Paris. Auch zwei Jahre nach den Anschlägen kann von Normalität in Frankreich keine Rede sein. Die Bedrohungslage gilt weiter als enorm hoch.

Die Angehörigen der Opfer hatten auf ein stilles Gedenken bestanden, weil sie auf keinen Fall irgendwelche politischen Erklärungen hören wollten. Ein Wunsch, dem Präsident Emmanuel Macron entsprach, als er am Montagvormittag in Begleitung der Première Dame Brigitte Macron, seines Vorgängers François Hollande sowie lokalen und nationalen Würdenträgern alle Orte besuchte, an denen drei islamistische Killerkommandos vor zwei Jahren ein fürchterliches Blutbad anrichteten.

Sechs Mal wiederholten sich die kurzen und betont einfach gehaltenen Trauerzeremonien zur Erinnerung an die 130 Toten und mehr als 650 Verletzten, die die Anschläge vom 13. November 2015 forderten. Sowohl vor dem Stade de France in der Vorstadt Saint Denis, vor den sechs Restaurants und Cafés im zentral gelegen 11. Pariser Arrondissements als auch vor der Konzerthalle Bataclan wurden im Beisein der Angehörigen die Namen der am jeweiligen Tatort aus dem Leben gerissenen Menschen verlesen, gefolgt von einer Schweigeminute und einer Kranzniederlegung zu Fuße der ihnen vor zwölf Monaten gewidmeten Gedenktafeln.

Frankreich sieht sich weiter im Krieg gegen den Terror

Wie der 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten ist der 13. November in Frankreich das Datum einer Zäsur. Das Land hat sich verändert und von einer auch nur annähernden Rückkehr zur Normalität kann keine Rede sein.

Die Pariser Anschläge

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    Zwar wurde erst zu Beginn dieses Monats der noch in der Nacht der Pariser Anschläge verhangene Ausnahmezustand aufgehoben. Doch ganz davon abgesehen, dass die meisten der mit ihm verbundenen Einschränkungen der bürgerlichen Freiheitsrechte und erweiterten Befugnisse der Behörden zuvor per Gesetz fortgeschrieben wurden, sieht sich Frankreich nach wie vor im Krieg gegen den Terror.

    Polizei und Gendarmerie werden weiter hochgerüstet

    Eine Floskel ist das keineswegs. So sind derzeit 4000 französische Soldaten in der gesamten Sahelzone im Kampfeinsatz gegen islamistische Rebellen während weitere 1200 an den Kämpfen gegen die Mitglieder der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) im Irak, in Syrien und in Libyen teilnehmen.

    Auch ein Ende der Operation „Sentinelle“ (Wachtposten) wird nicht in Erwägung gezogen, in deren Rahmen 10.000 Soldaten daheim Flughäfen, Großbahnhöfe, Tourismusmeilen, Grenzen, öffentliche Gebäude und Plätze, Sportereignisse oder religiöse Einrichtungen schützen. Und parallel zu der Mobilisierung der Streitkräfte setzt sich die beträchtliche Hochrüstung der Dienste, der Polizei und der Gendarmerie fort.

    Angst vor Anschlägen hat nicht nachgelassen

    Schon weil der Ausnahmezustand offiziell durch die landesweit geltende höchste Stufe des Alarmplans „Vigipirate“ ersetzt wurde, hat sich an dem von rigorosen Sicherheitsmaßnahmen überschatteten Alltag der Franzosen nichts geändert. Vor allem aber hat die seit zwei Jahren lastende Angst vor weiteren Anschlägen keinen Deut nachgelassen.

    Laut einer am Wochenende veröffentlichten Umfrage sehen 92 Prozent der Befragten die terroristische Bedrohung als „hoch“ oder „sehr hoch“ an. Eine Einschätzung, die von den Behörden und so gut wie allen Experten geteilt wird.

    Gefahr durch perspektivlose Einheimische

    Nur in zwei Punkten neigen die Kenner der Terrorismusbekämpfung zur Entwarnung: Ein weiterer, von langer Hand vorbereiteter Angriff einer grenzübergreifend organisierten Terrorzelle wird wegen der militärischen Niederlagen und der territorialen Auflösung des IS-Kalifats für „eher unwahrscheinlich“ gehalten.

