US-Präsident will Verbündete zu einer Konferenz über nukleare Sicherheit nach Washington einladen. Schwere Krawalle nach Nato-Gipfel in Straßburg. Bilder von der Europareise der Obamas. Bilder von den Frauen beim Gipfel.

Hamburg/Prag. Einen "Wandel" und neuen Schwung in den transatlantischen Beziehungen haben sich die Europäer von Barack Obama erhofft - und der US-Präsident hat die Erwartungen bei seiner ersten Europareise nicht enttäuscht. Obama bekannte sich beim EU-USA-Gipfel in Prag zur Verantwortung Amerikas, Führung zu übernehmen - ob beim Kampf gegen Wirtschaftskrise und Terrorismus oder bei der atomaren Abrüstung. Außerdem verkündete er ein Ende der amerikanischen Zurückhaltung beim Klimaschutz.

Obama stand bei seiner Rede auch unter dem Eindruck des nordkoreanischen Raketentests. Seine Berater hatten ihn in der Nacht geweckt und über den Vorfall informiert. Vor diesem Hintergrund rannte Obama auch bei der EU mit seiner Initiative offene Türen ein. "Eine beeindruckende Rede", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

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Auf Zurückhaltung stieß dagegen die Aufforderung Obamas an die EU, die Türkei aufzunehmen. Es gäbe unterschiedliche Auffassungen, ob es eine privilegierte Partnerschaft oder einen Beitritt der Türkei geben solle, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und formulierte vorsichtig: "Darüber ringen wir noch." Kein Geheimnis ist, dass die Kanzlerin einer privilegierten Partnerschaft vor einer EU-Mitgliedschaft der Türkei klar den Vorzug gibt. Merkel zollte mit ihrer Zurückhaltung dem diplomatischen Kraftakt Obamas Respekt, der der Türkei das Zugeständnis abgerungen hatte, den dänischen Regierungschef Anders Fogh Rasmussen als Nato-Generalsekretär zu akzeptieren. An dem erbitterten Streit um die Personalie drohte der Nato-Gipfel am Wochenende zeitweise zu scheitern. Obama hatte in Prag dann eine Aufnahme der Türkei in die EU als positives Signal für die islamische Welt bezeichnet. Eine Art politisches Geschäft.

Bei Obamas Bekenntnis für den Kampf gegen den Klimawandel überwog bei den EU-Partnern Neugierde. "Wir sind gespannt auf die Zusammenarbeit", sagte Merkel. Schließlich wird die Zeit bis zur Klimakonferenz in Kopenhagen, wo im Dezember ein Kyoto-Nachfolgeabkommen verabschiedet werden soll, allmählich knapp.

Aber nicht überall wurde Präsident Obama so umjubelt wie in Prag. Molotowcocktails, brennende Häuser, Straßenschlachten und Tränengas: Hunderte Randalierer haben zuvor in Straßburg Spuren der Verwüstung hinterlassen und den friedlichen Protest gegen den Nato-Gipfel massiv gestört.

Gut 16 000 friedliche Nato-Gegner gingen in Straßburg und der deutschen Stadt Kehl gegen den Jubiläums-Gipfel zum 60-jährigen Bestehen des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses auf die Straße. Die Organisatoren eines viertägigen "Gegen-Gipfels" distanzierten sich von der Gewalt, prangerten aber den massiven Polizeieinsatz an.

Der Polizei zufolge wurden 34 Demonstranten verletzt, 18 wurden in ein Krankenhaus gebracht. Zehn Verletzte wurden bis Sonntagmittag wieder entlassen. 15 Polizisten und Feuerwehrleute erlitten leichte Verletzungen. 15 Personen wurden vorläufig festgenommen. Vier von ihnen blieben in Polizeigewahrsam, wie es in einer Bilanz der Straßburger Präfektur hieß.

Nur wenige Stunden nachdem sich die 28 Nato-Staats- und Regierungschefs auf der "Brücke-der-zwei-Ufer" - einer Fußgängerbrücke neben der Europabrücke - zum symbolischen Handschlag getroffen hatten, bildeten sich über dem Straßburger Rheinufer riesige Rauchsäulen. Ein Hotel, eine Apotheke, ein altes Zollhaus und ein Tourismusbüro gingen in Flammen auf.

Gewalttätige und zum Teil vermummte Demonstranten lieferten auf französischer Seite Straßenschlachten mit der Polizei. Die Beamten setzten Tränengas, Pfefferspray, Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Tränengasgranaten seien von Hubschraubern auf friedliche Gruppen von Demonstranten geworfen worden, sagte eine Sprecherin der Organisatoren. Insgesamt 25 000 Polizisten waren in Straßburg, Baden-Baden und Kehl im Einsatz.

Der Linke-Europaabgeordnete Tobias Pflüger warf den Behörden Wortbruch vor. "Ein Grund für die Eskalation der Gewalt war, dass wir von Deutschland nicht über die Brücke gelassen wurden." Strecken durch den Rheinhafen, die offen sein sollten, seien plötzlich hermetisch abgeriegelt worden, sagte eine Organisatorin. "Wieso haben die Polizisten die Vermummten nicht daran gehindert, die Gebäude in Brand zu stecken?"

Die Organisatoren der Gipfel-Proteste hatten seit Wochen zur Gewaltfreiheit aufgerufen.

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