Der Terrorchef fordert den Abzug aus Afghanistan. Und er spricht aktuelle Themen wie das Burka-Verbot an. Die Franzosen sind alarmiert.

Paris. Die Audiobotschaft mit Drohungen gegen Frankreich stammt nach Einschätzung der Regierung in Paris tatsächlich von Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden. Außenminister Bernard Kouchner hob aber hervor, dass die Drohung „nichts Neues“ und die Alarmstufe in Frankreich bereits „äußerst hoch“ sei. Verteidigungsminister Hervé Morin kündigte indes den Abzug der ersten französischen Truppen aus Afghanistan für 2011 an.

Das französische Außenministerium bestätigte nach einer ersten Überprüfung die Echtheit der vom arabischen Fernsehsender al-Dschasira verbreiteten Tonaufnahme. Osama bin Laden hatte in seiner Botschaft „an das französische Volk“ den Abzug der französischen Truppen aus Afghanistan gefordert. Frankreich sei ansonsten nicht sicher.

„Wenn ihr Geiseln nehmt, nehmen wir Geiseln, wenn ihr unsere Sicherheit bedroht, bedrohen wir eure“, fügte der Al-Qaida-Chef hinzu. Er prangerte ausdrücklich auch das Burka-Verbot in Frankreich an und rechtfertigte die Geiselnahme von fünf Franzosen, die sich in der Gewalt des nordafrikanischen Ablegers des Terrornetzwerks befinden.

„Nicht Bin Laden hält die Geiseln fest“, sagte Kouchner dazu. Er glaube auch, Bin Laden verfüge nicht mehr über dieselben Möglichkeiten wie früher. „Er verschafft sich Gehör“, sagte Kouchner. „Wir haben diese Drohung erwartet“, fügte er hinzu. Es werde weiter alles für eine Freilassung der Geiseln getan.

Zuvor hatte Frankreichs Innenminister Brice Hortefeux bekräftigt, dass die Terrorgefahr für Frankreich „real“ sei und umfassende Wachsamkeit bestehe. Die französische Regierung und Partnerstaaten haben seit dem Sommer mehrfach vor Anschlagsplänen gewarnt. Die Rede war zeitweise auch von Planungen für gleichzeitige Attentate in Frankreich, Deutschland und Großbritannien.

Verteidigungsminister Morin hob hervor, der Zeitplan für den Abzug der ersten französischen Truppen aus Afghanistan ab 2011 habe „überhaupt keine Verbindung“ zu der Bin-Laden-Botschaft. Der Abzug entspreche vielmehr dem Zeitplan der USA und der Nato, sagte er dem Radiosender RTL. US-Präsident Barack Obama hatte den Abzug der ersten US-Soldaten aus Afghanistan für Juli 2011 angekündigt. Auch Deutschland und andere europäische Verbündete wollen im kommenden Jahr mit dem Abzug beginnen. In Afghanistan sind rund 3750 französische Soldaten stationiert.

Der nordafrikanische Al-Qaida-Zweig wird für Anschläge und Entführungen in Mauretanien, Algerien, Mali und im Niger verantwortlich gemacht. Im Juli ermordete die Gruppe einen im Niger verschleppten Franzosen, nachdem bei einem mauretanisch-französischen Militäreinsatz mindestens sechs Al-Qaida-Anhänger getötet worden waren. Die Terrororganisation drohte danach mit Racheakten gegen Frankreich und Franzosen in der Region. Gegenwärtig hat die Gruppe sieben Geiseln, darunter fünf Franzosen, in ihrer Gewalt. In Afghanistan sind zudem zwei französische Journalisten seit mehr als 300 Tagen in Geiselhaft; Osama bin Laden erwähnte sie in seiner Botschaft jedoch nicht.