Sie zeigen Urlaubsfotos von Panzern, Militär und ausgebrannten Autos. Die politische Revolte in Ägypten droht in Anarchie umzuschlagen.

Kairo. Die politische Revolte in Ägypten droht in Anarchie umzuschlagen. Plünderer, Brandstifter und Räuber terrorisieren die Bevölkerung in vielen Landesteilen. Im Zentrum von Kairo versammelten sich am Sonntag, dem sechsten Tag der Proteste, wieder mehrere zehntausend Menschen mit der Forderung nach einem Regimewechsel. Bei den Unruhen starben bislang 150 Menschen. Bundeskanzlerin Angela Merkel drang in einem Telefongespräch mit Mubarak auf eine friedliche Lösung des Konflikts. Der seit drei Jahrzehnten regierenden Präsidenten Husni Mubarak versuchte vergeblich, mit Medienzensur, einer Ansprache und einer neuen Führungsriege die Massenproteste gegen ihn zu stoppen. Die Polizei, die Plünderern und Banden weitgehend das Feld überlassen hatte, soll laut ägyptischen Staatsmedien an diesem Montag wieder Präsenz zeigen. Aus Gefängnissen waren am Wochenende tausende Insassen mit Hilfe von außen ausgebrochen, darunter Schwerverbrecher und islamistische Extremisten.

Sonntag

21.30 Uhr: Am Münchner Flughafen landeten am Sonntagabend Touristen aus Kairo. „Wir sind nun ganz in Sicherheit“, sagte Monique Degruiter (60) kurz nach der Ankunft. Mit über einer Stunde Verspätung war die Lufthansa-Maschine auf dem Flughafen Franz-Josef-Strauß gelandet. Die Bilder aus Kairo hat sie noch immer vor Augen: „In der Nacht haben wir Schüsse gehört, Polizeiwagen brannten. Dennoch haben sie uns durchgelassen und uns sogar fotografieren lassen.“ Degruiter war mit einer Reisegruppe in Ägypten unterwegs, rund 60 Personen. In München zeigte sie Urlaubsfotos auf ihrer Digitalkamera: Panzer, Militär, ausgebrannte Autos und das Ägyptische Museum in Kairo, das von Soldaten umstellt ist. „Es gibt schönere Dinge im Urlaub zu sehen, aber was sollten wir machen?“ Sie wohnte in einem Hotel in der Nähe des Museums, direkt in Kairo. Plünderer seien unterwegs, mit Stöcken bewaffnete Menschen zogen durch die Straßen.

Heidi Merk aus Waal bei Landsberg am Lech berichtet: „Überall am Flughafen war Chaos. Viele Leute schliefen dort in der Nacht.“ Die 67-Jährige war auf einer Nilfahrt und musste diese wegen der Unruhen in Ägypten abbrechen. „Unser Hotel ist auch beschossen worden, wir waren aber schon einen Tag weg. Wir hatten Glück.“ Geschäfte seien geplündert worden. „Wir wollten noch ins Museum in den letzten drei Tagen. Das konnten wir uns dann schenken.“ Merk wurde am Flughafen von ihrem Schwiegersohn Walter Bruns in Empfang genommen. Der 56-Jährige hatte sich große Sorgen um seine Schwiegermutter gemacht. „Als ich von den Unruhen hörte, habe ich nur noch gedacht, sie soll schauen, dass sie so schnell wie möglich da raus kommt.“

20:20 Uhr: Der ägyptische Oppositionspolitiker und Friedensnobelpreisträger Mohammed el Baradei ist mit einem Führungsanspruch vor die Demonstranten in Kairo getreten. „Ich habe den Auftrag von den politischen Kräften erhalten, eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden“, sagte el Baradei nach Berichten von Journalisten. Die Forderung nach einem Rücktritt von Präsident Husni Mubarak habe er bekräftigt. El Baradei war zusammen mit Führern der Muslimbruderschaft vor zehntausende Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo getreten. Darunter waren zahlreiche Vertreter kleinerer Oppositionsparteien.

19:10 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in einem Telefonat den ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak zu einer gewaltfreien Lösung des Konflikts aufgefordert. In dem „ausführlichen“ Gespräch am Sonntag habe Merkel erneut darauf gedrungen, dass die ägyptischen Sicherheitskräfte keine Gewalt ausüben, sagte der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, am Abend. Merkel habe zudem verlangt, dass die Demonstrations- sowie die Informationsfreiheit in Ägypten gewährt werde. Die von Mubarak ernannte Regierung müsse die angekündigten Reformen angehen. Es sei unverzichtbar, auf die Bedürfnisse der Bevölkerung und vor allem der Jugend einzugehen.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte die ägyptische Regierung auf, keine Gewalt gegen Demonstranten zu verüben und die Meinungsfreiheit und andere Grundrechte zu gewähren. „Das ist wahrscheinlich der beste Weg für stabile Verhältnisse“, sagte Westerwelle in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. Die Gewalt gegen Demonstranten bringe den bisherigen politischen Kurs Ägyptens in Gefahr. „Und das könnte dann auch vor allen Dingen den Extremisten und den Islamisten in die Hände spielen“, betonte Westerwelle. Westerwelle bekräftigte die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes für Ägypten. Vor allen Dingen sei von nicht notwendigen Reisen in die Metropolen abzuraten. „Bisher haben wir keine Hinweise, dass Touristen in den klassischen touristischen Gebieten ums Rote Meer bedroht oder gefährdet gewesen sind. Aber man muss ausdrücklich hinzufügen, das ist eine unübersichtliche Lage“, sagte der Außenminister.