    Gleiches gilt für die Existenz schlagkräftiger Schläferzellen. Als unvermindert groß hingegen wird die Gefahr eingeschätzt, die von perspektivlosen Einheimischen ausgeht, welche sich in den trostlosen Vorstadtghettos des Landes radikalisiert haben und sich außerhalb der unter Beobachtung stehenden Islamisten-Szene bewegen.

    2015 – Das Jahr des Terrors in Bildern

    Rettungssanitäter versorgen einen Verletzten des Anschlags auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ am 7. Januar in Paris. Elf Mitglieder der Redaktion sterben, ebenso ein Polizist. Am Tag darauf gibt es weitere Tote bei einem Anschlag auf einen jüdischen Supermarkt.
    Rettungssanitäter versorgen einen Verletzten des Anschlags auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ am 7. Januar in Paris. Elf Mitglieder der Redaktion sterben, ebenso ein Polizist. Am Tag darauf gibt es weitere Tote bei einem Anschlag auf einen jüdischen Supermarkt. © Reuters | © Jacky Naegelen / Reuters
    Nach dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“ steht Frankreich unter Schock. Doch alsbald mischt sich Trotz in die Trauer. Der Spruch „Je suis Charlie“ wird zum Motto des Widerstands gegen den Terror. Wir alle sind Charlie – der Anschlag der Islamisten auf die Redaktion war ein Angriff auf die Meinungsfreiheit als Grundpfeiler der westlichen Demokratie.
    Nach dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“ steht Frankreich unter Schock. Doch alsbald mischt sich Trotz in die Trauer. Der Spruch „Je suis Charlie“ wird zum Motto des Widerstands gegen den Terror. Wir alle sind Charlie – der Anschlag der Islamisten auf die Redaktion war ein Angriff auf die Meinungsfreiheit als Grundpfeiler der westlichen Demokratie. © dpa | Christian Charisius
    Wenige Tage nach den Anschlägen kommen Politiker aus aller Welt nach Paris, um ihre Solidarität mit den Franzosen zu bekunden. Auch Kanzlerin Angela Merkel sicherte bei ihrem Besuch Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande die Unterstützung Deutschlands zu.
    Wenige Tage nach den Anschlägen kommen Politiker aus aller Welt nach Paris, um ihre Solidarität mit den Franzosen zu bekunden. Auch Kanzlerin Angela Merkel sicherte bei ihrem Besuch Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande die Unterstützung Deutschlands zu. © dpa | Yoan Valat
    Tatort Kopenhagen. Am 14. Februar eröffnete ein Attentäter bei einer Diskussionsveranstaltung zum Thema Kunst und Meinungsfreiheit das Feuer. Ein Zuschauer stirbt, drei Polizisten werden verletzt. Am Tag darauf erschießt der Mann einen jüdischen Wachmann vor einer Synagoge und verletzt zwei weitere Polizisten. Als er in seiner Wohnung gestellt wird, erschießt ihn die Polizei. Der Täter hat keine Verbindung zu einer Terrororganisation, war wohl auch kein Dschihadist, aber sehr wahrscheinlich politisch motiviert.
    Tatort Kopenhagen. Am 14. Februar eröffnete ein Attentäter bei einer Diskussionsveranstaltung zum Thema Kunst und Meinungsfreiheit das Feuer. Ein Zuschauer stirbt, drei Polizisten werden verletzt. Am Tag darauf erschießt der Mann einen jüdischen Wachmann vor einer Synagoge und verletzt zwei weitere Polizisten. Als er in seiner Wohnung gestellt wird, erschießt ihn die Polizei. Der Täter hat keine Verbindung zu einer Terrororganisation, war wohl auch kein Dschihadist, aber sehr wahrscheinlich politisch motiviert. © REUTERS | © Scanpix Denmark / Reuters
