Tausende Menschen haben im Zentrum von Kairo gegen die Herrschaft des Obersten Militärrates in Ägypten demonstriert. Und wer wird neuer Präsident?

Kairo. Nach der Präsidentschaftswahl in Ägypten haben sich beide Kandidaten zum Sieger erklärt. Nachdem die Muslimbruderschaft bereits am Montag den Sieg für ihren Kandidaten Mohammed Mursi reklamiert hatte, zog das Wahlkampfteam von Ahmed Schafik am Dienstag nach und erklärte den ehemaligen Ministerpräsidenten zum Gewinner der Stichwahl. Er habe 51,5 Prozent der Stimmen auf sich vereint, sagte sein Wahlkampfsprecher Ahmed Sarhan in einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz.

Aussagen der Muslimbruderschaft, wonach ihr Kandidat Mursi die Wahl gewonnen habe, seien falsch. So habe Schafik rund 500.000 Stimmen mehr als Mursi bekommen. "General Ahmed Schafik ist der neue Präsident von Ägypten", sagte Sarhan. Die Bekanntgabe des offiziellen Ergebnisses der Wahl vom vergangenen Wochenende wird für Donnerstag erwartet.

Die Muslimbrüder hatten ihre Anhänger am Dienstag zu Protesten gegen den regierenden Militärrat aufgerufen. Am Nachmittag versammelten sich einige Tausend Demonstranten auf dem zentralen Tahrir-Platz in der Hauptstadt Kairo. Beobachter gingen davon aus, dass die Menge nach dem Abklingen der Tageshitze am Abend auf Zehntausende anwachsen würde.

Einige Abgeordnete unternahmen den symbolischen Versuch, das Parlamentsgebäude zu betreten. Sie trafen allerdings auf verschlossene Tore und einen Polizeikordon. Das ägyptische Parlament war in der vergangenen Woche vom Verfassungsgericht aufgelöst worden.

Der Militärrat sicherte sich zudem mit einer Übergangsverfassung weitreichende Kompetenzen. So soll der künftige Präsident keinen Einfluss auf die Zusammensetzung des Gremiums haben. Auch der Oberbefehl über die Streitkräfte wird dem Staatschef entzogen. Die Generäle wollen ferner einen 100-köpfigen Ausschuss ernennen, der eine neue Verfassung ausarbeiten soll.

Kritiker bezeichneten das Vorgehen des Militärrates als juristischen Staatsstreich. "Ich bin sehr besorgt über die undemokratische Wendung, die der Übergangsprozess in Ägypten genommen hat", sagte der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter am Dienstag, dessen Carter Center die Wahlen beobachtet hatte.