18.20 Uhr: Den dritten Tag in Folge haben Ägypter in Berlin friedlich für Demokratie in ihrem von Gewalt erschütterten Heimatland demonstriert. Beunruhigt von den schweren Unruhen am Nil mit zahlreichen Toten und Verletzten zogen rund 100 Teilnehmer am Sonntag vom Potsdamer Platz bis zur ägyptischen Botschaft am Tiergarten. Bereits am Samstag hatten insgesamt etwa 300 Menschen unter anderem vor der ägyptischen Botschaft demonstriert. Die Kundgebungen verliefen nach Angaben der Polizei ohne Zwischenfälle. Auf einer Kundgebung neben der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche riefen Demonstranten: „Die Revolution wird siegen“ oder „Mubarak wir sind arm geworden, was machen Sie mit unserem Geld?“. Teilnehmer zeigten Transparente, auf denen unter anderem zu lesen war: „Mubarak, hast Du genügend Gefängnisse für 80 Millionen Ägypter?“

18.00 Uhr: Der ägyptische Friedensnobelpreisträger und Hoffnungsträger der Opposition, Mohammed el Baradei, hat sich am Sonntag den Demonstranten auf dem Tahrir-Platz angeschlossen, die das Ende des Regimes von Präsident Husni Mubarak fordern. Mit seinem Erscheinen ignorierte el Baradei den von den Behörden in der Vorwoche verhängten Hausarrest. Unter den tausenden Demonstranten waren Mitglieder der Muslimbruderschaft, der linken Tagammu-Partei, der liberalen al-Ghad-Partei sowie mehrerer anderer kleiner Parteien. Auch Mitglieder der Kifaja-Bewegung („Genug“) demonstrierten. Die Mitglieder dieser außerparlamentarischen Oppositionsbewegung waren die ersten, die schon vor Jahren offen gegen Mubarak protestiert und seinen Rücktritt gefordert hatten.

El Baradei hatte kurz zuvor – wie auch die ägyptischen Muslimbrüder – die sofortige Bildung einer Regierung der nationalen Einheit gefordert. „Ägypten steht in Flammen. Das Land fällt auseinander. Überall wird geplündert“, sagte er in einem Interview des Senders CNN. Die Armee sei nicht in der Lage, alles unter Kontrolle zu bringen.

17.00 Uhr: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat angesichts der Unruhen in Ägypten zu Besonnenheit, Gewaltlosigkeit und Einhaltung der Menschenrechte aufgerufen. Beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union (AU) in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba sagte Ban am Sonntag: „Überall auf der Welt müssen die Führer aufmerksamer und ehrlicher auf die Stimme des Volkes, auf die Hoffnungen (der Menschen) für eine bessere Zukunft hören.“ Die Staats- und Regierungschefs Afrikas mahnte der UN-Chef: „Der Wind des Wandels weht. Afrika ist in Bewegung.“ Zuvor hatte bereits der französische Präsident Nicolas Sarkozy zu Gewaltlosigkeit aufgerufen. „Gewalt ist nie eine Lösung, sie schafft nur neue Gewalt“, sagte er und betonte, Frankreich stehe „in diesem kritischen Moment in Freundschaft und Respekt an der Seite Tunesiens und Ägyptens.“

14.20 Uhr: Wegen der anhaltenden Unruhen bereitet sich die deutsche Botschaft in Kairo auf eine steigende Zahl ausreisewilliger Deutscher vor. Wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte, beschloss der Krisenstab am Sonntag, schnellstmöglichst weitere Konsularbeamte in die ägyptische Hauptstadt zu schicken. Sie sollen die rund 40 Botschaftsmitarbeiter unterstützen, die derzeit in Kairo im Einsatz sind. Die genaue Zahl der zusätzlichen Kräfte war zunächst unklar.

13.20 Uhr: Die Lufthansa wird an diesem Montag einen zusätzlichen Flug von Kairo nach Frankfurt anbieten. Parallel zu einem regulären Linienflug werde eine weitere Maschine eingesetzt, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Sonntag. Das Auswärtige Amt habe bei der Lufthansa eine entsprechende Anfrage gestellt. Die beiden Maschinen starten demnach am Montagmorgen gegen 7.45 Uhr in Frankfurt. Nach der Landung in Kairo sollen sie am Nachmittag dort wieder abheben und zurückkehren.

12.10 Uhr: Bei den Unruhen ist die Zahl der Getöteten am Sonntag nach Medienberichten auf mindestens 150 gestiegen. Neue Tote habe es seit der vergangenen Nacht vor allem in mehreren Gefängnissen außerhalb Kairos gegeben, aus denen Häftlinge ausbrachen, berichten arabische Nachrichtensender.

10.10 Uhr: Die ägyptische Regierung hat den arabischen Fernsehsender al-Dschasira verboten. Wie die amtliche ägyptische Nachrichtenagentur Mena am Sonntag meldete, ordnete der scheidende Informationsminister Anas el Fekki ein Empfangsverbot für den Satellitensender an. Der Sender aus Katar hatte bisher umfassend über die Proteste gegen die ägyptische Regierung berichtet.

