Benedikt XVI. liest den Managern die Leviten. Proteste und Jubel beim Besuch des Papstes. Mutmaßlicher Attentäter wieder frei.

Madrid. Zum Weltjugendtag in Madrid hat Papst Benedikt XVI. ein allein auf den Profit ausgerichtetes Denken in der Wirtschaft kritisiert. Das sei die Ursache für die derzeitige Krise, erklärte der Papst schon während des Flugs von Rom nach Madrid. Seine Worte dürften in Spanien, das von der Krise besonders hart getroffen wurde, und auch bei den Jugendlichen auf offene Ohren stoßen. „Der Mensch muss im Mittelpunkt der Wirtschaft stehen“, forderte Benedikt XVI., „und die Wirtschaft darf nicht nur auf Gewinnmaximierung aus sein, sondern muss auch das Wohl der Gemeinschaft berücksichtigen.“ Die Wirtschaft bedürfe einer moralischen Begründung, um für die Menschheit zu wirken.

Die Moral sei eines der Kernthemen der derzeitigen Krise. Mit diesem Thema hatte sich der Papst auch schon in seiner 2009 erschienenen Enzyklika „Caritas in veritate“ (Die Liebe in der Wahrheit) befasst. Der Besuch des Papstes ist in Spanien keineswegs unumstritten. Am Flughafen wurde er am Mittag von Hunderten junger Katholiken empfangen, die ihm zujubelten und spanische Fahnen schwenkten. Am Abend zuvor waren in Madrid noch Tausende Menschen auf die Straßen gegangen, um zu protestieren . Die Kritiker warfen der spanischen Regierung vor, den viertägigen Aufenthalt des katholischen Kirchenoberhauptes unter anderem mit Steuergeldern zu finanzieren.

In der Nacht kam es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Papstkritikern. Dabei wurden nach Polizeiangaben elf Menschen verletzt, darunter zwei Beamte. Die Polizei setzte auf dem zentralen Platz Puerta del Sol Schlagstöcke gegen die Demonstranten ein und nahm acht Menschen fest. Aber in Spanien gärt es schon lange. Seit Monaten protestieren junge Menschen gegen Arbeitslosigkeit und Kürzungen im Sozialwesen.

Der Papst dürfte auch die auf November vorgezogenen Neuwahlen mit Interesse verfolgen. Die jüngsten Reformen der regierenden Sozialisten haben im Vatikan für Unmut gesorgt. So billigte Madrid gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften und Abtreibungen von 16-Jährigen ohne Einverständnis der Eltern. Die konservative Volkspartei hingegen unterstützt üblicherweise die Haltung der Kirche.

Abgesehen von einem Ausflug in das Kloster El Escorial 50 Kilometer nordwestlich von Madrid wird der Papst die Zeit bis Sonntag in der spanischen Hauptstadt verbringen. Geplant waren Treffen mit jungen Gläubigen, Nonnen und angehenden Priestern. Benedikt XVI. wird die Beichte abnehmen und mit dem Papamobil durch die Stadt fahren. Höhepunkte seines Besuchs beim Weltjugendtag werden ein Abendgebet mit Pilgern am Sonnabend und eine Messe am Sonntagmorgen sein.

Der mexikanische Chemiestudent, der einen Anschlag während des Papstbesuchs in Madrid geplant haben soll, ist wieder auf freiem Fuß. Ein spanischer Richter ordnete die Freilassung am Donnerstag an, die Untersuchung gegen den Mann wird aber fortgeführt. Die Polizei hatte den Studenten am Dienstag festgenommen, nachdem er im Internet Drohungen gegen Papstgegner beim Weltjugendtag in Madrid ausgesprochen hatte. (dapd)