In mehreren US-Städten hat die Occupy-Bewegung zum zweimonatigen Bestehen erneut mobil gemacht. In New York eskalierte die Situation.

New York. Belagerungszustand nicht nur an der Wall Street: Bei landesweiten Protesten von Anhängern der Bewegung Occupy Wall Street sind am Donnerstag allein in New York mindestens 300 Demonstranten festgenommen worden. Am "Day of Action“, dem "Tag der Aktion", der das zweimonatige Bestehen der Occupy-Bewegung markierte, versammelten sich nach Aufrufen über Netzwerke wie Facebook mehr als 1.000 Demonstranten unweit der New Yorker Börse. Viele beteiligten sich auf etlichen Straßenkreuzungen an Sitzblockaden auch in U-Bahnstationen, die zum Teil von Bereitschaftspolizisten wieder aufgelöst wurden. In den späten Abendstunden liefen die Massen mit Lichtern und Plakaten über die Brooklyn Bridge.

Zehn Demonstranten und sieben Polizisten wurden bei den Zusammenstößen in der Nähe der Börse verletzt. Einigen Beamten soll von den Aktivisten eine brennende Flüssigkeit in die Augen gespritzt worden sein. Ein Mann wurde in Polizeigewahrsam genommen, weil er mehreren Polizisten offenbar Essig ins Gesicht spritzte, wie die Behörden mitteilten.

In anderen US-Städten fanden weitgehend friedliche Proteste gegen das weltweite Finanzsystem statt, unter anderem in Washington, Boston und Chicago. In Los Angeles zogen rund 500 Occupy-Anhänger durch das Bankenviertel und skandierten: "Die Banken wurden gerettet, wir aber ausverkauft!“ In Portland wurden 20 Personen wegen einer Sitzblockade auf einer Brücke festgenommen. In Las Vegas nahm die Polizei 21 Aktivisten in Gewahrsam.

Polizei verstärkt Sicherheitsvorkehrungen um die Wall Street

In New York hinderten Straßensperren die Aktivisten bei den Protestmärschen tagsüber daran, direkt zur New Yorker Börse vorzustoßen. Die Polizei hatte ihre Sicherheitsvorkehrungen um das ohnehin seit zwei Monaten weitgehend abgeriegelte Gebäude verstärkt. Eisengitter und Beamte in Kampfmontur versperrten den Demonstranten den Weg ins Herz des Finanzbezirks. Menschen, die zu ihren Arbeitsplätzen wollten, mussten scharfe Kontrollen über sich ergehen lassen. Ihr Vorhaben, die Börse lahm zu legen, konnten die Demonstranten jedoch nicht umsetzen.

Zu Festnahmen und Zusammenstößen kam es anschließend, als einige Aktivisten versuchten, die Metallabsperrungen rund um den Zuccotti Park, dem früheren Nachtlager der Bewegung, wegzutragen. Bei einem "Sit-in“, einer "Sitzbesetzung“ am nahe gelegenen Foley Square direkt vor dem Gerichtsgebäude kam es später zu neuen Festnahmen. Die Stimmung zwischen der Polizei und den Anhängern von "Occupy Wall Street“ war diese Woche aufgeheizt worden, als die Demonstranten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem Zuccotti Park vertrieben wurden. Bürgermeister Michael Bloomberg hatte das Zeltlager in der Nacht zum Dienstag räumen lassen. Es kam zu Festnahmen, die Demonstranten machten am darauf folgenden Morgen mit Sprechchören ihrem Unmut Luft.

"Occupy Wall Street“ ("Besetzt die Wall Street“) kämpft seit Mitte September gegen die Macht der Banken und für mehr soziale Gerechtigkeit. Die Bewegung hat in New York ihren Ausgangspunkt genommen und sich rund um die Welt ausgebreitet. In den Augen der Demonstranten steht das bekannte Börsengebäude an der Wall als Symbol für die verhasste Finanzwelt, für die Ausbeutung der einfachen Menschen durch eine kleine Elite.

Mit Material von dpa und dapd