9.10 Uhr: Bei den Unruhen in Kairo sind Plünderer ins Ägyptische Museum eingedrungen. Sie hätten zwei Mumien zerstört, berichtete der TV-Sender Arabiya. Das Museum beherbergt neben anderen unwiederbringlichen Artefakten die goldene Maske des Königs Tutenchamun. Ein Archäologe berichtet im Staatsfernsehen, dass Ägypter auf der Straße versucht hätten, das Gebäude durch eine Menschenkette zu schützen. Die Vandalen seien aber von Dach in das Museum gelangt.

8.40 Uhr: Angesichts der anhaltenden Massenproteste gegen den ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak haben einige wohlhabende Familien das Land verlassen. Ägyptische und arabische Geschäftsleute und ihre Verwandte seien am Sonnabend von Kairo abgeflogen, teilte ein Sprecher des Flughafens mit.

8.33 Uhr: Aus einem Gefängnis in der Nähe der Hauptstadt Kairo sind tausende Häftlinge geflohen. Wie ein Sicherheitsbeamter am Sonntag mitteilte, entkamen die Gefangenen aus der Haftanstalt von Wadi Natrun nördlich von Kairo.

6.30 Uhr: Nach den heftigen Protesten der vergangenen Tage hat sich die Lage in der ägyptischen Hauptstadt in der Nacht zum Sonntag nach Medienberichten etwas entspannt.

Sonnabend

23.19 Uhr: Die Bewohner von Kairo haben gegen Plünderer mobil gemacht: In mehreren Vierteln der ägyptischen Hauptstadt bewaffneten sich Bürgerwehren mit Knüppeln und Eisenstangen, um sich vor Banden zu schützen, die am Rande der Massenproteste gegen Staatschef Husni Mubarak Geschäfte und Häuser plünderten. Im Viertel Mohandisseen berichteten Einwohner der Nachrichtenagentur AFP von dutzenden zerstörten Läden. Ein Händler sagte, die Randalierer seien junge Männer gewesen, die „aussahen, als kämen sie direkt aus dem Gefängnis“. In Maadi im Süden von Kairo wurde ein Supermarkt der französischen Kette Carrefour geplündert, anderswo wurden Bankautomaten zerstört und geleert. Im Viertel El Sabtia räumten Banditen ein Einkaufszentrum aus, wurden aber von Einwohnern verfolgt, die ihnen ihr Diebesgut wieder abnehmen konnten. An den Hauptzufahrtstraßen nach Maadi waren Soldaten postiert und begannen, in das Viertel vorzudringen. In der Gegend wohnen viele Ausländer, dort befinden sich auch mehrere ausländische Schulen. Viele Bewohner von Maadi haben ihre Häuser aus Angst um ihre Sicherheit bereits verlassen, um entweder gleich in ihre Heimat zurückzukehren oder in einem der gut geschützten Luxushotels von Kairo Zuflucht zu suchen.

22.18 Uhr: Bei den Unruhen in Ägypten greifen Plünderer auch Krankenhäuser an. Eine Kinderkrebsklinik sei überfallen und ausgeraubt worden, berichteten Ärzte. In einem Krankenhaus im Kairoer Bezirk Abbasija hätten Ärzte Molotowcocktails hergestellt, um das Hospital verteidigen zu können. Das ägyptische Staatsfernsehen zeigte am Abend erstmals Bilder von Dutzenden von Männern, bei denen es sich um festgenommene Plünderer handeln soll.

20.13 Uhr: Bei den Protesten in Ägypten sind nach Angaben von Ärzten und Sanitätern seit Freitag mindestens 73 Menschen getötet worden. Tausende seien bei Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten verletzt worden, hieß es in der Hauptstadt Kairo. Trotz einer Ausgangssperre waren auch heute erneut zehntausende Menschen in Kairo auf die Straße gegangen und hatten den Rücktritt von Präsident Husni Mubarak gefordert.

19.34 Uhr: Aus Angst vor Plünderungen haben Einwohner in Kairo ihre Häuser verbarrikadiert und bewaffnete Nachbarschaftswachen organisiert. Obwohl in der Hauptstadt Soldaten im Einsatz waren, zogen nach Berichten von Augenzeugen Jugendgangs durch die Straßen und plünderten Supermärkte und Geschäfte. In wohlhabenden Vierteln wurde in Wohnungen und Häuser eingebrochen. In der Innenstadt und mehreren Außenbezirken waren Schüsse zu hören. Die Streitkräfte stationierten am Abend Verstärkung in den Straßen, wie das staatliche Fernsehen berichtete. Vor mehreren Wohnblocks bezogen mit Maschinengewehren bewaffnete Wachposten Stellung. Unter anderem im vornehmen Bezirk Samalek in der Innenstadt organisierten die Anwohner Bürgerwehren zum Schutz ihres Privateigentums. Im Viertel Maadi im Süden der Hauptstadt wurden junge Männer über Lautsprecher aufgerufen, an den Eingängen von Häusern Präsenz zu zeigen und Plünderer zu vertreiben. Rowdys würden Autos knacken und damit drohen, in Wohnhäuser einzusteigen, sagte Naglaa Mahmud aus Maadi. Selbst die Büros der Ambulanz seien verlassen, sagte die 37-Jährige. Sie warf der Regierung vor, alle Polizisten abgezogen und das Chaos damit geplant zu haben. „Sie bestrafen uns dafür, dass wir uns diesen Wandel wünschen.„ Das Verteidigungsministerium appellierte an junge Leute, den Plünderern Paroli zu bieten. Die Soldaten würden sich mit den Rowdys befassen, sagte Sprecher Ismail Othman weiter. Zugleich forderte er die Einwohner auf, sich nicht über das angeordnete Ausgehverbot hinwegzusetzen.

