Ausländische Politiker sollten eigentlich auf dem Flughafen ankommen - der gesperrt wurde. Der Termin wird trotzdem nicht verschoben.

Krakau. Die Trauerfeiern für den tödlich verunglückten polnischen Präsidenten Lech Kaczynski sind von unvorhergesehen Schwierigkeiten überschattet. Nachdem der Protest gegen die Ruhestätte auf der Wawel-Burg in Krakau nach eindringlichen Versöhnungsappellen seitens der Kirche vorerst abgeebbt ist, gefährdet jetzt ein Naturereignis die Vorbereitungen auf das Staatsbegräbnis mit politischer Prominenz aus aller Welt. Wegen der Vulkanwolke aus Island musste am Freitag der Luftraum über ganz Polen geschlossen werden. Auch der Flughafen Balice bei Krakau machte dicht.

Dort wollten am Sonntagvormittag Staats- und Regierungschefs - darunter US-Präsident Barack Obama – sowie andere Vertreter aus rund 80 Ländern der Welt landen. „Was nun?“, fragten mit Sorge die Krakauer Organisatoren des kleinen Weltgipfels in ihrer Stadt.

Ein Präsidentensprecher setzte zunächst allen Spekulationen über eine Verschiebung der Feierlichkeiten mit Nachdruck ein Ende. Der Termin solle „unter keinen Umständen“ geändert werden, sagte Jacek Sasin unter Berufung auf den Wunsch der Kaczynski-Familie. Auch Regierungssprecher Pawel Gras versuchte die Gemüter zu beruhigen: Es gebe bisher keine offiziellen Absagen. Endgültige Entscheidungen würden die ausländischen Gäste wohl am Sonnabendmorgen treffen.

„Gegen einen Vulkan hat noch niemand gewonnen“, meinte nachdenklich der Woiwode (Verwaltungschef) von Krakau, Stanislaw Kracik. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, versicherte der Beamte. Wenn Balice gesperrt bleibe, hätten wir ein Problem, so Kracik. Könnte der Trauerakt in Krakau ohne ausländische Spitzenpolitiker stattfinden, fragte ein Journalist den Präsidentensprecher. Die Beisetzung des Präsidentenpaares sei „das wichtigste“, erwiderte der Vertraute des Verstorbenen.

Das Scheitern des Treffens in Krakau wäre ein schwerer Schlag für Polens Prestige. Noch niemals in der polnischen Geschichte hätten sich so viele politische Größen auf einmal in seinem Land getroffen, schwärmte vor kurzem Ex-Außenminister Adam Daniel Rotfeld. Außer Obama und seinem russischen Kollegen Dmitri Medwedew, beide erstmals in Polen, sollten in die alte Hauptstadt Polens auch Bundespräsident Horst Köhler, Kanzlerin Angela Merkel und Dutzende andere Staatschefs und Ministerpräsidenten kommen. Georgiens Staatsoberhaupt Michail Saakaschwili, die Monarchen von Schweden, Carl XVI. Gustaf, und Spanien, Juan Carlos I., die dänische Königin Margrethe II. sowie Prinz Charles. Auch Weißrussland, Ägypten, Irak und Iran kündigten hochrangige Vertreter an.

Ungeachtet der gefährlichen Aschewolke wartet die mittelalterliche Marienkirche mit dem berühmten Hauptaltar von Veit Stoß auf die Besucher. Wenn sie kommen, werden sie dort einen Gottesdienst hören. Im Trauerzug zum Wawel-Hügel werden nur die Mitglieder der engsten Familie mitgehen, sogar Obama und Medwedew müssen draußen bleiben. In der Wawel-Kathedrale, wo früher polnische Könige gekrönt wurden, wird das Präsidentenpaar zum letzten Mal verabschiedet. Danach geht es in die Gruft, wo bereits ein Sarkophag aus Alabaster wartet – neben dem Grab von Jozef Pilsudski, den Kaczynski bewunderte.

Als sozialistischer Kämpfer hatte Pilsudski vor dem Ersten Weltkrieg Bomben gegen russische Besatzungsfunktionäre geworfen und Geldtransporte überfallen. Nach Kriegsende trug er maßgeblich zur Wiederherstellung des unabhängigen polnischen Staates bei. Auch sein Begräbnis 1935 hatte heftige Kontroversen ausgelöst. In einer anderen Dom-Krypta liegt General Wladyslaw Sikorski, der Chef der polnischen Exilregierung, der 1943 unter nie ganz geklärten Umständen bei einer Flugzeugkatastrophe umgekommen war.