Nach Protesten im Vorfeld schlug dem Papst bei seiner Ankunft der Jubel der Massen entgegen. Benedikt XVI. verspricht Hilfe im Drogenkampf.

Leon. Protesten und Kritik folgte der Jubel: Papst Benedikt XVI. ist in Mexiko von Hunderttausenden begeistert empfangen worden. Schon bei der Begrüßung durch Präsident Felipe Calderon am Freitagnachmittag (Ortszeit) im zentralmexikanischen Leon sprach der Papst das Problem der Gewalt in dem vom Drogenkrieg zerrütteten Land und die Auswanderung an. Auch forderte er umfassende Religionsfreiheit. Mit Rücksicht auf die Gesundheit des bald 85-Jährigen ist der Sonnabend weitgehend frei von Programmpunkten. Erst am ist Abend ein Höflichkeitsbesuch bei Calderon geplant.

Die Bevölkerung im zentralmexikanischen Bundesstaat Guanajuato bereitete dem Papst zum Beginn seiner sechstägigen Lateinamerikareise einen lebhaften und bunten Empfang. Kinder überreichten ihm ein Blumengebinde, Folkloregruppen sangen und tanzten, viele Menschen säumten den 34 Kilometer langen Weg des Papamobils vom Flughafen zur Unterkunft des Papstes in Leon. Vatikansprecher Federico Lombardi sprach von 600.000 bis 700.000 Menschen, die die Ankunft mitverfolgt hätten.

Präsident Calderon sagte in seiner Willkommensrede, Mexiko glaube an Werte wie Familie, Freiheit und Demokratie. Jedoch leide das Land unter einer gnadenlosen Gewalt des organisierten Verbrechens. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sind allein seit 2006 über 50.000 Menschen dem Drogenkrieg zum Opfer gefallen. Der Papstbesuch in Leon steht unter massiven Sicherheitsvorkehrungen. 13.000 bewaffnete Einheiten sind für den Schutz des Kirchenoberhaupts aufgeboten.

Der mexikanische Bischof Raul Vera Lopez griff Calderon für seine Rolle im Drogenkrieg scharf an. "Er wird mit einer Reihe von 60.000 Toten zum Gottesdienst gehen“, sagte Vera, Ortsbischof von Saltillo, der Tageszeitung "Diario“ (Sonnabend). Er schäme sich, dass der Präsident sich katholisch nenne, aber den Kampf gegen das organisierte Verbrechen seinerseits unter Rechtsverstößen führe. Vera warf dem Staatschef Menschenrechtsverletzungen und den Einsatz der Armee vor. Der Christdemokrat Calderon wird am Sonntag bei einer Messe mit Benedikt XVI. in Leon erwartet.

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Benedikt XVI. sagte nach der Ankunft, er komme "als Pilger des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe“. Die Katholiken des Landes wolle er dazu ermutigen, entsprechend ihrem Glauben "konsequent zu leben“. Mit dem Verweis auf einen verhinderten Leon-Besuch seines Vorgängers Johannes Paul II. 1979 spielte er zugleich auf Schwierigkeiten im Staat-Kirche-Verhältnis an. Die Katholiken müssten "Sauerteig in der Gesellschaft“ sein. Zu den grundlegenden Menschenrechten gehöre das Recht auf umfassende Religionsfreiheit, betonte der Papst.

Die 23. Auslandsreise Benedikts XVI., die ihn am Montag weiter nach Kuba führt, begann mit dem mit dreizehneinhalb Stunden zweitlängsten Flug seines Pontifikats. Länger war er nur zum Weltjugendtag nach Sydney 2008 unterwegs. Während der Begrüßung in Leon bei Temperaturen knapp unter 30 Grad wirkte er erschöpft, während seiner Rede ließ die Stimme nach. Vatikansprecher Lombardi führte dies später auf die Klimaanlage des Flugzeugs zurück. Der Papst sei bei guter Gesundheit und fühle sich "fantastisch“, sagte der Sprecher.

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Seit Montag hatte Benedikt XVI. keine Termine mehr wahrgenommen und auch die wöchentliche Generalaudienz am Mittwoch ausfallen lassen. Bei der Abreise in Rom am Freitagmorgen benutzte er für die wenigen Schritte zum Flugzeug einen schwarzen Gehstock. Es war das erste Mal, dass er sich so in der Öffentlichkeit zeigte. Seit längerem verwendet er einen Stock auch bei Spaziergängen in den Vatikanischen Gärten. Bei Gottesdiensten im weiträumigen Petersdom bedient er sich inzwischen einer fahrbaren Plattform.

Am Sonnabendnachmittag fährt der Papst nach Guanajuato, die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats. Dort ist am Sitz des Gouverneurs eine Begegnung mit Calderon vorgesehen. Am Ende der voraussichtlich halbstündigen Unterredung will Benedikt XVI. vom Balkon aus einen Gruß an rund 300 Kinder und Jugendliche auf der historischen Plaza de la Paz richten. Nach Medienberichten wollen danach 400 Musiker typisch mexikanische Weisen für den Papst spielen. (kna)