19.05 Uhr: Der iranische Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi hofft angesichts der anhaltenden Proteste gegen die ägyptische Regierung auf politische Veränderungen auch in seiner Heimat. Mussawi verglich die Unruhen in Ägypten, Tunesien und dem Jemen am Samstag mit der Protestbewegung nach der umstrittenen Wiederwahl des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad im Jahr 2009. Damals gingen Hunderttausende auf die Straßen, die Proteste wurden jedoch von den Streitkräften niedergeschlagen. Seit Dezember 2009 konnte die Opposition keine größere Kundgebung mehr organisieren. Die iranische Protestbewegung sei der Anfang gewesen, erklärte Mussawi auf seiner Website kaleme.com. Ziel sei ein Ende der „Unterdrückung durch die Machthaber„. Er hoffe, dass die Demonstranten in Ägypten und im Jemen Erfolg hätten bei dem Versuch, in ihren Ländern einen Wandel herbeizuführen.

18.55 Uhr: Wegen einer dramatischen Verschlechterung der Sicherheitslage haben verzweifelte Einwohner in vielen Vierteln von Kairo Bürgerwehren gebildet. Junge Männer und Hausmeister bewaffneten sich am Abend mit Stöcken und Messern, um Angreifer abzuwehren, wie Augenzeugen berichteten. Gleichzeitig gingen beim staatlichen Fernsehen Hilferufe von Bewohnern einiger Viertel ein, die das Militär um Schutz baten. Die Verteidigung der Viertel ist allerdings schwer, weil die Plünderer meist in großen Gruppen von 30 bis 200 Mann auftauchen. Unterdessen rief die ägyptische Armee die Bürger auf, sich selbst zu schützen, wie arabische Nachrichtensender berichteten.

18.40 Uhr: Der CDU-Tourismusexperte Jürgen Klimke hat das Auswärtige Amt dafür kritisiert, bislang keine Reisewarnung für Ägypten herausgegeben zu haben. „Es ist nicht einzusehen, warum Touristen aus Österreich oder Luxemburg formal davor gewarnt werden, eine Reise nach Ägypten anzutreten, jene aus Deutschland aber nicht“, sagte Klimke der „Berliner Morgenpost“ (Sonntagausgabe). Offenbar sei bislang versäumt worden, hier EU-weit zu einer gemeinsamen Abstimmung zu finden. Er werde das Auswärtige Amt jetzt auffordern, bis zur nächsten Sitzung des Gremiums einen „Sofortbericht“ zur EU-weiten Abstimmung der Reisewarnung anzufertigen, sagte der Bundestagsabgeordnete, der Mitglied des Auswärtigen Ausschusses ist. Das Auswärtige Amt hat bislang auf seiner Internetseite nur Reisehinweise für Ägypten herausgegeben, in denen davon abgeraten wird, in die urbanen Zentren zu reisen. Bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten kamen in dem Land seit Freitag zahlreiche Menschen ums Leben.

18.34 Uhr: Bei den Protesten in Ägypten sind in den vergangenen zwei Tagen mindestens 62 Menschen getötet worden. Das teilten ägyptische Sicherheitsbeamte mit.

7.59 Uhr: Mit einem Sonderflug hat die israelische Fluggesellschaft El Al rund 200 Israelis aus Ägypten ausgeflogen. Unter den Reisenden, die vor dem Chaos in Ägypten fliehen wollten, seien Dutzende Touristen und Angehörige von Diplomaten, erklärte ein Gewährsmann. Die diplomatischen Vertreter Israels sollen demnach vorerst in Ägypten bleiben. Ein Mitarbeiter des Flughafens in Kairo bestätigte den Sonderflug. El Al unterhält mit Rücksicht auf strenggläubige Juden am Sabbath keine regelmäßigen Flugverbindungen.

17.34 Uhr: Der Anführer der jordanischen Muslimbruderschaft erwartet eine Ausbreitung der Unruhen in Ägypten auf den gesamten Nahen Osten und den Sturz der mit den USA verbündeten „Tyrannen“ in der Region. Die Araber seien aufgebracht wegen der Vorherrschaft der Amerikaner über ihren Ölreichtum, der Besetzung des Iraks und Afghanistans und der Unterstützung für totalitäre Herrscher in der Region, sagte Hammam Said am Samstag vor rund 100 linksgerichteten Oppositionellen vor der ägyptischen Botschaft in Amman.

16.30 Uhr: Rund um den Präsidentenpalast in Kairo sind nach Beginn der Ausgangssperre Panzer aufgefahren. Aus einzelnen Stadtteilen wurden Prügeleien und Plünderungen gemeldet, etliche Hauptstraßen waren abgesperrt.

15.38 Uhr: Rund 250 Ägypter haben in Berlin für Demokratie und Freiheit in ihrem Heimatland demonstriert. Auf einer Kundgebung am Breitscheidplatz wurden Rufe laut wie „Die Revolution wird siegen“ oder „Mubarak wir sind arm geworden, was machen Sie mit unserem Geld?“. Auf Transparenten war außerdem zu lesen:„Mubarak hast Du genügend Gefängnisse für 80 Millionen Ägypter?“ Nach Polizeiangaben verlief die Veranstaltung ohne Zwischenfälle.

