Jetzt droht der Chef der Terrororganisation Al-Qaida, Osama bin Laden, uns Europäern. In einem Video fordert er den Abzug der Truppen aus Afghanistan.

Washington. Der Chef der Terrororganisation Al Qaida, Osama bin Laden, hat gegen Europa Drohungen ausgesprochen und die Ländern aufgefordert, ihre Truppen aus Afghanistan zurückzuziehen. Unmittelbar vor der Bundestagswahl an diesem Sonntag nutzte bin Laden dazu eine Videobotschaft, die per Internet verbreitet wurde. In der als echt eingesstuften Botschaft forderte bin Laden die europaer zudem auf, "von den Fehlern anderer zu lernen". Das teilte amerikanische Intel-Center am Freitag mit, das zuständig für die Einschätzung von terroristischen Internet-Botschaften ist. Zuvor hatte der mutmaßliche El-Kaida- Terrorist Bekkay Harrach ein neues Video im Internet veröffentlicht, in dem offensichtlich deutschsprachige Muslime als Terroristen anwerben wollte.

Im Bundesinnenministerium ist die Bin-Laden-Botschaft bekannt, und sie werde sehr ernst genommen, sagte am Abend ein Sprecher. Das Band, das sich in die massive Propaganda des Terrornetzes El Kaida einfüge, werde derzeit ausgewertet: „Wir tun unsere Arbeit, und wir tun das ruhig und gewissenhaft. Wir lassen uns nicht in den Zustand der Erregung versetzen.“ In dem Video sei bin Laden nur als Standbild zu sehen, hieß es. Er unterbreite – mit deutschen Untertiteln – seine Analyse des Verhältnisses der Europäer zu den Muslimen und lege seine Sicht der Zukunft der NATO in Afghanistan dar. Das Propagandawerk sei knapp fünf Minuten lang.

In der Audio-Botschaft wirft eine Osama bin Laden zugeschriebene Stimme den Ländern der NATO vor, in Afghanistan unrechtmäßig Menschen zu töten. Frauen, Kinder und ältere Männer seien getötet worden, „weil George W. Bush böse auf sie war“. Er forderte die Europäer auf, sich aus dem Land zurückzuziehen. Sich zur Wahrheit zurückzubegeben, sei besser, als den falschen Weg zu verfolgen. Der Terroristenanführer nimmt auch Bezug auf die Al-Qaida- Anschläge in Madrid im März 2004 und in London im Juli 2005. Hätten die Europäer mit eigenen Augen gesehen, wie brutal die Amerikaner und ihre Helfer gegen die Taliban im Norden Afghanistans vorgegangen seien, könnten sie nachvollziehen, was zu den blutigen Taten von Madrid und London geführt habe. Die Bin-Laden-Botschaft wurde am Freitag auf den einschlägigen Islamisten-Websites verbreitet. In einer Version war sie mit dem Hinweis versehen: „Junge Männer, bitte veröffentlicht dies.“

Auch der mutmaßliche El-Kaida-Terrorist Bekkay Harrach verbreitete am Freitag ein neues Video. Er lockt darin deutschsprachige Muslime mit Sätzen wie „Am Dschihad (Heiliger Krieg) kann sich jeder beteiligen“. Die im Internet veröffentlichte Botschaft enthält aber keine neuen, direkten Drohungen gegen Deutschland. Angesichts des neuen Videos von Harrach sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Stefan Paris, am Freitag in Berlin, die Sicherheitsbehörden seien wachsam. Sie reagierten angemessen, sehr intensiv und mit konkreten Maßnahmen auf die Drohbotschaften. Die Bedrohungssituation sei aber nach wie vor abstrakt – es lägen keine konkreten Hinweise auf geplante Aktionen vor.

Harrach, der sich 2007 aus dem Rheinland ins pakistanisch- afghanische Grenzgebiet abgesetzt hatte, betont in dem neuen Video, der persönliche Erfolg sei im „Heiligen Krieg„ nicht wichtig: „Ich kann mein Ziel erreichen, ich kann aber auch in (dem US- Gefangenenlager) Guantanamo landen.“