Benedikt XVI. ist am Freitag zu einer sechstägigen Reise nach Mexiko und Kuba gestartet. Anonymous hackt Seiten zum Papstbesuch.

Rom/Mexiko-Stadt. Hacker-Angriff, Proteste wegen Missbrauchsfällen, Kritik an zu hohen Kosten: Während Papst Benedikt XVI. am Freitagmorgen zu einer sechstägigen Reise nach Mexiko und Kuba aufgebrochen ist, wird die erste Visite des aktuellen katholischen Kirchenoberhauptes in den spanischsprachigen Teil Lateinamerikas von diversen Protesten begleitet.

Am Donnerstag legte die Hackergruppe Anonymous mindestens zwei Webseiten über den bevorstehenden Besuch Benedikt XVI. in Mexiko lahm. Die Mexikanische Bischofskonferenz teilte mit, ihre Internetseite zum Papst-Besuch sei einem Cyber-Angriff zum Opfer gefallen. Die Website Anonymous IberoAmerica bekannte sich zu diesem Angriff sowie einem weiteren auf die Webseite der Regierung im mexikanischen Bundesstaat Guanajuato, wo der Papst am heutigen Freitag erwartet wird. In einem Video von Anonymous México, das in sozialen Online-Netzwerken verbreitet wurde, hieß es, der Papst-Besuch diene der Unterstützung der konservativen Partei PAN bei der mexikanischen Präsidentschaftswahl am 1. Juli.

Auch in Mexiko-Stadt kam es am Vortag des Papst-Besuches zu Protesten. Wie das Internetportal Milenio am Donnerstag berichtete, warfen die Demonstranten dem Papst vor, Missbrauchsfälle in der mexikanischen Kirche gedeckt zu haben und erklärten ihn zur "Persona non grata“. Zugleich kritisierten sie in der mexikanischen Hauptstadt die ihrer Meinung nach zu hohen Kosten des Papstbesuches im zentralmexikanischen Leon.

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Unterdessen erklärte der regionale Leiter der Ordensgemeinschaft "Legionäre Christi“ in Leon, Patrick O'Connell, auch wenn es zu keinem persönlichen Treffen zwischen den Missbrauchsopfern des Ordensgründers Marcial Maciel Degollado (1920-2008) und Benedikt XVI. komme, so werde das Kirchenoberhaupt "die Opfer nicht allein lassen.“ Der Vorsitzende der Mexikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Carlos Aguiar Retes von Tlalnepantla, unterstrich laut einem Bericht des Internetportals "Terra“, die Maciel-Opfer hätten keine Bitte nach einem Treffen mit dem Papst an die mexikanische Kirche herangetragen.

In Mexiko hatten die Skandale um den vom Vatikan sanktionierten Ordensgründer Pater Marcial Maciel in den vergangenen Monaten Spuren hinterlassen, auch in Form einer Austrittswelle aus der Gemeinschaft.

In Kuba hatte bereits in den vergangenen Tagen eine Verhaftungswelle von Menschenrechtsaktivisten, Journalisten und Bloggern die Menschenrechtsorganisation Amnesty International auf den Plan gerufen.

Trifft Benedikt in Kuba auf Fidel Castro?

Das Kirchenoberhaupt startete am Freitag gegen 9.50 Uhr vom internationalen römischen Flughafen Fiumicino. Sein Eintreffen in der Hauptstadt des zentralmexikanischen Bundesstaates Guanajuato, Leon, wird für 23.30 Uhr deutscher Zeit erwartet.

Bis Montag hält er sich in Leon auf. Dann reist er nach Kuba weiter. Mit Spannung wird erwartet, ist, ob es in der kubanischen Hauptstadt Havanna auch zu einer Begegnung des Papstes mit Revolutionsführer und früheren Präsidenten Fidel Castro kommt. Es ist die 23. Auslandsreise des amtierenden Papstes, der am 16. April 85 Jahre alt wird.

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Benedikt XVI. legte den Flug in der "Sestriere“ zurück. Die Boeing 777 mit gesteigerter Reichweite war seit Wochenbeginn in Fiumicino umgebaut worden. 2008 hatte Benedikt XVI. auf dem Weg nach Australien die gleiche Maschine für den mit 15 Stunden längsten Nonstop-Flug aller Papstreisen benutzt. Die "Sestriere“ wurde 2003 bei der Alitalia in Dienst gestellt.

Erstmals reist Benedikt XVI. in die Region des spanischsprachigen Amerika. Nach der Ankunft in Leon wird der Papst mit dem Papamobil ins 30 Kilometer entfernte Zentrum der 1,5-Millionen-Stadt fahren. Am Sonnabend trifft er abends im historischen Palast Casa del Conde Rul mit Mexikos Staatspräsident Felipe Calderon zusammen; anschließend richtet er einen Gruß an Kinder. Höhepunkt des Aufenthalts ist eine Messe im Parque Guanajuato Bicentenario. Dazu werden rund 750.000 Menschen erwartet.

Mit Material von kna und dapd