15.18 Uhr: Fotoshooting im Krisengebiet: Die 24 Kandidatinnen zur Wahl der „Miss Germany 2011“ sind bei ihrem Vorbereitungscamp in Ägypten von den Unruhen bislang verschont geblieben. „Hier ist die Lage ruhig. Wir haben traumhaftes Wetter“, sagt Organisator Ralf Klemmer im ägyptischen Badeort Aldiana Makadi Bay. Die Fotoaufnahmen am Strand oder am Hotelpool und Vorbereitungsaktionen verliefen problemlos.

Aus Sicherheitsgründen würden die jungen Frauen die am Roten Meer gelegene Hotelanlage jedoch nicht verlassen. Ausflüge in die Umgebung oder an die Pyramiden wie in den Vorjahren seien gestrichen worden.

Die 24 Kandidatinnen im Alter von 17 bis 24 Jahren bereiten sich in Ägypten zehn Tage lang auf die Wahl zur „Miss Germany 2011“ vor. Sie findet am 12. Februar im Europa-Park im baden-württembergischen Rust statt. Es ist bereits das vierte Mal, dass die Kandidatinnen der jährlichen Miss-Wahl zur Vorbereitung nach Ägypten reisen.

15.06 Uhr: Unbeeindruckt von der neuen Ausgangssperre setzen Tausende Demonstranten in Kairo Proteste gegen das Mubarak-Regime fort. Augenzeugen berichten, Tausende protestierten gegen 16 Uhr Ortszeit (15 Uhr MEZ) überwiegend friedlich in Kairo. Die mit Panzern und Truppentransportern aufgefahrene Armee griff nicht ein. Die Demonstranten schwenkten ägyptische Fahnen.

14.39 Uhr: In der ägyptischen Hauptstadt Kairo haben rund 1000 Demonstranten einem Fernsehbericht zufolge versucht, das Innenministerium zu stürmen. Die Polizei eröffnete daraufhin das Feuer, wie Al-Dschasira berichtete.

14.21 Uhr: Bei den landesweiten Unruhen sind nach einer Zählung des arabischen Senders Al-Dschasira seit Freitag mindestens 95 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Verletzten bei den jüngsten Straßenschlachten zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten in Kairo, Alexandria und Suez bezifferte der Sender mit 1000.

14.17 Uhr: Die Banken in Ägypten bleiben am Sonntag zu. Die Schließung sei aber nur eine Vorsichtsmaßnahme, versuchte der stellvertretende Notenbank-Gouverneur Hischam Rames zu beruhigen. „Alle Einlagen sind sicher. Die Liquidität ist da. Die Banken sind liquide. Die Kundenkonten sind sicher. Alles ist in Ordnung. Wir haben kein Problem“, sagte Rames. Die Notenbank verfüge über hohe Reserven und jegliches Abziehen ausländischen Kapitals werde nur von kurzer Dauer sein, fügte der Banker hinzu. Ende Dezember verfügte die Notenbank über Reserven in Höhe von 36 Milliarden Dollar.

13.52 Uhr: Wer in chinesischen Kurznachrichtendiensten nach dem Wort „Ägypten“ sucht, erhält seit Sonnabend eine Fehlermeldung. Auf den Twitter-ähnlichen Internetseiten sina.com und sohu.com wurden Anfragen nach dem Begriff mit der Mitteilung beschieden, die Suchergebnisse könnten „wegen der geltenden Gesetze nicht übermittelt“ werden. Trotz der stetigen Furcht der chinesischen Behörden vor Protesten im eigenen Land berichteten die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua und der staatliche Fernsehsender CCTV jedoch über die seit Tagen andauernden Massendemonstrationen gegen die ägyptische Führung.

13.38 Uhr: Die ägyptische Führung hat eine neue Ausgangssperre verhängt. Sie gilt von 16 Uhr (15 Uhr MEZ) bis 8 Uhr (7 MEZ) am Sonntag, berichteten arabische TV-Sender unter Berufung auf das ägyptische Staatsfernsehen.

13.23 Uhr: Ägyptische Soldaten haben Touristen den Zugang zu den Pyramiden versperrt. Panzer und Schützenpanzer riegelten den Pyramidenkomplex auf dem Gizeh-Plateau ab. Das Gelände ist ein beliebtes Touristenziel.

13.20 Uhr: Der ägyptische Oppositionspolitiker Mohamed ElBaradei hat Präsident Mubarak erneut zum Rücktritt aufgefordert. Mubarak sei gescheitert, sagte ElBaradei in einem Telefon-Interview dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira. Mubarak sollte sich zurückziehen und sich nicht erneut zur Wahl stellen. Der frühere Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) rief den Staatschef auf, eine Rahmenordnung für die Übergabe der Macht abzustecken. Dies sei der einzige Weg, um die Straßenproteste zu stoppen. Die Rede des Präsidenten vom Freitagabend bezeichnete ElBaradei als Enttäuschung für die Ägypter.

13.10 Uhr: Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sind in der nordostägyptischen Stadt Rafah an der Grenze zum Gazastreifen drei Polizisten getötet worden. Nach Berichten von Augenzeugen bewarfen aufgebrachte Beduinen am Sonnabend einen Posten des Geheimdiensts mit Granaten. Das Gebäude habe daraufhin kurz vor dem Einsturz gestanden. Die Polizei habe als Reaktion auf den Angriff das Feuer auf die Demonstranten eröffnet.

