Der Iran fordert seinen Erzfeind Israel heraus: Trotz der israelischen Blockade will Teheran per Schiff Hilfsgüter in den Gazastreifen liefern.

Bereits Ende dieser Woche will der Iran zwei Schiffe mit Hilfsgütern für den Gazastreifen entsenden. Das kündigte der Chef des Iranischen Roten Halbmondes, Abdul-Rauf Adibsadeh, nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA vom Montag an. Eines der Schiffe soll Lebensmittel und medizinische Güter transportieren, auf dem anderen befänden sich hauptsächlich Helfer, sagte Adibsadeh.

Die paramilitärischen iranischen Revolutionsgarden stünden bereit, die Flottille zu eskortieren, hieß es in Teheran. Es sei die Pflicht des Irans, die unterdrückten und unschuldigen Menschen von Gaza zu verteidigen.

Israelische Elitesoldaten hatten am 31. Mai eine Flottille mit Hilfsgütern für die Palästinenser im Gazastreifen gewaltsam gestoppt und neun türkische Aktivisten erschossen. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte diese israelische Kommandoaktion als Zeichen von Schwäche und Wahnsinn verurteilt. Der Iran stellt die Souveränität Israels beharrlich infrage und betrachtet den jüdischen Staat als Quelle allen Übels im Nahen Osten.

Die Erstürmung der Gaza-Hilfsflotte belastet unterdessen zunehmend die Beziehung zwischen Israel und der Türkei. Für eine internationale Aufklärung des Angriffs will die türkische Regierung den Druck auf Israel erhöhen. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu forderte Israel am Montag am Rande einer Tagung asiatischer Staatschefs und Außenminister in Istanbul auf, einer Untersuchungskommission zuzustimmen. Sonst werde es keine Normalisierung der Beziehungen geben. „Sie haben keine Chance, vor dieser Kommission wegzurennen“, sagte Davutoglu. „Wir erlauben niemandem, unsere Bürger zu töten.“

Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon hat Israel nach Medienberichten die Einsetzung einer internationalen Kommission vorgeschlagen, an der auch die Türkei und die USA beteiligt sein wollen. Diese soll die blutige Erstürmung der „Mavi Marmara“ am Montag vergangener Woche untersuchen. Dabei waren neun Türken getötet worden.

Auch am Montagmorgen gab es wieder einen Zwischenfall im Küstenbereich vor dem Gazastreifen: Israelische Soldaten töteten vier Palästinenser. Ein israelischer Armeesprecher teilte mit, die Männer seien unterwegs zu einem Anschlag in Israel gewesen. Sie hätten Taucheranzüge getragen. Eine Patrouille der israelischen Marine habe am Montagmorgen auf die Gruppe geschossen und vier Männer getroffen.

Nach palästinensischen Angaben wurden die Leichen der Männer in das Al-Aksa-Krankenhaus in der Stadt Dir el-Balah gebracht. Ein fünfter Taucher werde noch vermisst. Palästinensische Augenzeugen berichteten, ein israelisches Marineboot habe das Feuer auf ein Fischerboot eröffnet, das an der Küste vor Gaza unterwegs war. Der militärische Fatah-Arm, die Al-Aksa-Brigaden, teilte mit, die vier Männer seien auf einer „Trainingsmission“ getötet worden.