Von Silvio Berlusconi sind seine internationalen Politiker-Kollegen schon einiges gewohnt. Beim Nato-Gipfel setzte der italienische...

Kehl. Von Silvio Berlusconi sind seine internationalen Politiker-Kollegen schon einiges gewohnt. Beim Nato-Gipfel setzte der italienische Ministerpräsident in Kehl denn auch wieder einen sehr eigenen Akzent. Mit dem Handy am Ohr spazierte Berlusconi am Rheinufer entlang, während sich die Staats- und Regierungschefs des Militärbündnisses auf der Rheinbrücke zwischen Kehl und Straßburg zum Familienfoto aufstellten. Auf diesem Bild fehlt Berlusconi jetzt.

Kurz vor 9.30 Uhr traf der Italiener in Kehl am Fuße der Brücke ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel stand wie zur Begrüßung auch der anderen Kollegen bereit. Berlusconi stieg telefonierend aus, gab Merkel Zeichen und wandte sich zum Fluss.

Die Kanzlerin setzte die Begrüßung der Kollegen unverdrossen fort, zuerst amüsiert über Berlusconi, dann eher verärgert und ungehalten. Als der britische Premierminister Gordon Brown als letzter Gast eintraf, war Berlusconi immer noch am Handy - immerhin schon mehr als 20 Minuten lang. Da machte Merkel kurzen Prozess - ohne den Gast aus Rom beschritten die Kanzlerin sowie die anderen Staats- und Regierungschefs gegen 9.50 Uhr die 387 Meter lange Rheinbrücke von Kehl nach Straßburg. Fünf Minuten später trafen sie sich in der Mitte der Passerelle des deux rives (Brücke der zwei Ufer) mit Präsident Nicolas Sarkozy, der der Gruppe von der französischen Seite entgegenkam, zum Familienfoto.

Berlusconi ließ hinterher verbreiten, er habe mit dem türkischen Premier Recep Tayyip Erdogan in Ankara telefoniert, um ihn vom dänischen Premier Anders Fogh Rasmussen als neuem Nato-Generalsekretär zu überzeugen. Mit Angela Merkel sei das abgesprochen gewesen.

Die Bundesregierung wollte dies gestern auf Anfrage nicht bestätigen. Und die Bundeskanzlerin sah in Kehl auch nicht so aus, als ob sie mit Berlusconis Extratour einverstanden gewesen wäre.