12.49 Uhr: Japans Regierungschef Naoto Kan hat sich besorgt über die Lage in Ägypten gezeigt. „Niemand kann derzeit die anhaltenden Unruhen in Ägypten ignorieren“, sagte Kan beim Weltwirtschaftsforum in Davos. „Ich hoffe, dass die ägyptische Regierung einen Dialog mit dem Volk beginnt.“ Der Regierungschef verwies darauf, dass Ägypten für die Region von großer Bedeutung sei. Es müssten dringend Reformen eingeleitet werden, um wieder Stabilität herzustellen, sagte Kan. Er setze darauf, dass diese Reformen dann auch vom Volk gebührend unterstützt würden.

12.41 Uhr: Angesichts der anhaltenden Proteste gegen die ägyptische Regierung flüchten Touristen und Einheimische aus dem Land. Zwischen 1.500 und 2.000 Menschen kamen am Flughafen von Kairo zusammen, die meisten von ihnen ohne Reservierungen. Ein Vertreter der israelischen Fluggesellschaft El Al erklärte, man bemühe sich derzeit, einen Sonderflug zu arrangieren, um rund 200 israelische Touristen auszufliegen.

12.23 Uhr: Bei den Protesten gegen den ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak sind mindestens 74 Menschen ums Leben gekommen. Diese Zahl ergibt sich aus Angaben von Ärzten, Krankenhäusern und Augenzeugen. Offizielle Zahlen gibt es bislang noch nicht. Die Zahl der Toten kann allerdings noch deutlich anders ausfallen, da die Lage in Ägypten sehr unübersichtlich ist.

1 2.07 Uhr: Nach Informationen des staatlichen Fernsehens ist Ägyptens Regierung zurückgetreten.

11.27 Uhr: Das ägyptische Kabinett ist zusammengetreten, um wie von Präsident Mubarak angekündigt seinen Rücktritt zu erklären. Die Sitzung werde von Ministerpräsident Ahmed Nasif geleitet, meldete die Nachrichtenagentur Mena.

10.19 Uhr: US-Präsident Barack Obama hat den unter Druck geratenen ägyptischen Präsident Husni Mubarak zu „konkreten Schritten“ für mehr Freiheit in dem nordafrikanischen Land aufgefordert. Nach einem 30-minüten Telefongespräch mit Mubarak sagte Obama vor Journalisten: „Sicherlich werden schwierige Tage kommen, aber die USA werden weiterhin für die Rechte des ägyptischen Volks einstehen und mit dessen Regierung für eine Zukunft zusammenarbeiten, die gerechter, freier und hoffnungsvoller ist.“

Der US-Präsident betonte die enge Partnerschaft zwischen den USA und Ägypten. Er sagte jedoch auch: „Wir haben klar gemacht, dass es politische, soziale und wirtschaftliche Reformen geben muss, die den Erwartungen der Ägypter entsprechen.“ Obama bekräftigte die Forderung von US-Außenministerin Hillary Clinton, den Zugang zum Internet wieder herzustellen. Um den Informationsfluss unter den Demonstranten zu stören, hatten die ägyptischen Behörden offenbar den Datenverkehr gestört.

Der Pressesprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, hatte zuvor erklärt, die US-Regierung erwäge eine Kürzung der Auslandshilfe in der Höhe von jährlich 1,5 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro), sollte Mubarak keine entsprechenden Schritte einleiten.

9.58 Uhr: Reiseveranstalter TUI reagiert auf einen aktualisierten Sicherheitshinweis des Auswärtigen Amtes und bietet seinen Kunden an, gebuchte Reisen nach Kairo zunächst bis einschließlich 3. Februar 2011 gebührenfrei umzu buchen oder zu stornieren. Alle Ausflüge nach Kairo werden ebenfalls bis zum 3. Februar abgesagt. Reisen ans Rote Meer finden uneingeschränkt statt.

Das Auswärtige Amt hatte empfohlen, „von nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Kairo, Alexandria und Suez derzeit Abstand zu nehmen".

9.17 Uhr: Der Zugang zum Mobilfunknetz in Ägypten ist am Morgen teilweise wiederhergestellt worden. Einen Zugang zum Internet gibt es aber weiterhin nicht. Um den Informationsfluss unter den Demonstranten zu stören, haben die ägyptischen Behörden offenbar den Datenverkehr gestört. US-Präsident Barack Obama hatte den unter Druck geratenen ägyptischen Präsident Husni Mubarak in einem Telefonat in der Nacht aufgefordert, den Zugang der ägyptischen Bevölkerung zum Internet wiederherzustellen.

8.54 Uhr: Mehrere arabische Prinzen und Geschäftsleute haben das Land verlassen. Sie seien mit Privatflugzeugen noch am Freitag in Richtung Riad, Dubai und Amman gestartet, um den Unruhen zu entkommen. Dagegen habe bislang kein ägyptischer Politiker das Land verlassen, erklärte ein Verantwortlicher am Internationalen Flughafen von Kairo. Bei den bisher schwersten Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften waren am Freitag und in der Nacht mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen, tausende wurden verletzt.

8.48 Uhr: Mehrere hundert Demonstranten versammelten sich am Sonnabendmorgen im Zentrum Kairos und setzten die Proteste den fünften Tag in Folge fort. „Hau ab, hau ab“, skandierten die Menschen an die Adresse Mubaraks gerichtet auf dem Tahrir-Platz, auf dem zahlreiche Soldaten zusammengezogen waren. Gleichzeitig pochten die Demonstranten auf einen gewaltlosen Wechsel: „Friedlich, friedlich“, riefen sie.

