Die Barrikaden brennen, und die Sicherheitskräfte verlieren die Übersicht. Ein Fernsehreporter geriet zwischen die Schusslinien.

Bangkok. In Thailands Hauptstadt Bangkok haben sich am Freitag Sicherheitskräfte und Regierungsgegner schwere Straßenschlachten geliefert. Zwei Menschen wurden getötet und mindestens 20 verletzt, darunter auch drei Journalisten, die zwischen die Fronten gerieten. Es handelte sich um einen Kanadier, der für den französischen Sender France 24 arbeitet, sowie zwei Thailänder. Bei den Ausschreitungen in dem belebten Hotel- und Einkaufsviertel, das Tausende Oppositionelle seit fast sechs Wochen besetzt halten, wurde auch einer der Anführer der sogenannten Rothemden von einer Kugel getroffen und schwer verletzt. Das Auswärtige Amt riet dringend von Reisen nach Bangkok ab. Dies betreffe jedoch nicht den Transit auf den Flughäfen der Stadt, sagte ein Sprecher.

Die deutsche Botschaft habe ihren Betrieb „auf ein Minimum“ reduziert. Nach der Eskalation im Machtkampf zwischen Regierung und Demonstranten in Bangkok hat der Reisekonzern TUI bis Ende Mai alle Reisen dorthin abgesagt. Betroffen sei nur die Stadt selbst, teilte das Unternehmen mit. Alle anderen Thailandreisen sowie Flüge über Bangkok fänden statt. Den betroffenen Fluggästen würden alternative Urlaubsmöglichkeiten angeboten. Fluggäste, die sich bereits in der Stadt befänden, könnten früher zurückfliegen oder den Urlaub in anderen Landesregionen fortsetzen.

In Bangkok waren die ganze Nacht hindurch Schüsse zu hören. Reuters-Reportern zufolge handelte es sich um scharfe Munition und um Gummigeschosse. Die Sicherheitskräfte gingen mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Demonstranten vor, die Busse, Motorräder und Reifen in Brand setzen. Armeeangaben zufolge waren die Regierungsgegner teilweise bewaffnet. An einigen Stellen gelang es der Armee, die Rothemden zurückzudrängen. Sie hatte am Donnerstag damit begonnen, das Geschäftsviertel abzuriegeln. Die meisten dort ansässigen Geschäfte und Botschaften waren bereits evakuiert worden.

Ein Armeesprecher erklärte, den Protestierenden, darunter viele Frauen und Kinder, werde die Möglichkeit gegeben, das besetzte Viertel sicher zu verlassen. Zuvor hatten sich die Demonstranten jedoch unnachgiebig gezeigt. Einer ihrer Anführer erklärte, sie würden bis zu ihrem Tod weiterkämpfen. Die Rothemden sind Anhänger des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra.

Politische Beobachter erklärten, eine Kluft zwischen einer Polizei-Einheit, die mit den Demonstranten sympathisiere, und dem Militär mache es schwer, die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Unterstrichen wurde diese Einschätzung von einem Zwischenfall, in dem ein Polizist Augenzeugen zufolge Schüsse auf Soldaten abfeuerte. Die wirtschaftlichen Folgen der anhaltenden Proteste in Südostasiens zweitgrößter Volkswirtschaft sind noch nicht vollkommen abzuschätzen. Investoren sind aber bereits abgeschreckt worden. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva steht unter enormem Druck, die Krise zu beenden.

Bei den folgenschwersten Auseinandersetzungen in Thailand seit 18 Jahren sind bislang 31 Menschen getötet und mehr als 1400 verletzt worden. Um die Proteste zu beenden, hatte Abhisit vorgeschlagen, das Parlament in der zweiten Septemberhälfte aufzulösen und die Wahl um etwa ein Jahr auf den 14. November vorziehen. Er zog sein Angebot aber wieder zurück, nachdem die Opposition weitere Forderungen stellte.