Schwere Zusammenstöße zwischen Militär und Demonstranten: Soldaten stürmten mit Schlagstöcken den Tahir-Platz und steckten Zelte in Brand.

Kairo. Eine neue Welle der Gewalt rollt über Ägypten: In Kairo ist es am Sonnabend erneut zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Soldaten mit Schlagstöcken stürmten den zentralen Tahir-Platz in der ägyptischen Hauptstadt, schlugen auf die Menschen ein und setzten deren Zelte in Brand. Zuvor hatten Demonstranten bei den Protesten gegen die Militärregierung mit Steinen geworfen und sich mit den Sicherheitskräften angelegt. In der Nähe des Platzes stand ein Gebäude in Flammen. Am Vortag waren bei den schwersten Zusammenstößen seit dem Ausbruch des Volksaufstandes, der im Februar zum Sturz von Präsident Husni Mubarak führte, nach Berichten des staatlichen Fernsehens acht Menschen getötet und mehr 300 verletzt worden.

Viele Demonstranten flohen am Samstag vor den Soldaten in Seitenstraßen des Platzes. Ein Reuters-Reporter berichtete, wie die Sicherheitskräfte auch weiter auf Menschen einschlugen, die bereits am Boden lagen. Warnschüsse waren zu hören. Am Vorabend hatten Demonstranten Brandsätze und Steine geworfen, während die Soldaten Schlagstöcke und Elektroschocker einsetzten. Über dem Parlament und die Regierungsgebäude in der Innenstadt lagen dichte Rauchwolken.

Über den Auslöser der Gewalt gab es widersprüchliche Angaben. Der von der Armee eingesetzte Ministerpräsident Kamal al-Gansuri sprach von Angriffen der Demonstranten auf Gebäude des Parlaments und des Kabinetts, die abgewehrt werden mussten. In staatlichen Medien hieß es, ein junger Mann sei auf das Gelände des Parlaments gegangen, um einen Fußball zurückzuholen. Dort sei er von der Polizei und Wachleuten geschlagen worden. Anderen Darstellungen zufolge wollte der Mann dagegen sein Lager dort aufschlagen und löste dadurch Handgemenge mit den Sicherheitskräften aus.

In Ägypten finden derzeit die ersten freien Parlamentswahlen statt, die den Übergang zu einer Zivilregierung ebnen sollen. Die Abstimmung in mehreren Runden soll im Januar abgeschlossen werden. Für Juni sind Präsidentschaftswahlen geplant. Seit dem Sturz Mubaraks herrscht ein Militärrat.