Die großen deutschen Reiseveranstaltern bringen bis Mitte Februar keine Urlauber mehr nach Ägypten. Die USA ziehen Botschaftsmitarbeiter ab.

Kairo. Angesichts der Unruhen rät die Bundesregierung jetzt dringend von Reisen nach ganz Ägypten ab. „Das Auswärtige Amt rät von Reisen nach ganz Ägypten dringend ab“, sagte Außenminister Guido Westerwelle in Berlin. „Das schließt ausdrücklich die Touristengebiete am Roten Meer ein.“ Das gelte, auch wenn dort die Lage derzeit ruhig sei. Unterdessen ziehen die USA alle nicht unbedingt notwendigen Botschaftsmitarbeiter ab.

Die großen deutschen Reiseveranstaltern bringen bis Mitte Februar keine Urlauber mehr nach Ägypten. Die Reiseverträge werden von den meisten Veranstaltern aktiv gekündigt, sagte ein Sprecher des Deutschen Reiseverbandes (DRV) am Dienstag in Berlin.

Mit einem Generalstreik und einem "Marsch der Millionen" wollen die Demonstranten in Ägypten heute das Regime von Staatspräsident Husni Mubarak in die Knie zwingen. Aufgerufen dazu hat der Friedensnobelpreisträger Mohammed al-Baradei, die Galionsfigur der Opposition. Die Armee versicherte, dass sie nicht auf friedliche Demonstranten feuern werde. Sie erkenne "die Legitimität der Forderungen der Bürger an", hieß es in einer Erklärung.

Ägyptens neuer Vizepräsident Omar Suleiman kündigte einen Dialog mit allen politischen Parteien an. Dabei werde es auch um Verfassungs- und Gesetzesreformen gehen, sagte der frühere Chef des Geheimdienstes im Staatsfernsehen. Zuvor hatte Mubarak den verhassten Innenminister Habib al-Adli entlassen, der die ersten Proteste blutig hatte niederschlagen lassen.

Die USA schickten einen Sondergesandten an den Nil. Der frühere US-Botschafter in Kairo, Frank Wisner, soll den US-Forderungen nach demokratischen Reformen Nachdruck verleihen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) traf gestern mit acht Bundesministern zu einem Besuch in Israel ein, das die Unruhen im Nachbarland mit Sorge verfolgt. Sie rief Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu Zugeständnissen im Nahost-Friedensprozess auf.

Auch der Ölpreis reagierte auf die Ägypten-Krise: Er stieg gestern auf 100,77 Dollar je Barrel (159 Liter) und damit erstmals seit fast zweieinhalb Jahren über die Marke von 100 Dollar.