Auf dem Weg zu einer Veranstaltung mit Gary Barlow und Kylie Minogue wurden sie attackiert. Die Behörden sprachen von Vandalismus.

London/Hamburg. Sie waren auf dem Weg zu Kylie Minogue und Gary Barlow. Ein königliches Benefiz-Event wie so viele im Jahr. Doch allein die Autofahrt vom Buckingham Palace zum Palladium Theater in der Innenstadt von London geriet für den britischen Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla zum Höllentrip. Das Paar geriet mit seinem Rolls Royce in die gewalttätigen Proteste der britischen Studenten. Die angehenden Akademiker demonstrierten gegen die drastische Erhöhung der Studiengebühren. Sie steigen auf 9000 Pfund (10.800 Euro) pro Jahr an. Als Charles und Camilla auf die Regent Street einbogen, wurde ihr Wagen attackiert.

Demonstranten traten gegen das Auto des Thronfolgers und besprühten es mit Farbe. Charles und Camilla blieben unverletzt. Zunächst schienen sie geschockt. Bei der Veranstaltung hatten sie sich offenbar wieder gefasst und ließen sich nichts anmerken. Der britische Premier David Cameron bezeichnete den Angriff als schockierend und bedauerlich. Die Polizei erklärte, es sei unklar, ob Prince Charles und seine Gattin bewusst angegriffen worden seien oder nur zufällig in die Auseinandersetzungen geraten seien. Die Behörden verurteilten den Vandalismus. Bei den Auseinandersetzungen wurden nach offiziellen Angaben 43 Demonstranten und zwölf Beamte verletzt. 22 Verdächtige wurden festgenommen. Innenministerin Theresa May sagte, die Gewalt habe nichts mit friedlichem Protest zu tun.

Vor dem Parlament war es zuvor zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Kleine Gruppen von Studenten warfen Leuchtbomben, Billardkugeln und Farbbomben auf die Beamten und rissen die Absperrungen nieder.

Der Gesetzentwurf zur Erhöhung der Studiengebühren erhielt im Palrament 323 Ja-Stimmen, 302 Abgeordnete votierten dagegen. Die Mehrheit war vergleichsweise knapp, immerhin verfügt die konservativ-liberale Regierung eigentlich über 84 Stimmen Vorsprung vor der Opposition. Die Liberaldemokraten hatten sich im Koalitionsvertrag aber das Recht vorbehalten, sich in dieser Frage der Stimme zu enthalten.

Die Abstimmung im Unterhaus galt als wichtiger Test für die konservativ-liberale Regierungskoalition und deren Sparpläne zur Senkung des Haushaltsdefizits. Besonders im Fokus steht der stellvertretende Regierungschef Nick Clegg, der wie andere Liberaldemokraten vor der Wahl eine Zusage unterzeichnet hatte, sich jeder Studiengebühren-Erhöhung zu widersetzen. Clegg verteidigte vor der Abstimmung seine Entscheidung, das Gesetzesvorhaben zu unterstützen. Der Plan sei angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit „die bestmögliche Wahl“, sagte er der BBC.

Clegg gilt seit Beginn der Auseinandersetzung als einer der bei Studenten unbeliebtesten Politiker. Auf der Titelseite des „Daily Mirror“ hieß es am Donnerstag: „Clegg wird sich heute als armseliger Pinocchio der Politik entpuppen“. Dazu war ein bearbeitetes Foto des Politikers mit einer langen „Nase der Schande“ zu sehen.