Sie sollen für den Tod von 3000 Menschen mitverantwortlich sein. Nun wird den Terroristen vor einem Zivilgericht der Prozess gemacht.

Washington. Die mutmaßlichen Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 sollen in New York vor ein Zivilgericht gestellt werden. Wie der US-Sender NPR berichtet, wollte US-Justizminister Eric Holder die Entscheidung noch heute offiziell bekanntgeben. Die mutmaßlichen Top-Terroristen werden zurzeit im Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba festgehalten, das US-Präsident Barack Obama möglichst bald schließen will. Nach bisherigen Plänen sollte der Gruppe der Prozess vor einem der umstrittenen Militär-Sondertribunale gemacht werden, die eigens zur Aburteilung der Gefangenen in dem Lager geschaffen worden waren. Das Verfahren in New York wäre mit weitem Abstand der bisher größte und spektakulärste Terrorprozess auf US-Boden.

Den Terroristen Chalid Scheich Mohammed, Ramzi Binalshibh, Ali Abdel Asis Ali, Mustafa Ahmed al-Hausawi und Walid bin Attasch wird vorgeworfen, an der Vorbereitung und Durchführung der Anschläge auf das World Trade Center maßgeblich beteiligt gewesen zu sein. Damals starben fast 3000 Menschen. Als Hauptdrahtzieher gilt Chalid Scheich Mohammed, einst „Nummer drei“ im Terrornetzwerk El Kaida. „Ich war verantwortlich für die Planung der Operationen von A bis Z“, sagte er nach Angaben des Pentagons vom März 2007. Auch andere terroristische Verbrechen soll der heute 44-Jährige gestanden haben. Kritiker zweifeln die Aussagekraft der Geständnisse allerdings an und verweisen auf Berichte, nach denen Mohammed gefoltert wurde. Der Mann kam 1964 oder 1965 in Kuwait auf die Welt, sein Vater soll aus der pakistanischen Provinz Baluchistan stammen. In den 1980er Jahren studierte er in den USA, wo er angeblich einen Abschluss als Ingenieur erwarb.

Ebenfalls angeklagt wird Ramzi Binalshibh. Der heute 36-jährige Jemenit wohnte in Hamburg zusammen mit Mohammed Atta, dem Anführer der Todespiloten vom 11. September. Er soll einer seiner engsten Vertrauten gewesen sein. In der Hamburger Terrorzelle soll Binalshibh als Organisator und „Bankier“ gewirkt haben. Nach Überzeugung der US-Regierung ist er einer der Mitverschwörer der Terroranschläge. Angeblich sollte er ursprünglich bei den Flugzeug-Entführungen dabei sein, bekam aber kein Visum für die USA.

Der in Kuwait aufgewachsene Terroist Ali Abdel Asis Ali soll die Flugzeugattentäter mit Geld versorgt haben. Er ist mit Scheich Mohammed und dem Drahtzieher des Anschlags von 1993 auf das World Trade Center, Ramsi Jussef, verwandt. Jussef war im November 1997 zu einer Freiheitsstrafe von 240 Jahren verurteilt worden.

Der vierte Angeklagte, Mustafa Ahmed al-Hausawi, soll den Flugzeugterroristen Geld beschafft haben. Kurz nach den Anschlägen soll der Saudi-Araber unter anderem El-Kaida-Chef Osama bin Laden getroffen haben. Er sagte im Prozess gegen den Franzosen Zacarias Moussaoui aus, der im Mai 2006 als Mitverschwörer der Anschläge vom September 2001 zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.

Walid bin Attasch soll die Todespiloten unterstützt und in direktem Kontakt mit ihnen gestanden haben. Der Guantánamo-Häftling hat nach Angaben des Pentagons vom März 2007 die Planung des Anschlags auf das US-Kriegsschiff „USS Cole“ im Oktober 2000 im Jemen zugegeben, bei dem 17 US-Soldaten getötet wurden. Zudem soll er seine Beteiligung an den Terrorangriffen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania im August 1998 mit 230 Toten gestanden haben. Angeblich unterstützte Attasch die Attentäter unter anderem mit gefälschten Stempeln und Visa. Zeitweise soll er Leibwächter von Osama bin Laden gewesen sein.