Die Begegnung mit Benedikt XVI. sei “fantastisch“ gewesen, sagte eines der Opfer. Der Papst versprach wirksamen Schutz gegen Missbrauch.

Valletta. Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hat Papst Benedikt XVI. auch bei seinem Besuch der Mittelmeerinsel Malta verfolgt. Er traf am Sonntag mit einer Gruppe von Männern zusammen, die nach eigenen Angaben als Kinder von katholischen Priestern missbraucht wurden. Mit Tränen in den Augen habe der Papst versprochen, pädophile Priester zur Verantwortung zu ziehen und junge Leute vor Missbrauch zu sichern, berichteten der Vatikan und ein Missbrauchsopfer.

Der 38-jährige Joseph Magro sprach von einer bewegenden Zusammenkunft mit dem Kirchenoberhaupt. „Alle haben geweint“, sagte er. Der Papst habe Tränen in den Augen gehabt und sich für jeden ein paar Minuten Zeit genommen. Die Begegnung sei einfach „fantastisch“ gewesen.

Ende mit gemeinsamem Gebet

Das Gesprächsklima sei intensiv, aber ruhig gewesen, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Am Ende der Begegnung hätten alle miteinander gebetet, und der Papst habe die Männer gesegnet.

„Er hat mit ihnen gebetet und ihnen zugesichert, dass die Kirche alles in ihrer Macht stehende tut, um den Anschuldigungen nachzugehen, die Verantwortlichen der Justiz zu übergeben und effektive Maßnahmen zu ergreifen, die jungen Leute in Zukunft zu schützen“, teilte der Vatikan mit. Der Besuch in Malta ist die erste Auslandsreise des Papstes, seitdem der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche immer weitere Kreise zieht.

Das Treffen mit den insgesamt acht Männern fand in der Kapelle der vatikanischen Botschaft statt. Die Männer wurden am Sonntagmorgen telefonisch zu der Audienz eingeladen, wie Magro berichtete. Die Männer waren nach eigenen Angaben als Kinder in den 80er- und 90er-Jahren von katholischen Priestern in einem maltesischen Waisenhaus missbraucht worden. Sie hatten um ein persönliches Gespräch mit Benedikt gebeten, um ein „schmerzliches Kapitel“ ihres Lebens schließen zu können.

Messe vor 10.000 Gläubigen

Zuvor hatte der Papst in der maltesischen Stadt Floriana eine Messe gefeiert, zu der nach Kirchenangaben 10.000 Menschen kamen. Die Mittelmeerinsel gilt als eines der katholischsten Länder der Erde. In Malta sind Schwangerschaftsabbrüche und Scheidungen auch nach dem EU-Beitritt verboten.

"Viele Stimmen versuchen uns dazu zu bringen, unseren Glauben an Gott und seine Kirche beiseitezulegen“, sagte der Papst während der Messe. Zugleich warnte er davor zu glauben, dass die moderne Technik alle menschlichen Bedürfnisse erfüllen und vor allen Gefahren bewahren könne. „Das ist nicht so“, sagte er.

Erzbischof: Kirche muss Demut zeigen

Zum Auftakt der Messe erklärte Erzbischof Paul Cremona, man könne nicht einfach am Modell der Kirche festhalten, „an das wir seit Jahrzehnten gewöhnt sind“. Die Kirche müsse demütig genug sein, die Fehler und Sünden ihrer Mitglieder zu erkennen.

Anlass der Reise war der 1.950. Jahrestag der Landung des Völkerapostels Paulus auf der Mittelmeerinsel. Benedikts Chartermaschine war am Sonnabend eine der wenigen, die von dem römischen Flughafen Leonardo da Vinci abfliegen durften. Wegen der Aschewolke war der Luftraum über Norditalien gesperrt.

Erzbistum Hamburg beurlaubt Priester

Unterdessen hat das Erzbistum Hamburg einen Priester beurlaubt, gegen den bei der Staatsanwaltschaft in Rostock eine Anzeige eingegangen ist. Die Vorwürfe waren dem Erzbistum durch die Berichterstattung der „Ostseezeitung“ bekanntgeworden. Danach soll der Sachverhalt mehr als zehn Jahre zurückliegen.

Nachdem das Erzbistum den Namen des Priesters genannt bekommen hat, habe Domkapitular Ansgar Thim den Rostocker Priester angehört. Er bestreitet die Vorwürfe. „Wir hoffen, dass die Vorwürfe schnell geklärt werden können“, sagte Thim. Die Mitglieder der betroffenen Kirchengemeinden wurden am Sonntag informiert.