7.04 Uhr: Augenzeugen berichten. dass in zwei Kairoer Vierteln Häftlinge aus gestürmten Polizeiwachen befreit worden seien. Auch in Alexandria kam es nach Angaben des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira zu nächtlichen Unruhen. Augenzeugen berichteten überdies, dass Hooligans an der Straße zu den Pyramiden von Gizeh ein Hotel gestürmt hätten. Dabei sei es auch zu Konfrontationen mit Touristen gekommen. Nähere Angaben lagen zunächst nicht vor.

6.02 Uhr: Ungeachtet der nächtlichen Ausgangssperre sind in mehreren ägyptischen Städten die Proteste gegen Präsident Mubarak weitergegangen. Zu Demonstrationen kam es in der Nacht zum Sonnabend unter anderem in der Hauptstadt Kairo und in der Hafenstadt Alexandria. Die Teilnehmer forderten dabei auch nach den Reformzusagen Mubaraks dessen Rücktritt. „Es ist uns egal, ob die Regierung ihren Rücktritt einreicht, wir wollen, dass er zurücktritt“, sagte der 22-jährige Demonstrant Chaled in Alexandria. Die Rede des Präsidenten habe die Probleme des Landes nicht gelöst, kritisierte der Student Abdo.

Freitag

23.30 Uhr: Der ägyptische Präsident Husni Mubarak hat nach den gewaltsamen Protesten der vergangenen Tagen die Bildung einer neuen Regierung angekündigt. Mubarak sagte in der Nacht zum Sonnabend in einer Fernsehansprache: „Ich habe von den Regierungsmitgliedern gefordert, dass sie ihren Rücktritt einreichen, und morgen werde ich eine neue Regierung einsetzen“. Mubarak, der seit Beginn der Proteste am vergangenen Dienstag geschwiegen hatte, sagte weiter: „Wir müssen vorsichtig sein, dass kein Chaos ausbricht, denn dadurch entsteht keine Demokratie.“ Ägypten müsse stabil und sicher sein. Während er sprach, zogen Plünderer und Demonstranten, die seinen Rücktritt forderten, weiter durch die Straßen der Hauptstadt. Mubarak versprach den Ägyptern mehr Demokratie und größere Bemühungen zur Bekämpfung der hohen Jugendarbeitslosigkeit. „Wir bewahren, was wir erreicht haben, und wir bauen darauf auf“, fügte er hinzu.

23.22 Uhr: Der ägyptische Präsident Husni Mubarak bleibt an der Macht. Das sagte der ägyptische Parlamentssprecher Fathy Surour am Freitagabend. Zuvor hatte der arabische Fernsehsender Al Dschasira berichtet, Sorour werde in Kürze eine wichtige Mitteilung machen. Daraufhin gab es Spekulationen um Mubaraks Zukunft.

23.14 Uhr: Inzwischen wird von 19 Toten berichtet. Weit über 1000 weitere wurden nach Medienberichten verletzt. Unterdessen kündigte Parlamentspräsident Fathi Surur nach Berichten des Nachrichtensenders Al-Arabija für die kommenden Stunden „eine wichtige Erklärung“ an. Weitere Einzelheiten dazu wurden zunächst nicht bekannt.

22.40 Uhr: Bei den Zusammenstößen in Suez östlich der ägyptischen Hauptstadt Kairo sind am Freitag nach Angaben von Ärzten mindestens 13 Menschen getötet worden. Mindestens 75 Demonstranten wurden demnach bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften verletzt. Zuvor hatten Rettungskräfte aus Kairo mindestens fünf Tote bei Protesten gemeldet.

21.45 Uhr: Die ägyptische Nachrichtenagentur Mena hat am Freitagabend eine Meldung über die Ausdehnung de Ausgangssperre auf das gesamte Land zurückgezogen. Das Staatsfernsehen, das die Erweiterung der Maßnahme ursprünglich angekündigt hatte, sprach ebenfalls nur noch von einer Ausgangssperre, die für den Großraum Kairo sowie für die Städte Alexandria und Suez gelte. Ein entsprechendes Dekret erließ demnach Präsident Husni Mubarak.

21.38 Uhr: Die USA prüfen angesichts der eskalierenden Proteste gegen das Regime des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak ihre Hilfen für das arabische Land. Die Ereignisse „könnten einen Einfluss auf unsere Unterstützung haben“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs.

21.06 Uhr: Das Auswärtige Amt in Berlin sieht die Entwicklung in Ägypten angesichts der eskalierenden Lage in Kairo und anderen Städten mit großer Sorge. Die Situation in den Touristenregionen an der Küste sei nach bisherigen Erkenntnissen jedoch weiterhin ruhig, teilte das Auswärtige Amt mit.

20.23 Uhr: Die USA überdenken angesichts der Unruhen in Ägypten ihre Hilfen für das Land. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AP von Gewährsleuten. Die Regierung von Präsident Husni Mubarak erhält Milliarden US-Hilfe.

20.09 Uhr: Bei den Zusammenstößen in Kairo sind nach Angaben aus Ärztekreisen mindestens fünf Menschen getötet worden. Wie sie zu Tode kamen, wurde in den Kreisen in der ägyptischen Hauptstadt zunächst nicht mitgeteilt. Zuvor war von den selben Quellen die Zahl der Verletzten mit etwa 870 angegeben worden.

