Der Angreifer wurde in einem Trainingslager der Terrororganisation al-Qaida im Jemen ausgebildet. Von dort erhielt er auch den Sprengstoff.

Detroit. Der vereitelte Anschlag auf ein US-Flugzeug an Weihnachten hat weltweit die Angst vor neuen Terroranschlägen geschürt. Auf den Flughäfen der USA und in vielen Staaten Europas, darunter auch in Deutschland, wurden die Sicherheitskontrollen am Wochenende weiter verschärft. Gegen den Angreifer, einen 23-jährigen Nigerianer mit mutmaßlichen al-Qaida-Verbindungen, wurde in den USA Anklage erhoben.

Den Ermittlern sagte Umar Faruk Abdulmutallab, er sei in einem Trainingslager der Terrororganisation al-Qaida im Jemen ausgebildet worden. Dort habe er auch den Sprengstoff erhalten sowie genaue Anweisungen, wie und wann er ihn einsetzen sollte. Abdulmutallab ist der jüngste Sohn eines nigerianischen Ex-Ministers und reichen Bankiers. Er studierte laut nigerianischen Zeitungsberichten zwischen 2005 und 2008 in London Maschinenbau.

Sein Vater Umaru Mutallab war wegen der radikalislamischen Ansichten seines Sohnes den Berichten zufolge so besorgt, dass er die US-Botschaft in Abuja und die nigerianischen Behörden alarmierte. Die britische Polizei durchsuchte im Zusammenhang mit dem Anschlagsversuch die Londoner Wohnung, in der Abdulmutallab während seines Studiums wohnte.

Laut Anklageschrift soll Abdulmutallab versucht haben, den Airbus der Fluggesellschaft Delta-Northwest Airlines beim Landeanflug auf Detroit mit Hilfe des hochexplosiven Sprengstoffs PETN in die Luft zu sprengen. Der 23-Jährige sagte demnach aus, er habe den Sprengstoff mit Hilfe einer in einer Spritze mitgebrachten Chemikalie zünden wollen. Dabei setzte er aber seine Kleidung in Brand und wurde anschließend von Passagieren überwältigt.

Nach Informationen des US-Fernsehsender ABC war der Sprengstoff vermutlich in Abdulmutallabs Unterwäsche eingenäht. Der niederländische Video-Produzent Jasper Schuringa schilderte im US-Fernsehen, wie er auf den mutmaßlichen Attentäter sprang, ihn niederrang und das Feuer löschte. Danach habe er ihn gemeinsam mit der Besatzung gefesselt. Der Anschlagsversuch weckte Erinnerungen an den Fall des britischen „Schuh-Bombers“ Richard Reid, der kurz vor Weihnachten 2001 auf einem US-Flug von Paris nach Miami versucht hatte, in seinen Schuhen versteckten Sprengstoff zu zünden.

US-Präsident Barack Obama ordnete zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen an und berief seine Sicherheitsberater ein. Auch auf anderen Flughäfen weltweit wie in London, Paris und Rom wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. In Deutschland veranlasste die Bundespolizei ebenfalls zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. In einer Erklärung von Samstagabend rief sie USA-Reisende auf, sich auf längere Wartezeiten einzustellen.

Der vereitelte Anschlagsversuch mache deutlich, „dass wir zu jeder Zeit wachsam im Kampf gegen Terrorismus bleiben müssen“, erklärte US-Justizminister Eric Holder. Der frühere Sicherheitsberater im Weißen Haus, Richard Clarke, forderte auf ABC, die Flughäfen mit den umstrittenen Nacktscannern auszustatten, die Passagiere bis auf die Haut durchleuchten können.

Die erhöhte Wachsamkeit wurde auch durch den Zwischenstopp einer Lufthansa-Maschine deutlich. Das Flugzeug auf dem Weg aus Frankfurt nach Detroit landete am Samstag außerplanmäßig auf Island, da sich an Bord das Gepäck eines Passagiers befand, der nicht mitflog. Diese Gepäckstücke seien ausgeladen worden, sagte eine Lufthansa-Sprecherin. Der Flieger landete mit zweistündiger Verspätung in Detroit.