Die Bundesregierung steht in der Kritik, während die privaten Spenden kräftig anwachsen. Sechs Millionen Menschen sind von Hungersnot bedroht.

Berlin/Brüssel. Die Nothilfe der Bundesregierung für die Flutopfer in Pakistan ist nach Ansicht des „Bündnisses Entwicklung Hilft“ enttäuschend. Die Erhöhung der Soforthilfe von zehn auf 15 Millionen Euro komme zu spät und sei dem Bedarf der Katastrophenregion nicht angemessen, sagte der Geschäftsführer des Bündnisses, Peter Mucke, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Das „Bündnis Entwicklung Hilft“ ist ein Zusammenschluss der fünf deutschen Hilfswerke „Brot für die Welt“, medico international, Misereor, terre des hommes und Welthungerhilfe.

Weil viele Staaten bei der Zusage von Hilfsgeldern zögerlich gewesen seien, hätten sich auch viele Bürger zunächst zurückgehalten, sagte Mucke. Nach der umfangreichen Medienberichterstattung in den vergangenen Tagen seien die privaten Spenden aber deutlich gestiegen. Innerhalb weniger Tage habe sich der Spendenzufluss mit einem Anstieg von 1,7 Millionen Euro auf 4,3 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Ruprecht Polenz (CDU), sagte, Deutschland werde seinen Beitrag bei der Pakistan-Hilfe leisten: Die derzeitige Soforthilfe von 15 Millionen Euro sei nicht das letzte Wort, sagte der CDU-Politiker. Er warb zudem für die Einberufung einer internationalen Geberkonferenz für Pakistan. Außerdem unterstützte er den Vorschlag Frankreichs für eine Katastrophen-Eingreiftruppe der EU.

Die Europäische Kommission wird die Soforthilfe für die Flutopfer in Pakistan von 40 Millionen auf 70 Millionen Euro erhöhen. „Die Lage spitzt sich dramatisch zu“, sagte die EU-Kommissarin für Humanitäre Hilfe, Kristalina Georgieva. Mit dem Geld sollen die Hilfsorganisationen vor Ort unterstützt werden, damit medizinische Versorgung gewährleistet und Unterkünfte und Nahrungsmittel bereitgestellt werden können, teilte Georgieva mit.

Nach Uno-Angaben sind über 20 Millionen Menschen von der Flutkatastrophe betroffen. Sechs Millionen sind unmittelbar von Hungersnot und Seuchen bedroht. Hunderttausende Menschen in den Hochwassergebieten konnten noch nicht erreicht werden.