Atom-Ausstieg und Energiewende? Altkanzler Schröder spottet über die Bundesregierung. Aber bei einem Thema mauert der Gas-Lobbyist.

Berlin. Gerhard Schröder kommt schnell zur Sache. „Ich freue mich, dass von der demokratischen Rechten der Kampf gegen den rot-grünen Atomausstieg endlich aufgegeben wurde“, lästert der Altkanzler der SPD. Union und FDP seien „voll auf den Pfad der Tugend eingeschwenkt“, schiebt er mit spöttischem Unterton nach. Dafür hätten sie nur Lob verdient. Denn wie stehe es doch bitte in der Bibel so schön: Im Himmel sei mehr Freude über einen einzigen reuigen Sünder als über 99 Gerechte. Deshalb solle die SPD den Geläuterten von Schwarz-Gelb doch den Gefallen tun: „Stimmen wir eben ein zweites Mal über unsere eigenen Pläne ab.“

Nach längerer Pause ließ sich der 67-Jährige wieder einmal in Berlin blicken, um den einen oder anderen Ratschlag zu geben. Die Spargelfahrt der „Seeheimer“ in der SPD auf dem Wannsee, zu der er fest erwartet wurde, schwänzte der viel beschäftigte Polit-Pensionär zwar. Doch das Fest der SPD-Landesgruppen von Niedersachsen und Bremen ließ sich der Hannoveraner nicht nehmen.

In der Bremer Landesvertretung beschreibt Schröder, der derzeit als heißer Kandidat für den Aufsichtsrat des russischen Monopolisten Gazprom gilt, vor vielen alten Weggefährten, wie er sich so die deutsche Energie-Zukunft wünscht. Für den wegfallenden Atomstrom müsse ja ein Ersatz als Übergang her. „Und das ist Gas. Und das kriegt man nur dort, wo welches ist“, doziert er unter Gelächter. Zur Auswahl stehe Nordafrika oder Iran, dort allerdings nur mit begrenzten Möglichkeiten. „Oder aus Russland – mit unbegrenzten Möglichkeiten.“ Analog zu dem von der SPD zur Hymne geadelten Lied „Glückauf, der Steiger kommt“ könnte man sagen „Glückauf, der Gasmann kommt“.

Auch den Energiekurs der Grünen knöpft sich Schröder vor: „Wer raus will, muss auch wissen, wo er rein will.“ Ganz bestimmt gehe es aber nicht so: Wackeln beim Netzausbau, kein Gas aus Gründen der Political Correctness und auch keine Kohle wegen des Klimaschutzes. Den eigenen Genossen legt er ans Herz, den großen deutschen Energiekonzernen „nicht die Luft abzuschneiden“. Die Konkurrenz in Frankreich würde sich nur die Hände reiben.

Beim Umgang mit den Schulden der Griechen lässt Schröder kaum ein gutes Haar an seiner CDU-Nachfolgerin Angela Merkel. Ihr langes Zögern habe alles nur noch teuer gemacht. „Man kann ein Land auch ruinieren, indem man es überfordert.“ Richtig wirken würden Reformen schließlich erst nach einigen Jahren. Dies sei schon bei seiner „Agenda 2010“ so gewesen. Daran zweifle heute doch niemand mehr – „außer einige in der SPD“.

Für seine Partei hat er für die nächste Bundestagswahl auch einige Empfehlungen parat. „Ohne ökonomische Kompetenz kann man keine Wahlen gewinnen. Das gilt es für 2013 zu beherzigen.“ Welcher SPD-Spitzenkandidat aus seiner Sicht dafür der richtige ist? Das behält Schröder lieber für sich. (dpa/abendblatt.de)