Bangkok. - Der Machtkampf zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften in Thailand wird immer vertrackter. Seit sechs Wochen halten Demonstranten Teile der Innenstadt von Bangkok besetzt. Auch am Freitag zeichnete sich in der politischen Krise keine Lösung ab. Die Fronten mit Tausenden Regierungsgegnern und Sicherheitskräften in Bangkok rückten am Morgen bedrohlich nahe aneinander heran. Die Polizei verlangte den Abbau der Barrikaden aus Autoreifen und Zäunen, die Demonstranten verweigerten dies. Sie verlangen als Vorbedingung für den Abzug den Rücktritt der Regierung. Hinter den Kulissen liefen hektische Vermittlungsversuche. Ein Ergebnis war bis zum Abend nicht in Sicht. "Wir stehen an der Schwelle der Anarchie" schrieb die Zeitung "Nation".

Hunderte zusätzliche Soldaten und Polizisten waren in der Nacht an einer Kreuzung aufgezogen, wo am Abend zuvor mehrere Granaten eingeschlagen waren. Bei dem Angriff war eine Frau ums Leben gekommen und rund 75 Menschen verletzt worden. Für die Granatenangriffe machten sich beide Lager gegenseitig verantwortlich, Vize-Ministerpräsident Suthep Thaugsuban erklärte, die Granaten seien aus der Mitte der Demonstranten abgefeuert worden. Protestanführer Nattawut Saikuar hingegen vertrat die Ansicht, die Explosionen seien das Werk der Regierung.

Unterdessen gerät der thailändische Regierungschef Abhisit Vejjajiva immer stärker unter Druck. Experten zufolge hat der 45-jährige Politiker kaum noch Chancen, an der Macht zu bleiben. "Er hat keinerlei Optionen mehr", so William Case, Direktor eines Forschungszentrums in Hongkong. "Nichts hat funktioniert." Nur vorgezogene Neuwahlen, die Kernforderung der protestierenden "Rothemden", könnten die Lage in Bangkok beruhigen. Doch die dürften die Demokraten, deren Parteichef Vejjajiva ist, verlieren. Einen sofortigen Rücktritt lehnt der Regierungschef kategorisch ab.

Die Unruhen in Thailand wirken sich nun auch deutlich auf den für das Land so wichtigen Tourismus aus. Das Auswärtige Amt in Berlin warnte in einem verschärften Sicherheitshinweis für Thailand vor "nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Bangkok". Die oppositionellen Rothemden halten seit Wochen ein auch bei Touristen beliebtes Geschäftsviertel besetzt, um Ministerpräsident Vejjajiva zum Rücktritt zu zwingen.