Verfolgung und Inhaftierung von Aktivisten und Journalisten hätten in den vergangenen 24 Monaten stark zugenommen, heißt es in einem Bericht.

London. Kurz vor dem Besuch von Papst Benedikt XVI. auf Kuba verzeichnen Menschenrechtsorganisationen eine Verhaftungswelle. Verfolgung und Inhaftierung von Menschenrechtsaktivisten, Journalisten und Bloggern hätten in den vergangenen 24 Monaten stark zugenommen, heißt es in einem am Donnerstag in London veröffentlichten Bericht von Amnesty International. "Die Taktik ist eine andere, aber die Unterdrückung kritischer Stimmen ist so stark wie eh und je“, betont der Kuba-Experte von Amnesty, Gerardo Ducos.

Früher seien Dissidenten häufig zu langen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Heute würden sie für kurze Zeit inhaftiert und eingeschüchtert. Davon betroffen waren in den vergangen Wochen wieder Mitglieder der Oppositionsgruppe "Damas de blanco“ (Frauen in Weiß). Erst am vergangenen Wochenende wurden mindestens 50 der Bürgerrechtlerinnen auf dem Weg zum Gottesdienst vorübergehend verhaftet, verhört und bedroht.

+++ Kubanische Polizei nimmt "Damen in Weiß" fest +++

Die mit dem Menschenrechtspreis des EU-Parlaments ausgezeichnete Bürgerrechtsorganisation hatte sich im Anschluss an den "Schwarzen Frühling 2003“ gegründet, als im Rahmen einer Verhaftungswelle zahlreiche Regimekritiker inhaftiert und zu jahrelangen Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Ihren Namen trägt die Gruppe, weil die Mütter, Ehefrauen und Töchter der politischen Gefangenen stets nach den Sonntagsgottesdiensten in Weiß gekleidet für Bürgerrechte demonstrieren.

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder teils gewalttätige Übergriffe der staatlichen Sicherheitskräfte gegen die "Frauen in Weiß“. Die kubanische Kirche hatte in den vergangenen zwei Jahren in direkten Gesprächen mit der Regierung die Freilassung der politischen Gefangenen erreicht.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) beklagte zuletzt skandalöse Haftbedingungen in kubanischen Gefängnissen. Heimlich von Häftlingen gedrehte Videos aus der berüchtigten Strafanstalt Combinado del Este zeigten untragbare hygienische Bedingungen, verdorbenes Essen und winzige Strafzellen, so die IGFM.

Benedikt XVI. wird am Montag auf Kuba erwartet. Ob er dabei, wie spekuliert wird, auch Fidel Castro treffen wird, ist noch unklar. Unter anderem stehen Besuche in Santiago de Cuba und Havanna auf dem Programm. Den bislang einzigen Papstbesuch im sozialistischen Kuba absolvierte im Januar 1998 Johannes Paul II. (1978-2005). (KNA)