Wirtschaften die Staaten so weiter wie bisher, kommt ihnen der Klimawandel teuer zu stehen. Deutschland drohen Überschwemmungen.

Brüssel. Eine ungebremste globale Erwärmung könnte Europa bis zu 65 Milliarden Euro jährlich kosten. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentlichte EU-Studie. Sollte die weltweite Durchschnittstemperatur bis 2080 um 5,4 Grad steigen, so würde die Bewältigung der Folgen gemessen an der heutigen Wirtschaftsleistung Europas 65 Milliarden Euro jährlich kosten, erklärte die EU-Forschungsgruppe Peseta. Die Inflation sei in diese Projektion nicht eingerechnet. Selbst bei einem Anstieg der Durchschnittstemperatur um 2,5 Grad würden sich die Kosten der Studie zufolge auf 20 Milliarden Euro jährlich belaufen. Dieses Szenario ist nicht unwahrscheinlich, da sich die internationalen Bemühungen gegenwärtig auf eine Beschränkung des Temperaturanstiegs auf zwei Grad richten.

Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Polen drohen der Studie zufolge massive Überschwemmungen an der Küste und großen Flüssen. Die Kosten für die Bewältigung von Hochwasserschäden in der gesamten Region dürften um fünf Milliarden Euro jährlich steigen. Zugleich seien im Tourismus Mehreinnahmen von rund vier Milliarden Euro jährlich zu erwarten. Insgesamt sei die Bilanz aber negativ, schreiben die Forscher. Die Wirtschaftsleistung in Mitteleuropa dürfte durch den Klimawandel um 0,3 bis 0,7 Prozent gedrückt werden. Am stärksten betroffen wäre Südeuropa. Die Wirtschaftsleistung Portugals, Spaniens, Griechenlands, Italiens und Bulgariens würde nach Einschätzung der Wissenschaftler durch zunehmende Trockenheit und Hitze um 0,3 Prozent bis 1,6 Prozent vermindert. Allein im Tourismusgeschäft drohten Mindereinnahmen von rund fünf Milliarden Euro jährlich, zudem könnten die Ernten um bis zu 25 Prozent einbrechen.

Um die Chancen für den Abschluss eines weltweiten Klimaschutzabkommens zu erhöhen, muss die EU nach Einschätzung des Europaparlaments 30 Milliarden Euro jährlich an die Entwicklungsländer zahlen. Das Parlamentsplenum stellte sich am Mittwoch in Straßburg mit breiter Mehrheit hinter eine entsprechende Forderung des Umweltausschusses. Die EU-Regierungen haben sich bislang nicht auf eine konkrete Summe festgelegt.