    Terroralarm in Tunis. Am 18. März eröffnen vor dem Nationalmuseum Bardo in der tunesischen Hauptstadt zwei Angreifer das Feuer auf Touristen. Als einige von ihnen in Richtung des Museums fliehen, folgen ihnen die mit Sturmgewehren Bewaffneten in das Gebäude und nehmen Geiseln. Beim Befreiungsversuch werden die Angreifer getötet. Insgesamt sterben 24 Menschen. Der IS bekennt sich zu dem Anschlag.
    Terroralarm in Tunis. Am 18. März eröffnen vor dem Nationalmuseum Bardo in der tunesischen Hauptstadt zwei Angreifer das Feuer auf Touristen. Als einige von ihnen in Richtung des Museums fliehen, folgen ihnen die mit Sturmgewehren Bewaffneten in das Gebäude und nehmen Geiseln. Beim Befreiungsversuch werden die Angreifer getötet. Insgesamt sterben 24 Menschen. Der IS bekennt sich zu dem Anschlag. © REUTERS | © Anis Mili / Reuters
    Schwer bewaffnete Männer der Al-Shabaab-Milizen stürmen am 2. April die Universität von Garissa in Kenia. Bei dem Angriff und der stundenlangen Geiselnahme fordern sie die Studenten auf, das muslimische Glaubensbekenntnis aufzusagen. Wer das nicht kann, wird erschossen. Insgesamt kommen 148 Menschen ums Leben.
    Schwer bewaffnete Männer der Al-Shabaab-Milizen stürmen am 2. April die Universität von Garissa in Kenia. Bei dem Angriff und der stundenlangen Geiselnahme fordern sie die Studenten auf, das muslimische Glaubensbekenntnis aufzusagen. Wer das nicht kann, wird erschossen. Insgesamt kommen 148 Menschen ums Leben. © dpa | Dai Kurokawa
    Ein Attentäter betritt am 26. Juni während des Freitagsgebets die Imam-Dscha far-as-Sādiq-Moschee in Kuwait-Stadt, in der sich die Gläubigen gerade zum Gebet niederknien. Er zündet einen Sprengsatz, der 26 Menschen tötet und über 200 verletzt. Zu der Tat bekennt sich die radikal-sunnitische IS-Miliz.
    Ein Attentäter betritt am 26. Juni während des Freitagsgebets die Imam-Dscha far-as-Sādiq-Moschee in Kuwait-Stadt, in der sich die Gläubigen gerade zum Gebet niederknien. Er zündet einen Sprengsatz, der 26 Menschen tötet und über 200 verletzt. Zu der Tat bekennt sich die radikal-sunnitische IS-Miliz. © REUTERS | © Stringer . / Reuters
    Wieder Tunesien, wieder Tote. Vor einer Hotelanlage in Port El-Kantaoui schießt am 26. Juni ein Attentäter zuerst am Strand mit einem Sturmgewehr um sich, bevor er in Richtung Hotel vordringt und Handgranaten auf den Poolbereich und in die Hotelbüros wirft. Er tötet 38 Menschen, die meisten von ihnen westliche Urlauber, bevor er selbst erschossen wird. Der IS übernimmt die Verantwortung.
    Wieder Tunesien, wieder Tote. Vor einer Hotelanlage in Port El-Kantaoui schießt am 26. Juni ein Attentäter zuerst am Strand mit einem Sturmgewehr um sich, bevor er in Richtung Hotel vordringt und Handgranaten auf den Poolbereich und in die Hotelbüros wirft. Er tötet 38 Menschen, die meisten von ihnen westliche Urlauber, bevor er selbst erschossen wird. Der IS übernimmt die Verantwortung. © REUTERS | © Stringer . / Reuters
    Am 20. Juli zündet ein Selbstmordattentäter während einer Versammlung im Kulturzentrum der türkischen Stadt Suruc einen Sprengsatz und reißt 32 Menschen mit in den Tod, mehr als 70 werden verletzt. Mehrere hundert meist junge Sozialisten waren zusammengekommen um beim Wiederaufbau der zerstörten syrischen Stadt Ain al-Arab zu helfen. Die Regierung schreibt den Anschlag dem IS zu. Noch mehr Tote gibt es in der Türkei am 10. Oktober. Während einer Demonstration der kurdischen Organisation HDP in der Hauptstadt Ankara kommt es zu zwei Explosionen, bei denen 102 Menschen sterben und mehr als 500 verletzt werden. Ermittler der Regierung machen den IS dafür verantwortlich.
