Kommentar

Politik, so dozierte dieser Tage Helmut Schmidt, der es wissen muss, bedeute Kompromiss.

Es ist leicht, von den billigen Plätzen der politischen Nicht-Verantwortung aus das Ergebnis von Heiligendamm im Brustton umwelt- und sozialpolitischer Entrüstung zu schmähen. Viele derjenigen, die nun von "Versagen" reden, müssen dies tun, weil sie ja vorausgesagt hatten, dass der Gipfel nichts bringen würde. Und das ist einfach falsch. Natürlich bewegt sich die Zusage zum Klimaschutz bedenklich im Ungefähren, war die Multimilliarden-Hilfe für Afrika bereits vorher angepeilt. Natürlich hat Heiligendamm den Klimawandel nicht gestoppt oder die weltweite Armut beseitigt. Doch haben sich die acht reichsten Staaten der Erde immerhin auf gemeinsame Ziele verständigt, haben die USA ihre klimapolitische Verweigerungshaltung ein erstaunliches Stück weit aufgegeben. Es ist ein klassischer Kompromiss, der noch nicht die Lösung darstellt, aber als Fundament weiterer Maßnahmen dienen kann.

Ein nicht zu unterschätzendes Ergebnis des Gipfels ist das russische Angebot einer gemeinsam mit den USA betriebenen Raketenstellung in Aserbaidschan. Mit diesem listigen Vorstoß hat Wladimir Putin den völlig überrumpelten George W. Bush in Zugzwang gebracht. Sollte Bush ablehnen, wird er dies sehr schlüssig begründen müssen.

Angela Merkel hat sich in der dünnen Gipfel-Luft erfreulich gut geschlagen. Nun haben Gipfel-Aufenthalte die Eigenart, wieder hinab zu führen. Nach Abklingen des Jubels wird sich die Kanzlerin in den Niederungen der Innenpolitik beweisen müssen.