderung nach einer Rückkehr zur Monarchie würde der Schah-Sohn die Erinnerung an den unpopulären Vater aufleben lassen. Also verlangt er lediglich, dass das Volk über eine neue Regierungsform abstimmen müsse. Sollte das Volk ihn rufen, daran lässt er keinen Zweifel, stünde er bereit.

Obwohl er sich nach dem Tod seines Vaters selbst zum Schahinschah, zum „König der Könige“, ausriefen ließ, führt Pahlewi seinen Kampf weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. Die Unruhen im Iran verschaffen ihm endlich die gewünschte Aufmerksamkeit. Vor den Hauptstadt-Journalisten in Washington wetterte Pahlewi gegen die „Tyrannen und ihre Schergen“ auf den Straßen von Teheran. Er warnte vor einem „nuklearen Holocaust“, sollten sich die konservativen Kleriker durchsetzen.

Pahlewi glaubt, dass die Tage der Islamischen Republik im Iran gezählt sind und viele Iraner seine Ideen für die Zukunft teilen. Wie groß seine Gefolgschaft tatsächlich ist, lässt sich kaum ermitteln. Monarchistische Parteien sind im Iran streng verboten, der Ruf nach einer Rückkehr der Pahlew-Dynastie ist bei den Protesten der vergangenen Tage im Iran jedenfalls nicht vernehmbar laut geworden. Viel deutet darauf hin, dass der Pfauenthron weiter im Museum bleiben wird.