    Am 20. Juli zündet ein Selbstmordattentäter während einer Versammlung im Kulturzentrum der türkischen Stadt Suruc einen Sprengsatz und reißt 32 Menschen mit in den Tod, mehr als 70 werden verletzt. Mehrere hundert meist junge Sozialisten waren zusammengekommen um beim Wiederaufbau der zerstörten syrischen Stadt Ain al-Arab zu helfen. Die Regierung schreibt den Anschlag dem IS zu. Noch mehr Tote gibt es in der Türkei am 10. Oktober. Während einer Demonstration der kurdischen Organisation HDP in der Hauptstadt Ankara kommt es zu zwei Explosionen, bei denen 102 Menschen sterben und mehr als 500 verletzt werden. Ermittler der Regierung machen den IS dafür verantwortlich. © REUTERS | © Stringer Turkey / Reuters
    Alle 224 Insassen sterben, als am 31. Oktober ein Airbus vom ägyptischen Flughafen Scharm el-Scheich auf dem Weg nach St. Petersburg über der Sinai-Halbinsel abstürzt. Zunächst ist von einem Unglück die Rede, doch immer mehr Indizien deuten auf einen Anschlag hin. Der IS bekennt sich zu dem Attentat. Noch ist die Ursache nicht endgültig geklärt.
    Alle 224 Insassen sterben, als am 31. Oktober ein Airbus vom ägyptischen Flughafen Scharm el-Scheich auf dem Weg nach St. Petersburg über der Sinai-Halbinsel abstürzt. Zunächst ist von einem Unglück die Rede, doch immer mehr Indizien deuten auf einen Anschlag hin. Der IS bekennt sich zu dem Attentat. Noch ist die Ursache nicht endgültig geklärt. © REUTERS | © Mohamed Abd El Ghany / Reuter
    Am 13. November wird in Paris ein Albtraum Realität. Islamisten stürmen die Konzerthalle Bataclan, in der gerade ein Rockkonzert läuft. Dutzende Besucher sterben, bevor die Polizei die Täter ausschalten kann. Fast zeitgleich eröffnen weitere Attentäter das Feuer auf Gäste beliebter Straßencafés, nicht weit vom Bataclan entfernt. Weitere Täter, die offenbar in das Stade de France stürmen wollen, wo gerade das Fußball-Länderspiel Frankreich gegen Deutschland läuft, schaffen es nicht ins Stadion.
    Am 13. November wird in Paris ein Albtraum Realität. Islamisten stürmen die Konzerthalle Bataclan, in der gerade ein Rockkonzert läuft. Dutzende Besucher sterben, bevor die Polizei die Täter ausschalten kann. Fast zeitgleich eröffnen weitere Attentäter das Feuer auf Gäste beliebter Straßencafés, nicht weit vom Bataclan entfernt. Weitere Täter, die offenbar in das Stade de France stürmen wollen, wo gerade das Fußball-Länderspiel Frankreich gegen Deutschland läuft, schaffen es nicht ins Stadion. © REUTERS | © Christian Hartmann / Reuters
    Am Ende des Horrors von Paris stehen insgesamt 130 Tote. Frankreichs Präsident Francois Hollande verhängt den Ausnahmezustand über das gesamte Land. Polizei ist allgegenwärtig, die Fahndung nach Tätern und Hintermännern läuft auf Hochtouren. Nahe Paris, später auch in Belgien werden mehrere Terrorverdächtige gefasst oder getötet.
    Am Ende des Horrors von Paris stehen insgesamt 130 Tote. Frankreichs Präsident Francois Hollande verhängt den Ausnahmezustand über das gesamte Land. Polizei ist allgegenwärtig, die Fahndung nach Tätern und Hintermännern läuft auf Hochtouren. Nahe Paris, später auch in Belgien werden mehrere Terrorverdächtige gefasst oder getötet. © REUTERS | ERIC GAILLARD
