Alle vier mutmaßlichen Sauerland-Terroristen wollen überraschend Geständnisse ablegen. Die Angeklagten hätten sich auf diese gemeinsame Linie geeinigt, berichtete Verteidigerin Ricarda Lang.

Düsseldorf. Zuvor war ihr Mandant Adem Yilmaz vorgeprescht, hatte eine umfassende Aussage angekündigt und um ein Gespräch mit den anderen Angeklagten gebeten. „Es ist mir egal, wie viel Sie mir geben, ob 20 oder 30 (Jahre). Ich möchte nur, dass das hier vorbeigeht. Es ist langweilig“, sagte Yilmaz am 15. Verhandlungstag.

Das Gericht hatte das von Yilmaz erbetene Gespräch im Beisein von zwei Beamten des Bundeskriminalamts (BKA) sofort ermöglicht. Auch die Bundesanwaltschaft hatte zugestimmt.

Yilmaz' Anwältin erklärte dessen Vorstoß so: „Er ist nicht in der Lage, dem Prozess hier standzuhalten. Er begreift die juristischen Hintergründe nicht. Er hat keine Lust mehr, ihm ist langweilig.“ Auf keinen Fall wolle er, dass im islamischen Fastenmonat Ramadan verhandelt wird, der Ende August beginnt. Während Yilmaz sein Geständnis außerhalb des Gerichtssaals gegenüber BKA-Beamten ablegen will, wolle Atilla Selek vor Gericht aussagen.

Es mache keinen Sinn, weiter zu schweigen, um dann im Urteil die „volle Packung“ zu erhalten, erklärte Yilmaz (29). Die Mitangeklagten Selek und Daniel Schneider dächten genauso. Bislang hatten die Angeklagten jegliche Aussage in dem Terror-Prozess verweigert.

Der Vorsitzende Richter Ottmar Breidling betonte, dass das Gericht nur an umfassenden Geständnissen interessiert sei: „Alle Karten auf den Tisch – und zwar offen, nicht gezinkt.“ Bundesanwalt Volker Brinkmann betonte, dass der Zug für einen spürbaren Strafnachlass durch ein Geständnis angesichts der erdrückenden Beweisfülle „bald abgefahren“ sei.

Dass die Angeklagten ein Geständnis oder zumindest eine Aussage erwägen, war Mitte Mai bekanntgeworden, als bei Daniel Schneider ein an Yilmaz gerichteter Brief sichergestellt wurde. „Wann ist es sinnvoll, dass alle schweigen oder aussagen?“, hieß es in dem Kassiber. Auch für Selek hatte dessen Verteidiger ein baldiges Geständnis in Aussicht gestellt.

Gegen Yilmaz hatte das Gericht mehrfach Ordnungshaftstrafen verhängt. Grund waren Zwischenrufe, eine Drohung und die Weigerung, sich vor dem Senat zu erheben.

Die Angeklagten sollen eine Terrorzelle der Islamischen Dschihad Union (IJU) gebildet und in Deutschland schwere Anschläge mit Autobomben geplant haben. Drei der Islamisten waren am 4. September

2007 im sauerländischen Oberschledorn von der Spezialeinheit GSG 9 festgenommen worden, Selek wurde später in der Türkei verhaftet. Der Prozess – eines der größten Verfahren seit RAF-Zeiten – ist bislang auf zwei Jahre angelegt. Ein Geständnis würde das Verfahren erheblich abkürzen.