Peking könnte einen alten Trick anwenden, um den Kritiker mundtot zu machen. Doch Liu Xiaobo verweigert das, was China „ärztliche Behandlung“ nennt.

Peking/Hamburg. Liu Xia, die Frau des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo, steht weiterhin unter Hausarrest in Peking. Ihre neue Handynummer hat nicht mehr als einen Tag überstanden. Sie wurde wieder gesperrt. Die Polizei blockierte außerdem ein Treffen, das sie mit dem Anwalt ihres Mannes geplant hatte.

Unterdessen wird in Peking und in Oppositionskreisen spekuliert, ob Chinas Führung einen alten Trick anwendet, um Liu Xiaobo mundtot zu machen und ihn auszuweisen. So könnte man dem Inhaftierten eine „ärztliche Behandlung“ erlauben. Das hat Liu Xiaobo abgelehnt. Aus vergangenen Beispielen wusste er, dass die Dissidenten Chinas, die von Peking „aus gesundheitlichen Gründen“ freigesetzt und später ins Ausland geschickt wurden, nie mehr die Chance haben, zurückzukehren. Liu Xia berichtete, ihr Mann werde ein Exil im Ausland nicht akzeptieren.

Wahrscheinlicher ist es, so der Anwalt Shang Baojun , dass Liu Xiaobo Einspruch einlege und eine Revision seines Falles beantrage. Auch wenn das höchste Volksgericht den Revisionsantrag annehme, wisse man nicht, was daraus werden werde, fügt Anwalt Shang hinzu.

Norwegen hat China unterdessen aufgefordert, den Hausarrest der Frau des Friedensnobelpreisträgers aufzuheben. Liu Xias Freiheiten sollten nicht länger beschnitten werden, erklärte eine Sprecherin des norwegischen Außenministeriums. Tags zuvor war einer Delegation der norwegischen Botschaft in Peking ein Besuch bei Liu Xia verwehrt worden. Sie steht de facto unter Hausarrest, seit die Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises an ihren Mann bekannt gegeben worden war. China hat die Entscheidung des Nobelkomitees scharf kritisiert.

Und China hat mindestens vier offizielle Besuche von Funktionären in Norwegen abgesagt. Auch eine norwegische Delegation musste einen für die kommende Woche geplanten Besuch in China absagen. Die chinesischen Behörden hätten keine Zeit für ein Treffen, berichtete die norwegische Nachrichtenagentur NTB.

Mit Material von dpa und dapd.