    In Panik flüchten Menschen, die das Massaker überlebten, aus dem Bataclan. Einige von ihnen werden später berichten, wie eiskalt und gezielt die Täter vorgingen.
    In Panik flüchten Menschen, die das Massaker überlebten, aus dem Bataclan. Einige von ihnen werden später berichten, wie eiskalt und gezielt die Täter vorgingen. © dpa | Yoan Valat
    Sie sind dem Horror entkommen. Überlebende des Anschlags auf die Konzerthalle werden in einem Bus vom Tatort weggefahren. Sie werden die furchtbarsten Stunden ihres Lebens nie vergessen.
    Sie sind dem Horror entkommen. Überlebende des Anschlags auf die Konzerthalle werden in einem Bus vom Tatort weggefahren. Sie werden die furchtbarsten Stunden ihres Lebens nie vergessen. © dpa | Christophe Petit Tesson
    Das Mitgefühl mit den Opfern und ihren Angehörigen ist riesig in Frankreich. Noch Wochen nach den Anschlägen legen Menschen Blumen oder Stofftiere am Platz der Republik in Paris nieder, entzünden Kerzen oder heften kleine Plakate an.
    Das Mitgefühl mit den Opfern und ihren Angehörigen ist riesig in Frankreich. Noch Wochen nach den Anschlägen legen Menschen Blumen oder Stofftiere am Platz der Republik in Paris nieder, entzünden Kerzen oder heften kleine Plakate an. © dpa | Christophe Petit Tesson
    Ein Land trotzt dem Terror: Der Pariser Eiffelturm erstrahlt in den französischen Nationalfarben – ein weithin sichtbares Signal, dass sich die Franzosen nicht vom Terror unterkriegen lassen wollen.
    Ein Land trotzt dem Terror: Der Pariser Eiffelturm erstrahlt in den französischen Nationalfarben – ein weithin sichtbares Signal, dass sich die Franzosen nicht vom Terror unterkriegen lassen wollen. © REUTERS | © Benoit Tessier / Reuters
    Am 20. November ist die malische Hauptstadt Bamako Ort einer Geiselnahme.  Al-Kaida-nahe Terroristen überfallen das Luxushotel Radisson, zeitweise halten sie bis zu 170 Menschen in ihrer Gewalt. Die Sicherheitskräfte stürmen das Hotel, am Ende sind 19 Geiseln tot.
    Am 20. November ist die malische Hauptstadt Bamako Ort einer Geiselnahme. Al-Kaida-nahe Terroristen überfallen das Luxushotel Radisson, zeitweise halten sie bis zu 170 Menschen in ihrer Gewalt. Die Sicherheitskräfte stürmen das Hotel, am Ende sind 19 Geiseln tot. © REUTERS | JOE PENNEY
    Der Terror verschont auch die USA nicht. Am 2. Dezember tötet ein Ehepaar 14 Menschen in einer Behinderteneinrichtung im kalifornischen San Bernardino. Die Täter werden bei ihrer Flucht mit dem Auto von der Polizei gestellt und erschossen. Die Täter hatten offenbar einen islamistischen Hintergrund.
    Der Terror verschont auch die USA nicht. Am 2. Dezember tötet ein Ehepaar 14 Menschen in einer Behinderteneinrichtung im kalifornischen San Bernardino. Die Täter werden bei ihrer Flucht mit dem Auto von der Polizei gestellt und erschossen. Die Täter hatten offenbar einen islamistischen Hintergrund. © REUTERS | © Mario Anzuoni / Reuters
    Die Bilder 14 Opfer von San Bernardino. Es hätte womöglich noch schlimmer kommen können. In dem Haus der Täter finden die Fahnder ein wahres Waffenarsenal.
    Die Bilder 14 Opfer von San Bernardino. Es hätte womöglich noch schlimmer kommen können. In dem Haus der Täter finden die Fahnder ein wahres Waffenarsenal. © dpa | Mike Nelson
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    Innenministerium spricht von hausgemachtem Terrorismus

