US-Präsident Barack Obama will nun doch Zahlen zur CO 2 -Reduzierung vorlegen. Die Manöver vor dem Gipfel haben begonnen.

Kopenhagen/New York. Das Verwirrspiel um den Weltklima-Gipfel in Kopenhagen geht weiter. Nach dem schwelenden Kalten Krieg um die CO2-Reduzierungen in den USA, Russland und China will anscheinend US-Präsident Barack Obama in Kopenhagen erstmals Zahlen vorlegen. Russland hatte sich zu weniger Treibhausgasen bekannt, weil das Reich von Präsident Dmitri Medwedew ohnehin die industrielle Produktion wegen der Wirtschaftskrise drastisch zurückgefahren hat – ein Trick, der die Klimaziele der Russen in neuem Licht erscheinen lässt.

Eins ist immerhin klar: Die dänische Klimaministerin Connie Hedegaard wird den Klimagipfel vom 7. bis 18. Dezember in Kopenhagen leiten. Das sagte der dänische Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen. Hedegaard wurde 2007 zur Klimaministerin ernannt, um den Uno-Gipfel vorzubereiten.

Wie die „New York Times“ berichtete, soll Präsident Obama die klare Zielvorgabe „in den kommenden Tagen“ bekannt geben. Bislang wollte die US-Regierung kein Emissionsziel nennen, um dem Kongress nicht vorzugreifen. Ein geplantes Klimagesetz steckt derzeit im Senat fest. Das Repräsentantenhaus stimmte über seine Version aber bereits ab. Beide Zielvorgaben liegen deutlich unter denen der EU.

In Kopenhagen kommt es zum Showdown der wahren und vermeintlichen Klimaschützer. Mehr als 60 Staats- und Regierungschefs haben sich angekündigt. Für den britischen Klimaökonomen Nicholas Stern ist es „die wichtigste internationale Konferenz seit dem Zweiten Weltkrieg“.

Die Anforderungen an die Weltgemeinschaft haben die Wissenschaftler vom Weltklimarat formuliert: Es gilt, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu beschränken, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern. Voraussetzung dafür sind eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes von Industrieländern, ein Beitrag der Schwellenländer im Kampf gegen die Erderwärmung und Milliardenhilfen für den Klimaschutz in Entwicklungsstaaten.

Auf dem Weg zu einem Folgeabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll kommt es vor allem auf die Verhandlungsposition der USA an: Die größte Wirtschaftsmacht der Erde steht bei den Pro-Kopf-Emissionen weltweit an der Spitze.

Das Reduktionsangebot der USA wird sich voraussichtlich am Senatsentwurf orientieren. Der Vorlage zufolge sollen die CO2-Emissionen bis 2020 um vier bis sieben Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. „Das wäre ein wichtiger erster Schritt“, sagt Regine Günther, Klimaexpertin des WWF. Dennoch blieben die Vereinigten Staaten damit deutlich hinter den Empfehlungen des Weltklimarates zurück, der eine Minderung von 25 bis 40 Prozent in den Industrieländern für nötig hält. Die EU zum Beispiel stellt ein Ziel von 30 Prozent in Aussicht, Japan von 25 Prozent.

Fraglich bleibt, ob das Angebot der US-Regierung ausreichen wird, um die großen Schwellenländer – allen voran China – zu einem Beitrag gegen die Erderwärmung zu bewegen. Peking hat in der Vergangenheit mehrfach verlangt, Washington müsse den Treibhausgas-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent drücken. Ein positives Zeichen ging indes vom Treffen Obamas mit Chinas Staatschef Hu Jintao Mitte November aus – beide erklärten, der Weltklimagipfel müsse einen Erfolg bringen.

Neben den Emissionszielen steht in Kopenhagen das Geld im Mittelpunkt: Rund 100 Milliarden Euro jährlich benötigen nach Schätzungen die Entwicklungsländer, um sich an die Erderwärmung anzupassen und selbst Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen. Bislang haben die reichen Wirtschaftsnationen keine Finanzzusagen auf den Tisch gelegt. Afrikanische Länder drohen deshalb offen damit, aus den Verhandlungen auszusteigen.

Ihr Argument: Die Folgen des Klimawandels wie Dürren und Überschwemmungen treffen die unterentwickelten Länder am härtesten. Sie tragen dafür jedoch die geringste Verantwortung: Die ärmsten hundert Staaten der Welt produzieren insgesamt nur drei Prozent der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen.

Für den Fall, dass in Kopenhagen kein rechtsverbindliches Abkommen zustande kommt, hat die dänische Regierung bereits einen Plan B vorgelegt. Sie schlägt ein „Zwei-Schritte-Programm“ vor: Bei der Weltklimakonferenz im Dezember sollen zunächst die wichtigsten Eckpunkte beschlossen, der endgültige Vertrag aber erst 2010 verabschiedet werden.

Klimaschützer sehen den dänischen Vorstoß mit Sorge. WWF-Klimaexpertin Günther sagte: „Bei einer unverbindlichen politischen Erklärung in Kopenhagen besteht die Gefahr, dass sie nicht umgesetzt wird und im kommenden Jahr wieder zerredet wird.“ (HA/dpa/epd)