Verwirrspiel von Mahmud Ahmadinedschad: Die Nuklearanlagen sollen geöffnet werden. Deutschland hat aber auch noch keine Einladung.

Teheran/Berlin. Vor Beginn einer neuen Verhandlungsrunde über sein umstrittenes Atomprogramm hat der Iran ausgewählten Staaten eine Besichtigung seiner Nuklearanlagen angeboten. Eingeladen seien Vertreter der EU, der Bewegung der blockfreien Staaten sowie der fünf Uno-Vetomächte und Deutschland, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Ramin Mehmanparast. Die Besichtigung solle im Vorfeld der für Ende Januar geplanten neuen Verhandlungsrunde zwischen dem Iran und der sogenannten 5+1 Gruppe stattfinden. Die Einladung zeige den „guten Willen“ seines Landes bezüglich seines Atomprogramms, erklärte Mehmanparast.

Wie aus einer Einladung hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AP vorliegt, schlug Teheran für den Besuch das Wochenende 15. und 16. Januar vor. In dem auf den 27. Dezember datierten Schreiben, das der AP am Montag zugänglich gemacht wurde, ist von einem „Besuch der iranischen Atomanlagen“ die Rede, für den sämtliche Kosten übernommen würden.

„Bei uns ist keine Einladung eingegangen“, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts auf dapd-Anfrage. Ein Gewährsmann in Wien sagte, das Schreiben sei an Russland, China, Ägypten, Kuba, die Gruppe der Blockfreien und die Mitglieder der Arabischen Liga bei der IAEA sowie an Ungarn als derzeitige EU-Ratspräsidentschaft gerichtet. Demnach wären die USA also ebenfalls nicht eingeladen. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Mark Toner, erklärte, der Iran müsse seinen Verpflichtungen nachkommen, mit der IAEA zu kooperieren. Diese Initiative sei dafür kein Ersatz und könne auch nicht von den Kernfragen bezüglich des iranischen Atomprogramms ablenken.

Experten erwarten außerdem, dass der Iran die beiden inhaftierten deutschen Reporter als „Verhandlungsmasse" in die Gespräche über sein Atomprogramm einbringt. Ähnliche diplomatische Winkelzüge hatte Präsident Mahmud Ahmadinedschad in der Vergangenheit vollzogen.

Besucht werden sollten Buschehr und Natans, sagte der bei der IAEA akkreditierte Diplomat der AP. Außerdem seien Treffen mit dem amtierenden iranischen Außenminister Ali Salehi geplant, der außerdem Leiter der iranischen Atombehörde ist, und mit dem iranischen Chefunterhändler Saed Dschalili. Die Reaktoranlagen in Buschehr, die vermutlich noch im Januar in Betrieb gehen sollen, bereiten der internationalen Gemeinschaft indes wenig Sorgen: Es ist sichergestellt, dass die abgebrannten Brennstäbe nach Russland gebracht werden und nicht für den Bau von Atomwaffen missbraucht werden können. Deutlich kritischer wird die Anlage in Natans gesehen, wo in knapp 9000 Zentrifugen Uran angereichert wird. Die USA und andere westliche Staaten verdächtigen den Iran, damit den Bau von Atomwaffen vorzubereiten. Teheran weist diese Anschuldigung aber zurück.

Anfang Dezember hatten sich iranische Beamte mit Vertretern aus Deutschland, den USA, China, Russland, Frankreich, Großbritannien und der EU in Genf getroffen, um über das Teheraner Atomprogramm zu verhandeln. Die Gespräche gingen ohne konkrete Ergebnisse zu Ende, vereinbart wurde lediglich ein weiteres Treffen zu Beginn dieses Jahres in der Türkei. Vorläufig ist ein Termin Ende Januar in Istanbul vorgesehen.