Auch NS-Regimekritiker Carl von Ossietzky war inhaftiert und bekam 1936 den Friedensnobelpreis

Die Geschichte von Liu Xiaobo erinnert stark an das Schicksal des deutschen Journalisten und Literaten Carl von Ossietzky. Er erhielt im Jahr 1936 rückwirkend für das Jahr 1935 den Friedensnobelpreis. Auch er war - wie Xiaobo jetzt in China - in den Jahren zuvor als Regimegegner inhaftiert gewesen.

Der in Hamburg geborene Ossietzky, der als Herausgeber der Berliner Wochenzeitschrift "Die Weltbühne" dem linken, bürgerlichen Lager angehörte, geriet ins Visier der regierungstreuen Justiz, als er 1929 einen Artikel veröffentlichte, der die verbotene Aufrüstung der Reichswehr enthüllte. Zusammen mit dem Journalisten Walter Kreiser wurde er wegen Landesverrats und Verrats militärischer Geheimnisse angeklagt. Ende 1931 wurden beide schließlich zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Kurz vor Haftantritt, nachdem sein Gnadengesuch abgelehnt worden war, veröffentlichte er in der "Weltbühne" noch folgende "Rechenschaft": "Ich gehe nicht aus Gründen der Loyalität ins Gefängnis, sondern weil ich als Eingesperrter am unbequemsten bin."

Nach 227 Tagen Haft wurde er vorzeitig entlassen und bereits im Februar 1933 wieder durch die Nationalsozialisten verhaftet. Nach Misshandlungen im KZ Esterwegen im Emsland wurde er Ende 1934 völlig abgemagert ins Krankenlager verlegt. Angeblich sollen ihm dort Tuberkelbakterien injiziert worden sein. 1936 wurde Ossietzky schwer erkrankt entlassen. Die Gestapo verbat ihm, zur Nobelpreis-Verleihung nach Oslo zu reisen. Am 4. Mai 1938 starb Carl von Ossietzky im Alter von 48 Jahren an Tuberkulose.