Zum Geburtstag von Papst Benedikt XVI. entsteht ein Buch von Prominenten, die sich zu ihren Begegnungen mit dem Kirchenoberhaupt äußern.

Illertissen/München. Zu einem runden Geburtstag gehört eine Festschrift. Zum 85. von Papst Benedikt XVI., den er am 16. April begeht, ist eine ganz besondere Gabe entstanden: ein Buch, bei dem die theologischen Autoren in der Minderheit sind. Am Donnerstagabend wurde es in München vorgestellt. 20 Prominente aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und natürlich der Kirche haben zur Feder gegriffen und ihre Beziehung zum Jubilar zu Papier gebracht. Und zwar ausdrücklich nicht als eine „von oben“ in Auftrag gegebene „Gefälligkeitsarbeit“, wie Papst-Sekretär Georg Gänswein als Herausgeber betont. „Von Zensur keine Spur!“ Die Autoren hätten alle Freiheiten gehabt.

Ein Libero wie Franz Beckenbauer hätte sich auch kaum in die Schranken verweisen lassen. Der Kaiser ist bekannt für seine offenen Worte. Dabei muss es nicht immer um Fußball gehen. Für den ehemaligen Messdiener aus dem Münchner Stadtteil Giesing war die Audienz mit dem bayerischen Papst im Oktober 2005 das Erlebnis schlechthin. Als Botschafter der Fußball-Weltmeisterschaft, die ein Jahr später in Deutschland stattfinden sollte, überreichte Beckenbauer dem Kirchenoberhaupt den offiziellen Wimpel zum späteren „Sommermärchen“. Das dabei entstandene Foto trägt die Sportlegende seither auf Reisen stets bei sich.

„Die Ausstrahlung, die dieser Mann hat, diese innere Ruhe und Würde und seine Herzlichkeit – das hat mich stark beeindruckt“, schwärmt Beckenbauer. Die Begegnung mit Benedikt XVI. habe ihn persönlich verändert. „Ich gehe wieder häufiger in die Kirche.“ Jeden Tag bete er zudem das „Vater unser“, denn daraus schöpfe er Kraft und Stärke.

Sehr persönlich geraten sind gleichfalls die Aufzeichnungen von Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch. Die aus Garmisch-Partenkirchen stammende Doppelolympiasiegerin erzählt, dass ihr der katholische Glaube, der sie in Familie und Klosterschule geprägt habe, bis heute wichtig sei. Auch wenn sie nicht mehr regelmäßig den Gottesdienst besucht. „Beten kann man überall, zu jeder Zeit.“

Kritische Stimmen zu Benedikt XVI. ordnet Höfl-Riesch für sich so ein: „Das Amt, das er innehat, ist zu groß, als dass er es immer jedem recht machen könnte.“ Auch sie selbst könne nicht in allem mit ihm übereinstimmen, bekennt die Wintersportlerin, und ihn trotzdem „als Papst – und als Mensch – wertschätzen und Hochachtung für ihn empfinden“. Gern würde sie ihn selbst einmal treffen. Ein Wunsch, der ihr nicht illusorisch erscheint. „Vielleicht muss ich einfach nur ganz fest daran glauben.“

Als ein „lutherischer Benedikt-Anhänger“ outet sich der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler. Als seine bevorzugten Kirchenväter gibt der streitbare Politiker Joseph Ratzinger und Martin Luther an. Die Begegnungen mit dem einstigen Erzbischof von München-Freising seien „Sternstunden“ gewesen. In besonderer Weise habe der Kardinal „über die Jahre unser aller Bayerischsein“ veredelt.

Mit Freude denkt die Thüringer Ministerpräsidentin und evangelische Theologin Christine Lieberknecht (CDU) an den Papstbesuch 2011 in ihrem Bundesland zurück. Er wirke weiter nach, noch heute erreichten sie Briefe, in denen Menschen angeregt von diesem Ereignis über Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Solidarität nachdächten. Auch mit einer Anekdote wartet sie auf. Beim Vieraugengespräch im VIP-Raum des Erfurter Flughafens habe der Heilige Vater spontan vor der Thüringer Fahne Platz genommen und ihr sozusagen den „Heiligen Stuhl“ überlassen. Dies sei Ausdruck seiner selbstverständlichen Spontanität.

Ein großer Gelehrter, frommer Gläubiger und heimatverbundener Bayer - so stellen die prominenten Autoren den Papst vor. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigt darüber hinaus den „feinsinnigen und manchmal hintergründigen Humor“ von Benedikt XVI., der gerne lache. Für Marx hat diese heitere Seite des Kirchenoberhaupts durchaus theologische Qualität. Sie lasse „das Schwere und Angestrengte leichter werden, weil die Wirklichkeiten dieser Welt ja nicht das letzte Wort haben“.

Von Barbara Just