Erstmals wurden Syrer auf türkischem Gebiet beschossen. Ankara verstärkt die Truppen an der Grenze zu Syrien. China mahnt zu Waffenruhe.

Istanbul/Peking. Die Lage an der türkisch-syrischen Grenze hat sich am Montag nach tödlichen Schüssen auf Flüchtlinge weiter verschärft. Wie türkische Fernsehsender berichteten, wurden erstmals mehrere Menschen auf türkischem Staatsgebiet von Schüssen verletzt, die von syrischen Truppen über die Grenze hinweg abgefeuert wurden. Zudem seien auf syrischer Seite mindestens zwei Menschen getötet und insgesamt elf weitere verletzt worden.

+++ Wieder Opfer in Syrien - schon 21.000 Menschen geflüchtet +++

Auf der syrischen Seite der Grenze war es zu Kämpfen zwischen syrischen Regierungstruppen und Rebellen der oppositionellen Freien Syrischen Armee gekommen. Bewohner des Flüchtlingslagers Kilis in der Grenzprovinz Gaziantep hätten den Rebellen am Morgen zur Hilfe kommen wollen, als diese unter Feuer gerieten.

Bei den Opfern im Lager Kilis handele es sich um zwei syrische Flüchtlinge und einen türkischen Übersetzer, sagte ein Vertreter des Außenministeriums am Montag in Ankara. Der syrische Geschäftsträger sei einbestellt worden. Die Türkei habe ein Ende der Schießereien verlangt. Der Zwischenfall schlage ein neues Kapitel in dem Konflikt auf, zitierte das türkische Staatsfernsehen TRT einen Sprecher des Außenministeriums in Ankara. Die Türkei verstärkte ihren Truppen in dem Gebiet.

In der Türkei halten sich insgesamt fast 24.700 syrische Flüchtlinge auf, wie das Außenministerium in Ankara am Montag mitteilte. Der Syrien-Sonderbeauftrage Kofi Annan wollte am Dienstag syrische Flüchtlinge in der Türkei besuchen.

Bei dem seit mehr als einem Jahr andauernden Aufstand gegen Präsident Baschar al-Assad haben dessen Sicherheitskräfte nach UN-Angaben rund 9000 Menschen getötet. Nach syrischen Angaben sind vom Ausland unterstützte Extremisten für den Tod von 2500 Sicherheitskräfte verantwortlich.

Gewalt in Syrien: China ruft zur Waffenruhe auf

Unterdessen hat China Syrien zur Einhaltung der vereinbarten Waffenruhe aufgerufen. Der Sprecher des Pekinger Außenministeriums, Liu Weimin, sagte am Montag vor Journalisten, die Regierung in Damaskus und alle Beteiligten sollten ihre Verpflichtungen einhalten und ihre Truppen wie verabredet ab Dienstagmorgen zurückziehen. Die Vermittlungsbemühungen des UN-Sonderbeauftragten Annan bräuchten Zeit. Regierung, Opposition und alle betreffenden Parteien sollten mit Annan kooperieren, um die Spannungen abzubauen und auf eine politische Lösung hinzuarbeiten.


+++ Seit Zustimmung zu Friedensplan 232 Tote in Syrien +++


+++ Moskau kritisiert Beschlüsse der Syrien-Konferenz +++

Zuvor hatte das Regime von Syriens Präsident Baschar al-Assad die Vereinbarung für den Waffenstillstand und den Zeitplan wieder infrage gestellt. In einem Kommentar unterstrich die chinesische Staatsagentur Xinhua am Montag, der Waffenstillstand sei "von größter Bedeutung und eine Vorbedingung für eine mögliche politische Lösung in der Zukunft“. Der Kommentar warnte, dass der Plan auseinanderfallen und die Krise eskalieren könnte.

Die Krise in Syrien ist auch ein wichtiges Thema der Gespräche des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Peking. Auf seinem Programm standen am Montag Gespräche mit Regierungschef Wen Jiabao sowie am Dienstag ein Treffen mit Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao.

Mit Material von dpa und rtr