Am Samstag soll es in Polen einen Staatsakt für den toten Präsidenten Lech Kaczynski geben. An ihm wird auch Bundeskanzlerin Merkel teilnehmen.

Letzte Ehre für Lech Kaczynski: Mit einem Staatsakt will Polen am Samstag Abschied von seinem Präsidenten nehmen. Die Trauerfeier werde auf dem Pilsudskiplatz im Zentrum Warschaus ausgerichtet, kündigte das kommissarische Staatsoberhaupt Bronislaw Komorowski am Sonntagabend im polnischen TV-Sender TVN24 an. Der Sarg des Verstorbenen wird bereits an diesem Dienstag für die Öffentlichkeit im Präsidentenpalast aufgebahrt. Er soll bis zum Tag des Begräbnisses zugänglich bleiben.

An der Trauerfeier am Samstag werden auch Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnehmen, wie Vize-Regierungssprecher Christoph Steegmans am Montag in Berlin mitteilte. Am Tag der Trauerfeier in Polen sollen auch in Deutschland die Fahnen an den öffentlichen Gebäuden auf Halbmast gesetzt werden. Russlands Präsident Dmitri Medwedew sagte nach Angaben der polnischen Regierung ebenfalls bereits seine Teilnahme zu.

Ganz Polen verharrt zurzeit in tiefer Trauer um den tödlich verunglückten Präsidenten. Bereits am Montagmorgen versammelten sich wieder zahlreiche Menschen vor dem Präsidentenpalast, sie legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Schon in der Nacht waren Abertausende dorthin gezogen, vor den ausliegenden Kondolenzbüchern bildeten sich lange Schlangen, überall hingen weiß-rote Nationalflaggen.

Beim Absturz der polnischen Präsidentenmaschine, einer russischen Tupolew-154, starben am Samstag 96 Menschen. Außer Kaczynski und seiner Frau Maria waren Generalstabschef Franciszek Gagor, Notenbankchef Slawomir Skrzypek sowie zahlreiche weitere Vertreter der politischen, militärischen und geistlichen Elite des Landes unter den Toten. Die Delegation wollte des Massakers von Katyn gedenken, bei dem sowjetische Einheiten 1940 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 22.000 Polen ermordet hatten.

Ein Sprecher der Präsidialkanzlei teilte mit, dass die sterblichen Überreste des Präsidenten erst beigesetzt werden sollten, wenn alle Opfer der Flugzeugkatastrophe von Smolensk wieder in ihre Heimat übergeführt worden sind. Bislang sind erst 24 der 96 Opfer identifiziert. Bei der Identifikation der anderen müssten aufgrund der schrecklichen Verletzungen DNA-Analysen helfen. Zu den noch nicht identifizierten Opfern gehört auch die Ehefrau Kaczynskis, Maria.

Der frühere polnische Präsident Lech Walesa kritisierte am Montag, dass derart viele wichtige Politiker, Militärs und Staatsbeamte in einem Flugzeug gesessen hätten. „Das war unverantwortlich“, sagte er. Es müsse Regeln geben, dass so etwa nicht wieder passieren könne. Unter den Opfern waren neben Kaczynski und seiner Ehefrau unter anderem Vize-Parlamentschef Jerzy Szmajdzinski, Vize-Außenminister Andrzej Kremer sowie viele Parlamentarier. Auch die Ikone der demokratischen Opposition, die legendäre Streikführerin von 1980 in Danzig, Anna Walentynowicz, war an Bord der Tupolew.

Polnische Medien lobten am Montag ausdrücklich die „vorbildliche“ Zusammenarbeit mit Russland bei den Ermittlungen über die Absturzursache. Der russische Regierungschef Wladimir Putin hatte seinem polnischen Kollegen Donald Tusk bereits unmittelbar nach dem Absturz am Samstag engste Kooperation und Hilfe bei der Aufklärung versprochen.

Derweil warnten viele Geistliche bei Messen und Gottesdiensten davor, voreilig die Schuldfrage zu stellen. Dennoch wurde diese Frage lauter. Die russische Staatsanwaltschaft schloss eine technische Ursache für den Absturz aus. Die Maschine vom Typ Tupolew TU-154 sei in einwandfreiem Zustand gewesen, sagte Chefermittler Alexander Bastrykin. Der Pilot sei mehrfach auf die schlechte Wetterlage und den Nebel hingewiesen worden und habe trotzdem mehrere Landeversuche unternommen.

In einigen internationalen Pressekommentaren wurde in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass Kaczynski während des Südkaukasuskrieges 2008 auf einem Flug nach Georgien seinen Piloten zum Landen zwingen wollte, obwohl Russland allen Flugzeugen befohlen hatte, die georgische Hauptstadt Tiflis zu meiden.