    „Lumpenterroristen“ nennt der renommierte Kriminologe Alain Bauer solche Personen „mit selbstzerstörerischer Psyche“, die eines Tages beschließen, zur Tat zu schreiten, und die mit geringen Mitteln versuchen, größtmöglichen Schaden anzurichten. Erfahrungen im Umgang mit Waffen oder Sprengstoff seien überflüssig, wenn es reicht, einfach ein Fahrzeug zu mieten oder zu stehlen und damit in eine Menschenmenge zu rasen.

    Im Pariser Innenministerium umschreibt man diese Bedrohung mit einem anderen Begriff: Hausgemachter Terrorismus. Gemeint sind radikalisierte Muslime, die in Frankreich aufgewachsen sind oder seit langem in Frankreich leben und das Land hassen. Auf ihr Konto gehen die drei Toten, die 2017 islamistischen Angriffen zum Opfer fielen (am 20. April wurde ein Polizist auf den Pariser Champs Elysées erschossen, am 1. Oktober zwei Studentinnen vor einem Bahnhof in Marseille niedergestochen) sowie neun Soldaten und Gendarmen, die bei insgesamt acht weiteren Anschlagsversuchen verletzt wurden.

    Mehrheit der Terroristen war Behörden nicht bekannt

    Als Lumpenterroristen oder „hausgemachte Angreifer“ lassen sich auch ausnahmslos jene 34 Franzosen charakterisieren, die seit Beginn des Jahres wegen der Vorbereitung von 13 Attentaten festgenommen wurden, die von den Diensten vereitelt werden konnten.

    „Nicht immer, aber häufig hatten wir dabei sehr viel Glück“, gibt ein Beamter der Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft zu. Glück, weil 60 Prozent aller Terroristen, die in Frankreich seit 2014 zuschlugen, weder der Polizei noch den Diensten bekannt waren. Dabei umfasst die sogenannte „Kartei S“, in der die potenziellen, unter Bewachung stehenden oder gesuchten Gefährder aufgeführt werden, mehr als 12.000 Namen.

