China droht: Wer nach Oslo reist, muss Konsequenzen fürchten. Preisträger Liu Xiaobo ist in Haft, seine Frau steht unter Hausarrest.

Oslo. Der Friedensnobelpreis wird in diesem Jahr voraussichtlich nicht übergeben, weil voraussichtlich niemand von der Familie des Preisträgers, des chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo, 54, zur Zeremonie kommen kann. Das teilte das Nobelpreiskomitee in Oslo mit. Liu sitzt im Gefängnis und seine Frau ist nach der Bekanntgabe der Entscheidung Anfang Oktober unter Hausarrest gestellt worden. Der Sekretär des norwegischen Nobelpreiskomitees, Geir Lundestad, sagte, niemand von Lius Familie habe angekündigt, zur Preisübergabe am 10. Dezember nach Oslo zu kommen. Sollte sich nicht in letzter Minute noch etwas ändern, werde das Nobel-Diplom und die Medaille bei der Zeremonie nicht übergeben werden. Der Nobelpreis ist mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotiert.

China hat Druck auf andere Staaten ausgeübt, keine offiziellen Vertreter zur Preisverleihung zu entsenden. Lundestad sagte der Nachrichtenagentur AP, die Botschafter von Russland, Kuba und Kasachstan hätten Einladungen abgewiesen. China Regierung hat die EU-Länder und andere Staaten aufgefordert, der Verleihung fernzubleiben. Andernfalls müsse man „Konsequenzen tragen“, hieß es aus dem Außenministerium in Peking. Chinas Führung hat die Vergabe des Preises an den zu elf Jahren Haft verurteilten Liu stark kritisiert und im Gefolge Ministertreffen mit Norwegen abgesagt. Liu tritt für Demokratie und Meinungsfreiheit in seinem Land ein. Die Bundesregierung und andere EU-Länder haben die Teilnahme ihrer Botschafter an der Zeremonie zugesagt.