Die Königin sammelt persönlich das Geschirr ein, schreibt der britische Ex-Premier. Blair über Brown: „Er hat null emotionale Intelligenz.“

London. Tony Blair rechnet ab: Mit seinem Nachfolger Gordon Brown, dem glücklosen britischen Premierminister, mit den Widrigkeiten des Irak-Feldzuges, mit dem Königshaus und Lady Diana – aber auch mit sich selbst. Ob ihm das bewusst ist, als er die Memoiren schrieb, die jetzt in die Buchläden kamen? Denn Blair spricht auch offen über seinen Alkoholkonsum.

Über die 1997 tödlich verunglückte Diana schrieb Blair: Er habe Königin Elizabeth II. damals gedrängt, eine öffentliche Erklärung abzugeben. Und er habe befürchtet, dass sie ihn deswegen für anmaßend halte. Diana habe er als erdverbunden, charmant und intelligent erlebt. Allerdings: Die „Prinzessin der Herzen“ sei auch bockig gewesen und starrsinnig.

Und Blair enthüllt, dass er Diana einen Monat vor ihrem Tod gesagt habe, er fühle sich unwohl mit ihrer Beziehung zu Dodi al-Fayed . In der Nacht ihres Todes vom 30. auf den 31. August 1997 habe ein Polizist am Ende seines Bettes gestanden und ihm die Nachricht von der schweren Verletzung überbracht. Er habe gleich gewusst, dass sie kaum Chancen hatte zu überleben. Um vier Uhr morgens kam die Nachricht beim Premier an. Seine berühmte Trauerrede von der Prinzessin der Herzen habe er auf einem Briefumschlag entworfen.

Über die Queen schrieb Blair: Es sei auch für ihn extrem ungewohnt gewesen, dass auch bei offiziellen Essen im Hause der Windsors die Queen persönlich das Geschirr eingesammelt und zum Spülbecken getragen habe. Hat sie Angst vor Geschirrdieben?

Blair nutzt seine Memoiren auch zur Abrechnung mit seinem Nachfolger Gordon Brown. Er bezeichnete Brown als „unerträglich“. Die Beziehung zwischen ihm und seinem Parteikollegen sei „ehrlich gesagt schwer, bis hin zu unmöglich“ gewesen, sagte Blair in einem Interview mit der BBC, aus dem der Sender unmittelbar vor dem Verkaufsstart Auszüge ausstrahlte. Es sei ihm immer klar gewesen, dass Brown als Premier „niemals funktionieren“ werde, da der frühere Schatzkanzler „null emotionale Intelligenz“ habe. Über den Inhalt des Buches mit dem Titel „A Journey“ (Eine Reise) und mögliche brisante Enthüllungen war in Großbritannien seit Monaten diskutiert worden, da er streng geheim gehalten wurde.

Die Geschichte von Tony Blair und seiner umstrittenen US-Hörigkeit hat längst Eingang in die Literatur und ins Hollywood-Kino gefunden. Roman Polanski hat das (fiktive) Buch von Robert Harris ("Ghost") verfilmt und unter anderem auch in Norddeutschland gedreht . Das Bestsellerbuch und der Kino-Kassenschlager haben die Bezüge zu Blair und seiner umstrittenen Irak-Politik scharf analysiert. Blair warnt in seinen Memoiren vor einer atomaren Gefahr aus dem Iran. Es sei nicht ausgeschlossen, dass eine militärische Intervention gegen den Iran nötig werden könnte.

Nach dem Vorabdruck des Verlages Random House schreibt Blair über den Krieg im Irak: „Auf der Grundlage dessen, was wir jetzt wissen, glaube ich immer noch, dass es ein größeres Risiko für unsere Sicherheit gewesen wäre, Saddam (Hussein) an der Macht zu lassen als ihn zu stürzen.“ Zugleich drückt Blair sein tiefes Bedauern über den Tod zahlreicher Soldaten und Zivilpersonen aus. Er habe viele Tränen um die Toten vergossen.

Für das Buch erhielt Blair dem Vernehmen nach ein Honorar in Höhe von 4,6 Millionen Pfund (5,6 Millionen Euro). Die Einnahmen will er einer Wohltätigkeitsorganisation spenden, die sich um verwundete Kriegsveteranen kümmert.

Blair spricht auch die emotional heiklen Themen an: Er habe „einen Whisky oder einen Gin-Tonic vor dem Abendessen“ getrunken, „dann ein oder zwei Gläser Wein“. Er habe zwar geglaubt, er habe die Kontrolle über seinen Alkoholkonsum, aber ihm sei auch klargewesen, dass die Drinks dabei seien, ihm eine Stütze zu werden.