    Das war der Terror in Paris

    Bei Schießereien und Explosionen am 13. November 2015 im 10. Arrondissement wurden viele Menschen verletzt und zahlreiche getötet. Zu den Anschlägen bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
    Bei Schießereien und Explosionen am 13. November 2015 im 10. Arrondissement wurden viele Menschen verletzt und zahlreiche getötet. Zu den Anschlägen bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). © dpa | Etienne Laurent
    Die französische Polizei sicherte das Gebiet rund um die Bataclan Konzerthalle.
    Die französische Polizei sicherte das Gebiet rund um die Bataclan Konzerthalle. © REUTERS | CHRISTIAN HARTMANN
    In der Konzerthalle wurden bis zu 100 Geiseln genommen. Die Terroristen sollen in der Halle wild um sich geschossen haben, berichteten Zeugen.
    In der Konzerthalle wurden bis zu 100 Geiseln genommen. Die Terroristen sollen in der Halle wild um sich geschossen haben, berichteten Zeugen. © dpa | Christophe Petit Tesson
    Die Konzerthalle war ausverkauft. Es fand am Abend ein Konzert der Band „Eagles of Death Metal“ statt.
    Die Konzerthalle war ausverkauft. Es fand am Abend ein Konzert der Band „Eagles of Death Metal“ statt. © dpa | Christophe Petit Tesson
    In der Halle sollen mehrere schwarz gekleidete Männer um sich geschossen haben.
    In der Halle sollen mehrere schwarz gekleidete Männer um sich geschossen haben. © dpa | Yoan Valat
    Nahe des Stade de France, dem Pariser Stadion, kam es zu drei Explosionen.
    Nahe des Stade de France, dem Pariser Stadion, kam es zu drei Explosionen. © dpa | Etienne Laurent
    In dem Stadion spielte gerade die deutsche gegen die französische Fußball-Nationalmannschaft, als es zu den Angriffen kam.
    In dem Stadion spielte gerade die deutsche gegen die französische Fußball-Nationalmannschaft, als es zu den Angriffen kam. © dpa | Etienne Laurent
    Die Menschen strömten nach dem Spiel aus dem Fußballstadion.
    Die Menschen strömten nach dem Spiel aus dem Fußballstadion. © REUTERS | GONZALO FUENTES
    Im Stadion herrschte Fassungslosigkeit.
    Im Stadion herrschte Fassungslosigkeit. © dpa | Uwe Anspach
    Bereits am Nachmittag gab es in einem Pariser Hotel eine Bombendrohung. Dort war die deutsche Fußball-Nationalmannschaft untergebracht. Kurze Zeit später gab die Polizei aber Entwarnung.
    Bereits am Nachmittag gab es in einem Pariser Hotel eine Bombendrohung. Dort war die deutsche Fußball-Nationalmannschaft untergebracht. Kurze Zeit später gab die Polizei aber Entwarnung. © dpa | Ian Langsdon
    Joachim Löw und die deutsche Nationalmannschaft harrten nach den Attacken noch lange im Stadion aus.
    Joachim Löw und die deutsche Nationalmannschaft harrten nach den Attacken noch lange im Stadion aus. © Bongarts/Getty Images | Adam Pretty
    Die ersten Helfer waren kurz nach den Attacken am Abend in der Pariser Innenstadt vor Ort.
    Die ersten Helfer waren kurz nach den Attacken am Abend in der Pariser Innenstadt vor Ort. © dpa | Etienne Laurent
    Die Situation in Paris war noch sehr unübersichtlich.
    Die Situation in Paris war noch sehr unübersichtlich. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
    Die verletzten Menschen wurden von Ersthelfern und Sanitätern versorgt.
    Die verletzten Menschen wurden von Ersthelfern und Sanitätern versorgt. © REUTERS | CHRISTIAN HARTMANN
    Ermittler sicherten und untersuchten das Gebiet rund um das Fußballstadion.
    Ermittler sicherten und untersuchten das Gebiet rund um das Fußballstadion. © REUTERS | GONZALO FUENTES
    Der damalige US-Präsident Barack Obama verurteilte die Anschläge als „abscheulichen Versuch“, die Welt zu terrorisieren.
    Der damalige US-Präsident Barack Obama verurteilte die Anschläge als „abscheulichen Versuch“, die Welt zu terrorisieren. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
    Die Straßen in Paris waren nach den Vorfällen abgeriegelt.
    Die Straßen in Paris waren nach den Vorfällen abgeriegelt. © dpa | Etienne Laurent
    Polizisten standen schwer bewaffnet rund um die Anschlagsorte.
    Polizisten standen schwer bewaffnet rund um die Anschlagsorte. © dpa | Etienne Laurent
    Vor der Französischen Botschaft in Berlin wurden Kerzen für die Opfer der Anschläge angezündet.
    Vor der Französischen Botschaft in Berlin wurden Kerzen für die Opfer der Anschläge angezündet. © dpa | Lukas Schulze
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    Frankreich hat europaweit die meisten Dschihadisten

    Es kommt hinzu, dass in keinem anderen europäischen Land mehr Staatsbürger in den Dschihad gezogen sind als in Frankreich, nämlich 1800 Männer, Frauen und Kinder. Nach Schätzungen der Dienste fanden mehr als 300 von ihnen den Tod, weitere 400 dürften inzwischen nach Frankreich zurückgekehrt sein.

    Die meisten von ihnen sitzen in U-Haft, stehen unter Hausarrest oder wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Aber selbst wenn bislang wohl die meisten Rückkehrer gefasst wurden, gelingt es einigen dennoch, durch das Netz der Sicherheitsdienste zu schlüpfen. Zu den neun Attentätern des 13. November gehörten mindesten vier französische Rückkehrer aus dem Dschihad.

    Mehrere Hundert IS-Kämpfer in Frankreich zurück erwartet

    Seit dem Fall von Rakka befürchten Regierung und Geheimdienste, dass in den nächsten Wochen und Monaten nun gleich mehrere Hundert IS-Kämpfer mit französischem Pass ebenfalls versuchen, in ihre Heimat zurück zu gelangen.

    „Ein enormes Sicherheitsproblem, falls wir sie nicht abfangen können“, warnt der Pariser Staatsanwalt François Molins. Nach seinen Erfahrungen seien die Rückkehrer zwar „grenzenlos enttäuscht über den IS-Niedergang, aber sie zeigen so gut wie keine Spur der Reue“.