Die Opposition nutzt den Wind der Proteste in Tunesien und Ägypten. Ahmadinedschads Regime reagiert hart. Die Menschen rufen: „Tod dem Diktator.“

Teheran/Bahrain. Brennende Müllcontainer auf den Straßen, immer wieder „Allahu Akbar“-Rufe und Schüsse gegen die Demonstranten: Die Protestwelle im Iran ist die Fortsetzung des Aufstandes in der arabischen Welt. Und es ist nicht eine islamistische Erhebung, wie Präsident Mahmud Ahmadinedschad der Welt weismachen will. Nach alter Manier hat die iranische Polizei die Opposition für den Tod eines Demonstranten bei den regierungskritischen Protesten in Teheran verantwortlich gemacht. Mitglieder der verbotenen oppositionellen Volksmudschahedin hätten bei den Protesten am Montag Schüsse abgegeben und dadurch einen Menschen getötet und neun Polizisten verletzt, sagte Polizeichef Ahmed Rasa Radan der iranischen Nachrichtenagentur Fars. Mehrere Volksmudschahedin seien festgenommen worden. Radan machte auch den iranischen Oppositionsführern schwere Vorwürfe. Sie hätten „Blut an den Händen und müssen sich für ihre Taten verantworten“.

Die Oppositionsführer Mir-Hossein Mussawi und Mehdi Karubi hatten eine Kundgebung aus Solidarität mit den Protestbewegungen in Ägypten und Tunesien beantragt. Obwohl die Regierung die Proteste gegen die Machthaber in Kairo und Tunis unterstützte, verbot sie die Kundgebung. Schon zuvor hatte Iran die Berichterstattung ausländischer Sender wie der BBC aus Kairo massiv behindert. Die Oppositionswebseiten riefen dennoch zu Kundgebungen auf. Tausende kamen dem Aufruf nach und versammelten sich im Zentrum von Teheran. Augenzeugen zufolge schoss die Polizei in Teheran Tränengas und Farbkugeln auf die Demonstranten.

Der erschossene Passant sei von Demonstranten in Kopf geschossen worden, meldete die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars. Ob das stimmt, ließ sich nicht ermitteln. Augenzeugen berichteten, mindestens drei Demonstranten seien mit Schussverletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, Dutzende weitere seien verprügelt worden. Die Polizei ging teils auf Motorrädern gegen die Demonstranten vor, die ihrerseits Mülleimer anzündeten. „Ein Iraner stirbt, aber er nimmt keine Demütigung hin“, rief die Menge. Andere skandierten „Tod dem Diktator“. Wie die der Reformbewegung nahestehende Website kaleme.com berichtete, kam es in der zentraliranischen Stadt Isfahan und Schiras im Süden des Landes zu ähnlichen Kundgebungen. Fars, die den paramilitärischen Revolutionsgarden nahe steht, meldete, es sei zu Festnahmen gekommen. Die Regierung hatte die Demonstration verboten und mit Konsequenzen gedroht, sollte diese dennoch stattfinden.

Auch im Golfstaat Bahrain ist ein Demonstrant gestorben. Der Mann sei den Verletzungen erlegen, die er am Montagabend bei der Auflösung einer Demonstration im Dorf Dija östlich der Hauptstadt Manama durch die Polizei erlitten habe, berichteten Augenzeugen. Das Innenministerium in Manama bestätigte in einer Erklärung, dass ein Demonstrant gestorben sei. Eine Untersuchung solle nun klären, ob die Sicherheitskräfte den Tod durch einen nicht gerechtfertigten Einsatz von Waffen verursacht hätten. Die Polizei hatte am Montag in mehreren schiitischen Dörfern Hunderte regierungskritische Demonstranten mit Tränengas auseinandergetrieben. Die Demonstranten waren für politische und soziale Reformen auf die Straße gegangen und waren damit dem Vorbild der Opposition in Tunesien und Ägypten gefolgt.

In Bahrain leben überwiegend Schiiten, der kleine Golfstaat wird aber von einer sunnitischen Herrscherdynastie geführt. In den 1990er-Jahren kam es immer wieder zu Unruhen. 2001 wurde daraufhin die Wiedereinsetzung des 1975 aufgelösten Parlaments beschlossen, Bahrain wurde zu einer konstitutionellen Monarchie.