18.44 Uhr: Der ägyptische Staatspräsident Husni Mubarak hat das nächtliche Ausgehverbot ausgeweitet. Es gelte nun ein landesweites Ausgehverbot, berichtete das ägyptische Staatsfernsehen. Zuvor hatte das Verbot nur für die Städte Kairo, Alexandria und Suez gegolten.

18.29 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die ägyptische Regierung aufgefordert, friedliche Demonstrationen zuzulassen. Die Stabilität von Ägypten sei äußerst wichtig, aber nicht auf Kosten der freien Meinungsäußerung, sagte Merkel am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos.

18.16 Uhr: In Ägypten haben Tausende Demonstranten versucht, das Außenministerium und das Gebäude des Staatsfernsehens in Kairo zu stürmen. Die Demonstranten missachteten damit das verhängte Ausgehverbot.

17.38 Uhr: Nach dem Beginn der Ausgangssperre in Ägypten sind im Zentrum der Haupstadt Kairo Schüsse gefallen. Dies berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters.

17.31 Uhr: Die Zentrale der ägyptischen Regierungspartei in Kairo brennt. Das meldete das Staatsfernsehen. Erstmals seit Ausbruch der Unruhen im Land ließ die Regierung das Militär auf den Straßen aufmarschieren.

16.52 Uhr: Der ägyptische Friedensnobelpreisträger Mohammed el Baradei ist unter Hausarrest gestellt worden. Dies bestätigten ägyptische Regierungskreise.

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Rauch und Feuer in Kairo – „Nieder mit Mubarak“

Zehntausende Ägypter haben nach dem Freitagsgebet gegen die Regierung und Präsident Mubarak protestiert. Nach Angaben des Nachrichtensenders al-Arabija zogen einige Demonstranten zum Präsidentenpalast in Kairo. Vor einer Moschee im Stadtteil Giza kesselte die Polizei eine Gruppe von Demonstranten ein, zu der auch der ehemalige Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, Mohammed el-Baradei, gehörte, der sich an die Spitze der Demonstranten stellen will. Am Freitagnachmittag soll el-Baradei auch unter Hausarrest gesetzt worden sein. Der Friedensnobelpreisträger und mehrere Bekannte wurden nach einem Moscheebesuch von der Polizei eingekesselt.

Die Enthüllungsplattform WikiLeaks hat am Freitag zahlreiche Depeschen von US-Diplomaten aus Kairo veröffentlicht. Die geheimen Mitteilungen belegen, dass US-Vertreter wiederholt die Menschenrechtslage anprangerten, sich aber nur vorsichtig hinter verschlossenen Türen eingemischt haben. Zugleich wird laut WikiLeaks deutlich, dass die Amerikaner stark auf die Regierung von Präsident Mubarak als Verbündeten im Antiterrorkampf sowie im Umgang mit dem Iran setzten.

So wurde in einem Hintergrund-Text für FBI-Chef Robert Mueller von Februar 2010 die „starke Zusammenarbeit“ mit dem ägyptischen Geheimdienst SSIS hervorgehoben. Zugleich empfahlen die Diplomaten dem FBI-Direktor aber auch, sich besorgt über den fortlaufenden Ausnahmezustand zu zeigen, in dem politische Aktivisten von Staatssicherheitsgerichten verurteilt werden können. Betroffen davon sei oft die größte Oppositionsgruppe, die Muslimbruderschaft, die für eine Islamisierung des Staates mit friedlichen Mitteln eintritt. Mehrere Depeschen listen ausführlich Fälle verhafteter Journalisten und Blogger auf.

Die ägyptischen Behörden haben nach Angaben des Vodafone-Konzerns die Abschaltung des Mobilfunknetzes in bestimmten Teilen des Landes angeordnet. Davon seien alle in Ägypten tätigen Mobilfunkkonzerne betroffen. Nach ägyptischem Recht könnten die Behörden dies anordnen und die Firmen müssten dies auch umsetzen. Seit den frühen Morgenstunden ist schon der Internetzugang in Ägypten weitgehend abgeschaltet.

Angesichts der Unruhen haben mehrere deutsche Reiseveranstalter am Freitag wieder Ausflüge nach Kairo gestrichen. Dazu gehören Thomas Cook/Neckermann und die Rewe Touristik. Über das Ausflugsprogramm werde derzeit von Tag zu Tag entschieden, sagte Nina Kreke von Thomas Cook dem dpa-Themendienst. Der Veranstalter will Ausflüge in die ägyptische Hauptstadt frühestens wieder am Montag anbieten. Für das Wochenende seien ohnehin keine Ausflüge geplant gewesen. Die Rewe Touristik – ITS, Jahnreisen und Tjaereborg – hat bis einschließlich zum 4. Februar alle Tagesausflüge nach Kairo und Alexandria ausgesetzt, wie ein Sprecher bestätigte.

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat eindringlich an die ägyptische Regierung appelliert, nicht mit Gewalt auf die Proteste Oppositioneller zu reagieren. Wer versuche, Freiheitswillen gewaltsam zu unterdrücken, „der wird nur Extremismus ernten“, sagte er. Das selbstverständliche Recht der Menschen in Ägypten zu protestieren, müsse von der Regierung respektiert werden. „Deutschland steht an der Seite der Demokratie, der Menschen- und der Bürgerrechte“, sagte Westerwelle. „Wir wenden uns entschieden gegen jede Form gewalttätiger Unterdrückung von solchen freiheitsliebenden Entwicklungen, wie wir sie in Tunesien erlebt haben, und wie sie sich möglicherweise in anderen Ländern auch durchsetzen können.“