Viele Staatsgäste fehlten wegen der Aschewolke. Bundespräsident Köhler und Außenminister Westerwelle flogen im Helikopter nach Krakau

Krakau. Mit einem Staatsbegräbnis hat Polen am Sonntag Abschied von Präsident Lech Kaczynski und seiner Frau Maria genommen, die bei einem Flugzeugabsturz vor einer Woche ums Leben kamen. Viele Staatsgäste blieben der Feier in Krakau allerdings fern, weil die Aschewolke über Europa ihre Anreise verhinderte. Darunter waren Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Barack Obama und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy.

Bundespräsident Horst Köhler und Außenminister Guido Westerwelle flogen mit Hubschraubern nach Krakau. Mit an Bord waren Musiker der Berliner Philharmoniker sowie ihr Dirigent Simon Rattle, die für die musikalische Untermalung des Trauerakts engagiert waren.

Wichtigster ausländischer Gast bei der Messe in der Marienkirche in Krakau war der russische Präsident Dmitri Medwedew. Er war trotz der Aschewolke nach Polen geflogen – ein weiteres Zeichen dafür, dass die Tragödie, bei der insgesamt 96 Menschen ums Leben kamen, die beiden Länder einander näher gebracht hat.

In diesem Sinn äußerte sich auch der Krakauer Erzbischof Stanislaw Dziwisz in seiner Trauerrede. „Die Sympathie und Hilfe, die wir von unseren russischen Brüdern erhalten haben, hat der Hoffnung auf engere Beziehungen und Aussöhnung zwischen unseren beiden slawischen Völkern neues Leben eingehaucht“, sagte der Erzbischof mit Blick auf die wechselvolle Geschichte beider Staaten.

Nach dem Gottesdienst wurden die Särge mit den beiden Toten in einer feierlichen Prozession zur Wawel-Burg gebracht, wo sie in der dortigen Kirche beigesetzt werden sollten. Zigtausende Menschen säumten den Weg dorthin. Die Wawel-Kathedrale ist die traditionelle Grabstätte der polnischen Könige. Die Entscheidung, Kaczynski und seine Frau dort zur letzten Ruhe zu betten, hat in Polen für Streit gesorgt.

Am Rande der Trauerfeierlichkeiten in Krakau sagte Außenminister Westerwelle: „In dieser schweren Zeit der Trauer wollen wir bei unseren polnischen Nachbarn und Freunden sein. Wir wollen mit unserem östlichen Nachbarn Polen ein genau so enges und freundschaftliches Verhältnis aufbauen, wie uns das mit unserem westlichen Nachbarn Frankreich in den vergangenen Jahrzehnten gelungen ist.“

Bereits am Samstag war mit einer ergreifenden Trauerfeier in Warschau aller 96 Opfer der Flugzeugkatastrophe von Smolensk gedacht worden. Um 08.56 Uhr, dem Zeitpunkt des Flugzeugabsturzes eine Woche zuvor, läuteten im ganzen Land die Kirchenglocken; die Sirenen heulten. Auf dem Pilsudski-Platz im Herzen Warschaus versammelten sich rund hunderttausend Menschen zu einem Gedenkgottesdienst, die mitgeführten polnischen Fahnen verwandelten den Ort in ein rot-weißes Farbenmeer.

Kaczynski und seine Delegation waren am Samstag vor einer Woche auf dem Weg zu den Feiern für die Opfer des Massakers von Katyn, wo vor 70 Jahren tausende polnische Offiziere von der sowjetischen Geheimpolizei getötet wurden.