Der 60-jährige Dieter Graumann löst Charlotte Knobloch ab. Er ist der erste Präsident, der den Holocaust nicht mehr selbst erlebte.

Frankfurt/Main. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat einen neuen Präsidenten: Der Frankfurter Dieter Graumann wurde am Sonntag zum Nachfolger von Charlotte Knobloch gewählt. Der 1950 in Israel geborene Immobilienkaufmann ist damit der erste Präsident, der den Nationalsozialismus und den Massenmord an europäischen Juden nicht mehr selbst erlebt hat. Graumann sagte nach seiner Wahl in Frankfurt, er wolle den Zentralrat „fit für die Zukunft machen“. Es gelte, politische Aufspaltung zu verhindern und die nächste Generation an das Judentum heranzuführen.

Der neue Zentralratspräsident betonte, er wolle ein frisches Bild vom Judentum vermitteln und sicherstellen, dass es nicht immer nur im Zusammenhang mit Elend und Verfolgung wahrgenommen werde. Er wolle auch die starken Seiten zeigen und ein Impulsgeber sein für gesellschaftliche Debatten. Graumann dankte zudem seiner Vorgängerin Knobloch. Sie habe sich große Verdienste um den Zentralrat erworben. An Graumanns Stelle zum Vizepräsidenten des Zentralrats wurde der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Würzburg, Josef Schuster, gewählt. Der Vorsitzende der Frankfurter Jüdischen Gemeinde, Salomon Korn, wurde als weiterer Vizepräsident im Amt bestätigt. Graumann berichtete, er selbst sowie die Vizepräsidenten seien jeweils einstimmig bei einer Enthaltung gewählt worden. Unter dem Dach des Zentralrats sind 23 Landesverbände mit 108 jüdischen Gemeinden und rund 105.000 Mitgliedern organisiert.

Der 60-jährige Graumann ist seit 2001 im Präsidium des Zentralrats und war seit 2006 dessen Vizepräsident. Die 78 Jahre alte Knobloch, die seit Mitte 2006 dem Rat vorstand, hatte im Februar erklärt, für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Knobloch hatte bekundet, „bewusst einen Generationenwechsel herbeiführen“ zu wollen. Knobloch war nachgesagt worden, dass sie im engeren Führungskreis des Verbandes keinen Rückhalt mehr hatte. Sie war die erste Frau an der Spitze des Zentralrats.