Das erste Land in Lateinamerika legalisiert die gleichgeschlechtliche Paare. Die katholische Kirche bezahlte Demonstranten.

Buenos Aires. Schwule und lesbische Paare können bald überall in Argentinien heiraten. Nach dem Abgeordnetenhaus stimmte auch eine Mehrheit im Senat für die Zulassung der Homo-Ehe. Damit wird Argentinien der erste Staat Lateinamerikas sein, in dem die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare im ganzen Land möglich ist. Die Entscheidung im Senat fiel nach einer 14-stündigen Marathonsitzung mit 33 Ja-Stimmen. 27 Senatoren votierten dagegen, drei enthielten sich der Stimme. Das Abgeordnetenhaus stimmte der Vorlage im Mai zu. Dass Präsidentin Cristina Kirchner das Gesetz unterzeichnen wird, gilt als sicher. Bislang sind Homo-Ehen in Argentinien nur in der Hauptstadt Buenos Aires und in einigen Provinzen möglich.

Präsidentin Kirchner hatte sich für die Gleichberechtigung von Minderheiten ausgesprochen. Im argentinischen Zivilgesetz gilt nach dem Parlamentsbeschluss künftig der Passus: „Die Ehe soll die gleichen Anforderungen und Auswirkungen haben, unabhängig davon, ob die Partner des gleichen oder unterschiedlichen Geschlechts sind.“

Die Homo-Ehe spaltet Argentinien. Bis in die frühen Morgenstunden hatten Gegner und Befürworter vor dem Kongressgebäude ihre Ablehnung oder Unterstützung demonstriert. Dabei war es zu teils heftigen Wortgefechten und Rangeleien gekommen. Das Abstimmungsergebnis löste großen Jubel unter den Befürwortern aus. Protest kommt vor allem aus der katholische Kirche und evangelikalen Gruppen. Für Jorge Bergoglio, katholischer Erzbischof von Buenos Aires, widerspricht die Homo-Ehe dem Plan Gottes. Héctor Aguer, Erzbischof von La Plata, sprach von „einem kulturellen Krieg gegen das Christliche in unserem Volk“. In Argentinien sind rund 90 Prozent der 40 Millionen Einwohner katholisch.

In anderen Ländern Lateinamerikas dürfen Homosexuelle nur in wenigen Städten und Provinzen wie der mexikanischen Hauptstadt und dem brasilianischen Bundesstaat Río Grande do Sul heiraten. Eine Lebenspartnerschaft mit geregeltem Erb- und Rentenrecht dürfen gleichgeschlechtliche Paare seit 2008 in Uruguay eingehen.

Der Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, hatte das Gesetz als einen „Schachzug des Teufels“ gebrandmarkt. Es sei „Naturrecht“ und nicht kulturelle Konvention, dass eine Familie aus einer Mutter, einem Vater und Kindern bestehe, meinten viele der Demonstranten. Gegen die Homo-Ehe müsse deshalb ein „Krieg Gottes“ geführt werden, sagte Bergoglio. Das Gros der Demonstranten war auf Kosten der Kirche nach Buenos Aires gebracht worden.

Befürworter des Rechts auf gleichgeschlechtliche Ehen demonstrierten ebenfalls im Zentrum der Hauptstadt. Sie äußerten sich entsetzt über die „Rückständigkeit“ der katholischen Kirche. Statt den Menschen vorschreiben zu wollen, wie sie zu leben hätten, sollten diese Katholiken lieber gegen Kindesmissbrauch in ihren eigene Reihen und gegen familiäre Gewalt demonstrieren, meinte eine Teilnehmerin.