Polens verunglückter Präsident Kaczynski soll in der nationalen Grabstätte der Könige beigesetzt werden. Viele Polen fragen: „Ist er der Könige würdig?“

Warschau. Die geplante Beisetzung des verunglückten polnischen Präsidenten Lech Kaczynski auf dem Wawel in Krakau stößt auf Protest. Hunderte von Menschen demonstrierten am Dienstagabend dagegen, den zu Lebzeiten durchaus umstrittenen Staatschef im Dom der Wawel-Burg, der traditionellen Grabstätte der polnischen Könige, zu bestatten. Sie schwenkten Transparente mit Aufschriften wie „Ist er wirklich der Könige würdig?“ und „Nicht auf den Wawel!“.

In Polen wird nun befürchtet, dass es auch während der Beisetzung am Sonntag zu Protesten kommen könnte, wenn die ganze Welt zuschaut. Zu der Trauerfeier werden unter anderem US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Horst Köhler und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy erwartet.

Der Krakauer Erzbischof Stanislaw Dziwisz erklärte, er hoffe, dass die ganze Gesellschaft die Entscheidung akzeptieren werde. In solchen Zeiten müsse man zusammenstehen. „Spaltungen helfen niemandem.“

Kaczynski und seine Frau Maria Kaczynska waren am Samstag bei einem Flugzeugunglück in Russland ums Leben gekommen, das insgesamt 96 Menschen das Leben kostete. Kaczynski war für seine konservative katholischen Einstellung bekannt, an seiner oft nationalistischen Politik gab es auch deutliche Kritik.

Nach wie vor pilgern dennoch Tausende Polen zu den aufgebahrten Särgen von Kaczynski und seiner Frau. Die Wartezeit vor dem Präsidentenpalast in Zentrum von Warschau betrage mehrere Stunden, berichtete der Fernsehsender TVN24. Viele Trauernde knieten kurz nieder, und legten Blumen vor die Särge.

Über den Termin für die Wahl eines neuen Präsidenten soll nach einer Entscheidung des polnischen Parlaments vom Mittwoch erst nach Kaczynskis Beisetzung entschieden werden. Laut Verfassung muss der Wahltermin innerhalb von zwei Wochen nach dem Tod des Präsidenten festgelegt werden und dann innerhalb von weiteren 60 Tagen stattfinden. Es gebe drei mögliche Termine für die die Wahl, erklärte ein Parlamentssprecher: den 6., 13. oder 20. Juni.