Die Nato will und muss zu neuen Ufern aufbrechen. Deshalb gab der Gipfel in Straßburg den Startschuss für ein neues strategisches Konzept, mit dem...

Straßburg. Die Nato will und muss zu neuen Ufern aufbrechen. Deshalb gab der Gipfel in Straßburg den Startschuss für ein neues strategisches Konzept, mit dem sich das Bündnis fit machen will für das 21. Jahrhundert. Eine Beratergruppe soll das Konzept unter dem künftigen Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen innerhalb eines Jahres erarbeiten. Demnach soll der vernetzte Ansatz von militärischen und zivilen Mitteln zum Wiederaufbau zerfallender Staaten, die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen sowie der Umgang mit neuen Bedrohungen in den Vordergrund rücken.

Bis zum Fall des Eisernen Vorhangs war der Daseinszweck der Nato klar umrissen: Das transatlantische Bündnis wurde 1949 als militärischer Beistandspakt gegründet und diente während des Kalten Krieges als Bollwerk gegen die Staaten des Warschauer Paktes. Die Lebensdauer der Allianz war zunächst sogar nur auf 20 Jahre ausgelegt.

In einer globalisierten Welt sind heute die Bedrohungen anders - das machten die Terroranschläge vom 11. September 2001 schlagartig deutlich. Terroristen führen asymmetrische Kriege, Fundamentalisten haben keinen Kombattanten-Status. Der Gegner kann ein Netzwerk wie al-Qaida sein, Panzerarmeen sind es nicht mehr. Es geht heute um den Kampf gegen den Terror, aber auch um Energiesicherheit oder Klimaschutz.

Neben der Einscheidung für den dänischen Ministerpräsidenten Anders Fogh Rasmussen als neuen Nato-Generalsekretär stellte die Allianz weitere Weichen.

In Afghanistan will die Allianz den Aufbau der einheimischen Sicherheitsbehörden massiv verstärken. Dazu werden mehr Ausbilder in das Land geschickt und die Finanzmittel zur Ausrüstung afghanischer Polizisten und Soldaten aufgestockt. Ziel der Bemühungen ist es, die internationalen Truppen in den nächsten Jahren schrittweise zurückzuziehen. Nach dem Wechsel der US-Doktrin geht es um eine neue Strategie, die Mittel und Ziele des Einsatzes klar definieren soll. Vorgesehen ist ein Dreiklang von Militäraktionen, zivilem Wiederaufbau und "good governance" (transparente und effektive Regierungsführung).

Frankreich ist nach 43 Jahren wieder offiziell in die Militärstrukturen der Nato zurückgekehrt. Am 21. Februar 1966 hatte der damalige französische Präsident Charles de Gaulle diese mit der Begründung verlassen, die Verteidigung Frankreichs müsse französisch sein. De Gaulle kritisierte eine Dominanz der USA im Bündnis. Dennoch blieb Frankreich in den politischen Gremien des Bündnisses vertreten.

Die nach dem Georgien-Krieg eingefrorene Arbeit des Nato-Russland-Rats ist formell wieder in Kraft gesetzt worden. In den Mittelpunkt der Beziehungen zum "strategischen" Partner Russland rückt der Dialog und mehr politische Kooperationen. Hintergrund sind gemeinsame sicherheitspolitische Herausforderungen, die von der Lösung des Nahost-Konflikts über das iranische Atomprogramm bis zur Sicherung der Seewege gegen Terroranschläge reichen.