News International putzte die elektronischen Archive blank. 200.000 Mails wurden in Murdochs Imperium gelöscht, den Fahndern fehlen Beweise.

London. Im Skandal um abgehörte Telefone und bestochene Polizisten in Großbritannien können die Ermittler nicht mehr auf die kompletten E-Mail-Archive der beschuldigten Zeitungsgruppe News International zugreifen. Das wegen illegaler Recherchepraktiken in die Kritik geratene Unternehmen habe seit April 2010 mehr als 200.000 elektronische Nachrichten löschen lassen, berichtete ein beteiligtes IT-Unternehmen dem ermittelnden Parlamentsausschuss. Dies sei jedoch kein ungewöhnlicher Vorgang.

Bei dem gelöschten Datenmaterial soll es sich um sehr alte Nachrichten gehandelt haben. Zudem seien nicht zustellbare Mails aus den Archiven sowie doppelt vorhandene betroffen, teilte das indische Unternehmen mit. Die britischen Ermittler wollen durch die Auswertung von internen E-Mails erfahren, wer in der Zeitungsgruppe des Medienmoguls Rupert Murdoch von den Abhörpraktiken wusste. Auch ein Parlamentsausschuss untersucht die Vorgänge. Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht die inzwischen eingestellte Boulevardzeitung „News of the World“.

Derweil hat der britische Komiker Jonathan May-Bowles nach seiner Schaumtorten-Attacke auf Rupert Murdoch die Tat vor Gericht eingeräumt – und Murdoch anschließend parodiert. „Das ist der Tag der größten Demut in meinem Leben“, sagte der 26-Jährige nach der Anhörung. Den gleichen Satz hatte auch der Vorstandschef des Medienkonzerns News Corp bei seiner Anhörung vor britischen Parlamentariern in der vergangenen Woche benutzt. Dort musste er sich im Abhör-Skandal um die inzwischen eingestellte Boulevardzeitung „News of the World“ rechtfertigen. May-Bowles hatte während dieser Anhörung eine Torte aus Rasierschaum auf Murdoch geworfen.

Der 26 Jahre alte Brite, der als Komiker unter dem Namen Jonnie Marbles auftritt, bekannte sich bei der etwa 15-minütigen Anhörung in London schuldig, die öffentliche Ordnung gestört zu haben. Ein Urteil soll am kommenden Dienstag fallen. Murdoch war bei der Attacke nicht verletzt worden. Vor der Sitzung hatte May-Bowles geäußert, er sei „immer noch glücklich“ darüber, was er gemacht habe. (dpa/abendblatt.de)