Mitten im Missbrauchsskandal der Kirche feiert der Papst seine kleines Dienstjubiläum. Italiens Medien loben „Benedetto“.

Rom/Hamburg. Fünf Jahre nach seiner Wahl zum Kirchenoberhaupt war am Montag „Papa-Day“ für Joseph Ratzinger im Vatikan und in Italien. In den stürmischen Zeiten der Kritik am Vatikan und auch an Benedikt XVI. wegen des Missbrauchsskandals hatte die römische Kurie nur ein kleines Programm für den Papst vorbereitet.

Das Programm drückte aber dennoch ein „Zusammenrücken“ der Kardinäle und Bischöfe aus, die Solidarität mit ihrem Kirchenoberhaupt demonstrierten. Etwa 60 Purpurträger von allen Kontinenten luden Benedikt zum Mittagessen in den Ducale-Saal des Vatikans ein. So hatten sie bereits 2007 den 80. Geburtstag des Deutschen gefeiert, den die Italiener gern „Papa Benedetto“ nennen. Wie schon an seinem 83. Geburtstag am vergangenen Freitag konnte es der Papst, der am Wochenende Malta besucht hatte, ansonsten am Jahrestag seiner Wahl ruhig angehen lassen. Ein Konzert zum Jubiläum ist erst zehn Tage später im Vatikan geplant.

Unterdessen trat neben die zahlreichen Glückwünsche an Joseph Ratzinger auch eine besondere Solidaritätsaktion der italienischen Bischofskonferenz. Sie hatte für Montag einen landesweiten Gebetstag in allen Kirchen für den Pontifex ausgerufen, um Nähe mit Benedikt gerade in der Krisenzeit zu zeigen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, wollte für den deutschen Papst in Genuas Kirche San Lorenzo beten, „um Gott zu danken für die aufgeklärte Lehre und für das glasklare Zeugnis des Papstes“.

Katholische Verbände in Italien bereiten zudem eine nationale Solidaritätskundgebung für Ratzinger am 16. Mai auf dem Petersplatz vor. Benedikt war im Zuge des Missbrauchsskandals wiederholt persönlich angegriffen worden, vor allem auch, weil der Kirche Vertuschung in früheren Jahren vorgehalten worden war, als Ratzinger Präfekt der zuständigen Glaubenskongregation in Rom war.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat Papst Benedikt XVI. zum fünften Jahrestag seiner Wahl als „Meister der genauen Analyse und differenzierten Argumentation“ gewürdigt. Ihm gelinge es, im „Nebel der Orientierungslosigkeit“ immer wieder, „klare und sichtbare Wegzeichen zu setzen“, schreibt der Freiburger Erzbischof auf dem Internetportal der Erzdiözese Freiburg. Kardinal Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 zum Nachfolger von Johannes Paul II. (1920-2005) gewählt worden.

Viele seien überrascht gewesen, wie aus dem zuvor oft kritisch bewerteten Glaubenshüter mit dessen Wahl zum Papst plötzlich „unser Joseph Ratzinger“ zum „Benedikt Superstar“ geworden sei. Bei seiner Aufgabe, die Kirche zu leiten und in die Zukunft zu führen, vertraue Benedikt XVI. nicht auf Meinungsforschungsinstitute und die Demoskopie, sondern auf Gott, schreibt Zollitsch.

Der Maltabesuch des Papstes hat in der italienischen Presse ein großes Echo hervorgerufen. Die beiden größten überregionalen Tageszeitungen „Corriere della Sera“ und „La Repubblica“ berichteten jeweils auf der Titelseite. Hinzu kommen eine Doppelseite beziehungsweise eine Seite mit ausführlichen Artikeln im Innenteil.

Die Berichterstattung der italienischen Presse konzentriert sich auf das Treffen von Benedikt XVI. mit maltesischen Missbrauchsopfern. „Die Tränen des Papstes“, lautet die Überschrift im „Corriere della Serra“. „Ratzinger in Tränen“ titelt „La Repubblica“. „Der Papst weint mit den Opfern“, schreibt die römische Tageszeitung „Il Messaggero“.

In einem Kommentar des „Corriere“ heißt es, mit diesem Treffen habe Benedikt XVI. ein weiteres Beispiel dafür gegeben, wie die delikate Aufgabe im Umgang mit sexuellen Missbrauchsfällen zu bewerkstelligen sei. Der Autor zieht eine Verbindung zu den Zusammenkünften des Papstes mit Missbrauchsopfern in New York und Sydney 2008. (dpa/epd/KNA)